Chat-Protokoll
Mein Enkel, 17 Jahre, 1.80 gross wiegt 66kg. Er isst aus Überzeugung nur vegan, da er keine Tiere und Tierprodukte essen will. Er hat abgenommen. Ist das Orthorexie? Ist das gefährlich? Er isst eindeutig weniger Kalorien als früher. Er treibt Sport.
Shima Wyss: Vielen Dank für die Frage. Es klingt, als würde Ihr Enkel sich sehr bewusst mit seiner Ernährung auseinandersetzen und seine vegane Lebensweise aus ethischer Überzeugung gewählt haben. Dass er abgenommen hat und möglicherweise weniger Kalorien zu sich nimmt, kann zunächst ein normaler Nebeneffekt sein, wenn jemand auf eine pflanzenbasierte Ernährung umstellt – insbesondere, wenn er früher viele kalorienreiche tierische Produkte gegessen hat. Es ist wichtig, zu prüfen, ob seine Ernährung ausgewogen und ausreichend ist, da vegane Ernährung durchaus gesund sein kann, aber bei Jugendlichen, die sich noch im Wachstum befinden, besondere Aufmerksamkeit auf Nährstoffzufuhr gelegt werden muss. Das, was Sie beschreiben, deutet nicht zwingend auf Orthorexie (die zwanghafte Fixierung auf gesundes Essen) hin. Orthorexie wäre dann ein Thema, wenn er übertrieben kontrolliert, was er isst, und wenn sein Verhalten von starren Regeln, Ängsten vor „ungesundem“ Essen und sozialem Rückzug geprägt ist. Wichtig ist zu beobachten, ob seine vegane Ernährung flexibel bleibt oder ob sie zunehmend zwanghafte Züge annimmt. Wenn er z. B. Mahlzeiten mit der Familie vermeidet oder immer mehr Lebensmittel als „verboten“ einstuft, wäre das ein Warnsignal.
Sein Gewicht von 66 kg bei 1,80 m Körpergrösse liegt im Normalbereich (BMI ca. 20), sodass er aktuell kein gesundheitliches Risiko durch Untergewicht hat. Gefährlich könnte es jedoch werden, wenn er weiter ungewollt abnimmt oder wenn wichtige Nährstoffe fehlen, etwa Protein, Vitamin B12, Eisen oder Omega-3-Fettsäuren, die in einer veganen Ernährung oft kritisch sind. Besonders bei Jugendlichen, die Sport treiben, ist eine ausreichende Kalorien- und Nährstoffzufuhr essenziell. Entscheidend ist auch, in welcher Zeit er wieviel an Gewicht abgenommen hat.
Ich empfehle Ihnen, mit ihm über seine Beweggründe zu sprechen und dabei zu verstehen, ob er sich wohlfühlt oder ob Ängste oder Zwänge rund ums Essen eine Rolle spielen. Falls Sie das Gefühl haben, dass seine Ernährung ihn stark einschränkt oder seine Gesundheit gefährdet, wäre es sinnvoll, eine Fachperson, wie z.B. Ernährungsberater mit Erfahrung in veganer Ernährung hinzuzuziehen. Auch ein Check-up beim Hausarzt, inklusive Blutuntersuchung, wäre hilfreich, um mögliche Mängel frühzeitig zu erkennen.
Kurz gesagt: Seine vegane Ernährung ist an sich nicht gefährlich, solange sie ausgewogen ist und er ausreichend isst. Es wäre wichtig zu beobachten, ob sein Verhalten flexibel bleibt oder sich in Richtung Zwang oder Kontrolle entwickelt. Ein offenes Gespräch und ggf. eine fachliche Begleitung können sicherstellen, dass seine Ernährung gesund bleibt und ihn nicht einschränkt. Ich wünsche Ihnen gute Gespräche und alles Gute.
Meine Schwester kämpfte jahrelang stark mit einer Essstörung. Was für Ratschläge geben Sie Angehörigen? Wie soll damit umgegangen werden?
Veronica Defièbre: Wichtig ist, Ihre Schwester darauf anzusprechen und ihr das Gefühl zu geben, dass Sie sie nicht verurteilen, sondern ihr helfen wollen. Möglichst keine Kommentare zu ihrem Gewicht machen, sondern ihr das Gefühl vermitteln, dass sie geliebt wird, egal, wie viel oder wenig sie wiegt. Ihr zuhören und sie möglichst nicht verurteilen, hören, was sie braucht und den Fokus weg vom Essen oder Gewicht nehmen, wenn sie das zulässt.
