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Meteosat 12 Bringt der neue Wettersatellit bessere Prognosen?

Am 4. Dezember hat der neue Wettersatellit Meteosat 12 den Betrieb aufgenommen. Was man vom neuen Satelliten erwarten kann, weiss SRF Meteorologe Roman Brogli.

Roman Brogli

Meteorologe, SRF

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Roman Brogli ist Meteorologe und arbeitet seit 2021 bei SRF Meteo. Zuvor hat er an der ETH Zürich als Klimawissenschaftler gearbeitet.

Wie beurteilen Meteorologen den neuen Wettersatelliten? Ist es ein grosser Fortschritt?

Ja. Ein Satellit ist zwar nur ein Puzzlestück bei einer Wetterprognose. Aber da ist es ein grosser Sprung. Der neue Satellit liefert etwa doppelt so genaue Bilder wie früher. Dazu gibt es die Bilder auch doppelt so schnell.

Welche konkreten Vorteile bietet der neue Satellit für die Wetterprognose?

Man hat den aktuellen Zustand des Wetters besser im Blick. Bei SRF Meteo ist uns zum Beispiel sofort aufgefallen, dass wir in der Nacht viel besser sehen können, wo in der Schweiz bereits Hochnebel liegt. Das hilft natürlich bei der Prognose des Sonnenscheins tagsüber. In naher Zukunft sollten wir dazu die Entwicklung von Gewittern schneller erkennen können.

Der Satellit soll auch präzisere Prognosen für Extremwetterereignisse ermöglichen. Was bedeutet das in der Praxis?

Es geht hier beispielsweise um die vorhin erwähnten Gewitter. Nicht nur Meteorologinnen oder Meteorologen profitieren von den genaueren Satellitendaten, sondern auch Wettermodelle. Diese werden nämlich mit Satellitendaten gefüttert. Je besser das aktuelle Wetter in einem Wettermodell abgebildet ist, desto weniger Fehler gibt es in der Prognose. Das gilt auch für Prognosen von Extremwetter. Wie viel besser die Prognosen tatsächlich werden, kann man jetzt aber noch nicht sagen.

Warum sind Wetterprognosen für die Schweiz schwierig?

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Die Schweiz stellt Meteorologinnen und Meteorologen vor besondere Herausforderungen, vor allem wegen ihrer komplexen Topografie. Mit ihren Bergen, Tälern, Seen und Hochebenen beeinflusst die Landschaft das Wettergeschehen auf engem Raum erheblich. Dadurch entstehen regionale Unterschiede, die von globalen Wettermodellen oft nicht in voller Genauigkeit erfasst werden können.

Denn: Wettermodelle sehen die Welt in Pixeln. In globalen Wettermodellen ist ein Pixel etwa zehn Kilometer gross. Das reicht, um die Grosswetterlage sehr gut abzubilden. Ein Alpental existiert aber in so einem Modell schlicht nicht. Deshalb muss man die Prognose aus den globalen Modellen für die Schweiz verfeinern, etwa mit Statistik oder zusätzlichen Wettermodellen.

In der Wettervorhersage tut sich derzeit viel, insbesondere durch den Einsatz künstlicher Intelligenz. Was dürfen wir in Zukunft noch erwarten?

Es gibt bereits Wetterprognosemodelle, welche nur auf KI beruhen. Die Qualität dieser Vorhersagen ist bereits sehr gut und wir nutzen diese Modelle auch bei unserer Arbeit. Ich denke, es gibt hier noch enormes Potenzial. Auch, wenn es um Satellitendaten geht. Beispielsweise bei der «Übersetzung» von hochkomplexen Satellitendaten in die Welt der Wettermodelle. Dies ist aufwendiger Prozess, welcher durch KI beschleunigt werden könnte. Daran wird aktuell bei gewissen Wetterdiensten gearbeitet.

Das Gespräch führte Christian von Burg.

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