Kurz vor der Landung passiert das Entscheidende, ganz nach Plan: Das Hauptmodul, die «SLIM» Sonde, wirft zwei kleine Objekte ab. Diese fallen ungebremst in den Sand der Mondoberfläche. Das erste ist ein rund zwei Kilogramm schweres Funkmodul, es wird kurz nach seinem Aufschlag das kleinste Objekt werden, das jemals direkt seine Signale vom Mond zur Erde gefunkt hat.
Das zweite kleine Teil hat es in sich: Es ist keine 200 Gramm schwer, rund und so gross wie ein Tennisball. Mit an Bord der kleinen Kugel aus Aluminium: Ein Funk-Sender, ein Motor, eine Lithiumbatterie und eine Kamera.
Wie ein «Transformer»
Kaum auf der Mondoberfläche angekommen, wird die kleine Roboterkugel aktiv. Sie teilt sich in der Mitte und fährt zwei Hälften aus und transformiert sich zu einem Gefährt. Die beiden Kugelhälften dienen als Räder, um SORA-Q im Mondsand zu bewegen.
Hinten klappt noch eine Art Stabilisator aus, damit eine Vorwärtsbewegung möglich wird. Und in der Mitte aufrecht sitzend, wie auf einem Thron, das Herzstück: Die Kamera, die das begehrte Bild macht.
Hoffen auf Sonne
Das Foto ermöglicht den Technikerinnen und Flugleitern im heimischen Japan eine Analyse der missglückten Landung: Die Sonde SLIM setzte quasi kopfüber auf dem Mond auf. Deshalb liefern ihre Solarpanels praktisch keinen Strom.
Der Sonnenstand ist am Landungsort beim Shioli Krater auf der Mondrückseite zurzeit sehr tief. Ein zusätzliches Problem. Lange blieb unklar, wie viele kalte Mondnächte, die Raumsonde überstehen wird. Denn auf dem Mond kann die Temperatur nachts deutlich unter -100 °C fallen.
Es geht weiter
Nach mehr als einer Woche ist nun aber klar: Die Sonde funktioniert noch. Sie hat durch den täglich höher werdenden Sonnenstand wieder Energie tanken können. Wie lange sie durchhält, ist zwar noch offen. Aber: Sie konnte jetzt erste Bilder liefern.
Es war also gewissermassen der Kleine, der dem Grossen aus der Patsche geholfen hat. Eine Zusatzidee, die plötzlich zum Hauptakteur einer Geschichte wird.
Entstanden ist der kleine runde Mondroboter SORA-Q übrigens in einer Zusammenarbeit, die nicht per se auf der Hand liegt: Die japanische Raumfahrtbehörde hat sich einen Spielzeughersteller für die Entwicklung mit an Bord geholt. Ein gleichartig gebauter Roboter war bereits bei der im Jahr 2022 gestarteten Mondmission mit an Bord. Sie ist damals allerdings gescheitert, die Sonde ist vermutlich abgestürzt bei der versuchten Landung – und auch der Mini-Roboter wurde nicht abgeworfen.
Diesmal aber hat es geklappt – zumindest mit dem Kleinen. Und für Fans gibt’s ihn natürlich auch als Spielzeug zu kaufen.