Bezugnehmend auf die vorangehende Frage: Gibt es auch Empfehlungen für Angehörige selbst? Nicht in Bezug auf das direkte Gespräch mit den Betroffenen, sondern vielmehr für die Angehörigen selbst. Wie und wann kann man sich abgrenzen, gibt es evtl. konkrete Hilfsangebote für Angehörige selbst? Mir scheint hier eine gewisse Lücke zu bestehen.
Veronica Defièbre: Unter Selbsthilfegruppen Zürich finden Sie eine Selbsthilfegruppe für Angehörige von Menschen mit Essstörungen: https://www.selbsthilfezuerich.ch/shzh/de/selbsthilfe-gesucht/gruppenliste.html Auch kann es hilfreich sein, sich selber psychotherapeutische Unterstützung zu holen. Wie Sie selber erlebt haben, ist für Familien das Leben mit Angehörigen mit Essstörungen sehr belastend und oftmals sehr schwierig den richtigen Umgang zu finden.
Meine Schwester ist in Behandlung für eine Essstörung. Beim Weihnachtsessen machten unsere Eltern (gut gemeinte) Kommentare, wie «Du kannst doch sicher noch etwas mehr essen» oder «Nur noch ein bisschen mehr?» respektive machten eher negative Kommentare über das Gewicht einer anderen Person. Fiel mir sehr schwer, damit umzugehen, einerseits weiss ich nicht wie sehr es meine Schwester trifft/"triggert», andererseits will ich nicht eine grössere Sache draus machen. Haben Sie echt Empfehlungen für Angehörige von Betroffenen, wie man mit sowas umgehen kann?
Shima Wyss: Zunächst möchte ich betonen, wie wichtig es ist, dass Sie sich Gedanken darüber machen, wie Sie Ihre Schwester in einer solch sensiblen Situation unterstützen können. Angehörige spielen bei der Genesung von Essstörungen eine enorm wichtige Rolle, da das soziale Umfeld häufig einen entscheidenden Einfluss auf das Wohlbefinden und die Stabilität der betroffenen Person hat. Ich gebe Ihnen gerne praktische Empfehlungen, wie Sie künftig mit solchen Situationen umgehen können und wie Sie möglicherweise mit Ihrer Familie darüber sprechen können, ohne Druck aufzubauen.
- Mit der Schwester sprechen: Sprechen Sie nach dem Essen in einem ruhigen, privaten Moment mit Ihrer Schwester. Fragen Sie empathisch: „Wie hast du die Kommentare beim Essen empfunden? Hat es dich belastet?“ Dies gibt ihr Raum, ehrlich über ihre Gefühle zu sprechen. Es hilft Ihnen zu verstehen, ob Sie in Zukunft aktiver eingreifen sollten oder ob Ihre Schwester eine andere Art von Unterstützung braucht.
- Eltern behutsam sensibilisieren: Wie kann man das Gespräch beginnen? „Mir ist aufgefallen, dass beim Weihnachtsessen einige Kommentare über Essen und Gewicht gemacht wurden. Ich glaube, es wäre hilfreich, wenn wir versuchen könnten, solche Themen zu vermeiden, um [Name der Schwester] nicht unter Druck zu setzen.“ „Ich weiss, ihr meint es gut, gleichzeitig sind bei Essstörungen solche Kommentare oft schwierig für Betroffene. Wollen wir gemeinsam überlegen, wie wir besser unterstützen können?“
- Positiven Raum schaffen: Betroffene fühlen sich oft beobachtet, wenn es ums Essen geht. Das kann den Druck erhöhen. Helfen Sie Ihrer Schwester, sich wohler zu fühlen, indem Sie die Gespräche bei gemeinsamen Mahlzeiten auf andere Themen lenken. Beispiele für Gesprächsthemen während Mahlzeiten: Reisen, Hobbys, Musik, Filme, Pläne für das neue Jahr, lustige oder schöne Erinnerungen
- Selbsthilfe für Angehörige: Es ist auch für Angehörige belastend, eine geliebte Person mit einer Essstörung zu unterstützen. Oft empfinden Familienmitglieder Hilflosigkeit, Frust oder Schuldgefühle. Deshalb ist es wichtig, dass Sie auch auf Ihre eigene psychische Gesundheit achten. Z.B in Selbsthilfegruppen für Angehörige.
