2031 wird die Juice-Sonde da sein, wo sie hinsoll. 700 Millionen Kilometer von der Erde entfernt, in einer Welt der Extreme. Extrem kalt, extrem dunkel und extrem verstrahlt. «Jupiter ist ein riesiger Teilchenbeschleuniger», sagt Astrophysiker Peter Wurz von der Universität Bern.
Strapazen für die Elektronik
Ein Jupitertag dauert lediglich zehn Stunden. Der Gasriese ist ein wirbelnder Koloss, der mit der schnellen Rotation und seinem mächtigen Magnetfeld eine sehr grosse Radioaktivität erzeugt. Absolut tödlich für uns Menschen und eine grosse Gefahr für die Elektronik.
Die Elektronik der Sonde ist daher speziell strahlensicher gebaut und geschützt durch einen Strahlendetektor, der am Paul-Scherrer-Institut im aargauischen Villigen konstruiert wurde.
Daten und Licht im Dunkeln sammeln
Als künstlicher Mond wird Juice durch das dunkle Jupitersystem ziehen, um Gasmassen, Magnetfelder und Strahlung zu messen. Mit einem Minimum an Energie.
Die 85 Quadratmeter Solarpanels müssen dabei jedes Quäntchen Licht aus der Dunkelheit ziehen, sagt Audrey Vorburger. Auch sie ist Astrophysikerin an der Universität Bern und wie Peter Wurz seit den ersten Planungssitzungen an Juice beteiligt. Die Solarpanels liefern etwa 900 Watt. Auf der Erde wären es 30'000 Watt. «Damit kann man einen Föhn gerade mal auf niedrigster Stufe laufen lassen.»
Eismonde sind kosmische Tiefkühltruhen
Juice, so flüssig das klingt, hat Gefrorenes im Fokus: die drei grossen Eismonde Ganymed, Europa und Kallisto. Die Bezeichnung Juice steht denn auch für «Jupiter Icy Moons Explorer».
In der bis zu -170 Grad kalten Strahlenhölle ziehen die drei Eismonde ihre Runden um Jupiter. Zugedeckt von bis zu 150 Kilometer dicken Eispanzern. Darin konserviert die Geburtsgeschichte unseres Sonnensystems. «Die eingefrorene Chemie erlaubt uns einen Blick auf die Zeit vor 4.5 Milliarden Jahren» so Peter Wurz, Leiter des Berner Juice-Teams.
Harte Schale, weicher Kern
Juice soll diese Urwolken-Chemie entschlüsseln und das Weiche unter der harten Schale. «In den riesigen Wasserozeanen, könnte es einfaches Leben geben, vor der Strahlung durch die dicken Eismäntel geschützt.»
Und zwar am ehesten auf Europa. Weil dort der Ozean tief, gross und alt sei und weil er am Boden direkt auf Gestein treffe, sagt Audrey Vorburger. Gestein, aus dem sich an warmen Quellen Mineralien lösen, die Leben entstehen lassen und nähren könnten.
Mögliches Leben erschnüffeln
Juice wird sich dem Eismond bis auf 200 Kilometer nähern und mit viel Glück einen Ausatmer von Europa kreuzen. Eine der geysirartigen Wasserfontänen, die Europa durch Risse seiner Eisschicht presst. Das sei die grosse Hoffnung, sagt Peter Wurz: «In so einem Sprühregen können wir mit unserem Massenspektrometer NIM direkt die chemische Zusammensetzung des Ozeans, und Spuren von Leben in Form von Stoffwechselprodukten messen – sofern Leben vorhanden ist.»
Drei Jahre wird Juice im Jupitersystem seine Runden drehen – und dann, wenn ihm Licht und Energie ausgehen, auf dem grössten Mond, auf Ganymed zerschellen.