Immer wenn ich mich darauf fokussiere «gesund» zu essen dreht sich bei mir im Kopf alles um essen essen essen. Dies hat zur Folge das ich nur ans Essen denke und dann zu viel esse. Aber wenn ich mich nicht darauf fokussiere «gesund» zu essen dann esse ich irgendetwas. Was kann ich tun, dass ich hier die richtige Balance finde? Vielen Dank für eure Hilfe
Sarah Stidwill: Hallo, guten Abend, das ist eine wichtige Frage. Eine Möglichkeit ist, eine andere Definition zu finden. Was heisst denn «gesund»? Wieso möchte ich mich «gesund» ernähren? Möchte ich frühstücken, um weniger Heisshunger haben? Möchte ich ausgewogen essen, damit ich gut schlafen kann? Kleine Schritte können helfen. Zum Beispiel «bei jeder Hauptmahlzeit etwas farbiges essen» oder «zu jeder Mahlzeit gehört etwas, das ich besonders gerne mag». Weg von «ich muss» hin zu «ich darf».
Wo finde ich eine Psychologin für meine 15 Jährige Tochter mit Anorexie?
Veronica Defièbre: Leider ist es sehr schwierig Psychotherapeut*innen für Kinder und Jugendliche zu finden. Diese Webseite könnte Ihnen weiterhelfen: https://www.zhaw.ch/de/psychologie/dienstleistung/psychotherapie/psychologische-beratung-psychotherapie/kinder-und-jugendliche/
Ich bin kürzlich auf den Begriff ARFID gestossen, der meine Situation seit Kindheit perfekt beschreibt. Inwiefern lohnt es sich noch Abklärungen zu treffen, wenn man bis auf das (durchaus einschneidende) gesellschaftliche Unverständnis eigentlich ganz gut damit leben kann, auch ohne «offizielle» Diagnose? Möchte nur keine Lawine an potenziellen Folgeabklärungen lostreten.
Nicole Heuberger: Guten Abend. ARFID ist tendenziell noch eher unbekannt, und deshalb reagieren oft Menschen im Umfeld mit Unverständnis. Ob es für Sie wichtig ist, eine «offizielle» Diagnose zu haben, können Sie selber wahrscheinlich am besten beurteilen. Grundsätzlich kann eine klare Diagnose schon helfen, gegenüber anderen Menschen besser zu argumentieren und hoffentlich führt das auch zu grösserer Akzeptanz. Entscheidend ist aber vor allem, dass es Möglichkeiten für die Behandlung von ARFID gibt. Es muss nicht so bleiben, dass Sie gegenüber Nahrungsmittel Angst oder Ekel empfinden. Folgeabklärungen sehe ich nicht als unbedingt nötig, eher eine behutsame (in kleinen Schritten) Behandlung, sodass wieder mehr Flexibilität in Ihrem Speiseplan möglich ist. Wenn mit ARFID Mangelernährungszustände / Untergewicht einhergeht, dann rate ich Ihnen unbedingt Fachhilfe zu suchen. Alles Gute!
Meine Ex-Frau hatte früher Essstörungen. Nun ist sie komplett dem Fitness-Wahn verfallen. Meine Tochter (15) übernimmt nun die einseitigen Essgewohnheiten der Mutter und geht auch ins Fitnessstudio. Die Mutter habe ich darauf angesprochen und sie meint, dass sie schon wisse, auf was sie achten müsse. Ich sorge mich aber um meine Tochter, welche die Essgewohnheiten (kein Frühstück, viel Proteinpulver, praktisch keine Süssigkeiten, praktisch keine Kalorien) der Mutter übernommen hat. Ich habe versucht der Tochter aufzuzeigen, dass das nicht Gesund ist. Aber da die Tochter vorwiegend bei der Mutter wohnt, ist ihr Einfluss zu gross, um etwas durch mich bewirken zu können. Wie kann ich dieses Problem angehen?
Veronica Defièbre: Das ist sicher nicht einfach. Eine Möglichkeit wäre Ihre Tochter auf das Thema offen anzusprechen und Ihren Sorgen Ausdruck verleihen. Wichtig ist, dass es sich nicht wie eine Vorschrift oder Tadel anhört, sondern Sorge. Sie könnten Sie fragen, warum ihr Fitness und gesunde Ernährung so wichtig sind, ihr das Gefühl geben, sie verstehen zu wollen und nicht sie zu verurteilen, sonst ist die Gefahr gross, dass sie dicht macht.
Unsere Tochter (Jg. 2002) hat uns offenbart, dass sie seit 2 Jahren an einer Essstörung leidet. Sie hat stark abgenommen und sie hat keine Mens mehr. Sie zählt jede Kalorie und hat immer wieder Essattacken und übergibt sich anschliessend. Sie war schon ca. 5x in psychologischer Behandlung, bisher aber leider ohne Erfolg. Wir haben ihr vorgeschlagen zusätzlich eine Ernährungsberatung mit Erfahrung bei Essstörungen aufzusuchen aber sie ist der Meinung das bringe nichts. Wir machen uns grosse Sorgen und wissen nicht, wie wir uns verhalten sollen. Gibt es eine Anlaufstelle für hilflose Eltern? Danke für ein Feedback und freundliche Grüsse
Nicole Heuberger: Guten Abend. Ich kann gut verstehen, dass Sie sich grosse Sorgen machen. Es ist auch wichtig, dass Sie nicht aufgeben, weiterhin Ihrer Tochter aufzuzeigen, dass eine Behandlung wichtig und nötig ist. Es gibt Austauschabende für Angehörige von Betroffenen. Die AES (www.aes.ch) ist eine gute Anlaufstelle (auch für Eltern) wo Sie sich informieren können. Je nachdem wo Sie wohnen, gibt es verschiedene Angebote. Ich wünsche Ihnen viel Kraft!
Guten Abend Wie kann ich lernen beim Essen auf meinen Bauch zu hören bzw. aufhören, wenn ich satt bin? Ich wohne alleine und es gelingt mir nicht ohne Ablenkung (Handy, Laptop) zu essen. Ich esse häufig zu viel (Völlegefühl) und habe mich zum Teil nicht mehr unter Kontrolle und stopfe regelrecht alles in mich hinein. Nachdem ich zu viel gegessen habe, plagen mich Schuldgefühle. Auch vermute ich eine Zuckersucht, da ich nach jedem Essen Lust auf etwas Süsses habe. Gibt es eine Definition für mein Essverhalten und wie kann ich dieses normalisieren? Danke!
Shima Wyss: Vielen Dank, dass Sie so offen über Ihre Situation sprechen. Was Sie beschreiben – das Gefühl des Kontrollverlusts beim Essen, das übermässige Essen bis hin zum unangenehmen Völlegefühl, gefolgt von Schuldgefühlen – weist auf ein Essverhalten hin, das emotionales Essen oder eventuell sogar Anzeichen einer Binge-Eating-Störung (Essanfälle) sein könnte. Es ist sehr gut, dass Sie sich dessen bewusst sind und daran arbeiten möchten.
Ich kann Ihnen einige Übungen mitgeben, die Sie als Experiment ausprobieren können. Bei einer Fachstelle für Essstörungen oder spezialisierten Fachexperten bekommen Sie noch weitere Unterstützung. Gutes Gelingen!
- Übung: Das Hunger-Sättigungs-Barometer Bevor Sie essen, fragen Sie sich: Skala 1-10 mit dem Gefühl:
1-2 = Stark hungrig (Magen knurrt)
2-3 = Hungrig
4-5 = Angenehm satt
7-8 = Leicht überessen
9-10 = Völlegefühl
Versuchen Sie bewusst zu essen, bis Sie bei einem Wert von 5-6 auf der Skala sind und versuchen Sie in kleinen Schritten 8-10 zu vermeiden. Wenn Sie vor dem Essen sehr hungrig sind (1-2) neigt der Körper dazu, zu schnell zu viel zu essen. - Essen ohne Ablenkung: Ablenkung während des Essens führt dazu, dass die Signale des Körpers ignoriert werden können. Hier sind einige Tipps: Tisch decken: Schaffen Sie eine angenehme Essensatmosphäre, auch wenn Sie alleine sind. Handy und Laptop ausschalten: Machen Sie das Essen zur Hauptaktivität, nicht zur Nebensache. Langsames Essen: Legen Sie während des Essens das Besteck ab und nehmen Sie kleinere Bissen.
- Emotionale Auslöser erkennen – Was triggert das Essen? Gefühls – und Esstagebuch führen, in dem der Schwerpunkt auf die Emotionen liegt, also wo bin ich, mit wem, wie geht es mir.
Ich bemerke dass ich die Tendenz habe zu vergessen das ich essen soll und manchmal kostet es mich Überwindung zu essen. Besonders wenn ich müde und erschöpft bin. Ich mag meinen Körper wie er ist und hätte auch nichts gegen ein paar Kilo mehr Reserve. Trotzdem muss ich aufpassen nicht zu wenig zu essen. Was kann ich tun damit mir Essen wieder mehr Freude bereitet und mich keine Überwindung kostet?
Veronica Defièbre: Das hört sich nach einem eher stressigen Leben an, ist das so? Falls dem so ist, wäre wichtig, sich mehr Zeit zum Essen zu nehmen, sich schon im Vorfeld zu überlegen, worauf Sie Lust haben und wann Sie genügend Zeit zum Besorgen oder Kochen einbauen könnten. Achtsamkeitsübungen beim Essen finde ich auch immer hilfreich, also das Essen anschauen, die verschiedenen Farben und Formen, die es hat. Dann daran riechen, sich auf das konzentrieren, was Sie riechen und schliesslich ganz bewusst kauen und sich auch auf den Geschmack konzentrieren.
Mir ist gesunde Ernährung wichtig. Wie kann ich meinen Kinder erklären, warum es mir wichtig ist, dass sie möglichst viel Gemüse essen sollen ohne ihnen einzutrichtern was ein „gutes“ und ein „schlechtes“ Lebensmittel ist? Vielen Dank
Sarah Stidwill: Guten Abend. Gesund heisst ausgewogen und mit Genuss. Gemüse gehört zu einer gesunden Ernährung, genauso aber auch andere Nahrungsmittel. Wenn Kinder ausprobieren dürfen, mitkochen können und auch sagen dürfen, wenn sie etwas nicht mögen, ist das ein guter Weg. «Gut» und «böse» passiert zum Beispiel beim Sätzen wie «Wenn Du Dein Gemüse nicht isst, bekommst Du keinen Dessert». Erklären Sie Ihren Kindern, wieso welche Nahrungsmittel wichtig sind. Gemüse als «Schutzschild», Eiweiss für Muskeln zum Spielen etc. Denken Sie daran, dass die Gemüseportionen für Ihre Kinder kleiner sind, als Ihre. «Eine Hand voll» ist bei kleineren Händen weniger.
Als Teenager hatte ich eine Essstörung und bewegte mich in Richtung Anorexie, ohne jemals untergewichtig zu sein. Im Anschluss, um die Entwicklung abzuwenden, begann ich zu bingen, was nach 10 Jahren noch immer anhält und mit einer Gewichtszunahme einherging. Ich würde mich selbst diagnostizieren mit Zuckersucht/Esssucht/Binge eating disorder. An welche Fachperson wende ich mich diesbezüglich am besten?
Shima Wyss: Es ist beeindruckend, dass Sie nach all den Jahren den Mut aufbringen, sich Ihrem Essverhalten bewusst zu stellen und Unterstützung zu suchen – das zeigt grosse innere Stärke. Für den Umgang mit Binge-Eating-Störung, emotionalem Essen oder einer möglichen Zuckersucht empfehle ich, sich an eine*n Fachärztin / Facharzt in für Psychiatrie und Psychotherapie oder einen Psychotherapeut*in zu wenden, die/der auf Essstörungen spezialisiert ist. Alternativ sind auch Ernährungsberater*innen mit psychotherapeutischem Hintergrund eine wertvolle Anlaufstelle, insbesondere solche, die sich mit emotionalem Essen und Verhaltensänderung befassen. Im besten Fall an ein Kompetenzzentrum, an dem diese Fachexpert*innen zusammenarbeiten. Ein guter erster Schritt wäre es, über Ihr/Ihre Hausarzt/ärztin eine Überweisung zu einer spezialisierten Stelle zu erhalten. Falls es Ihnen lieber ist, können Sie direkt Kontakt zu Beratungsstellen wie AES (Arbeitsgemeinschaft für Essstörungen), SGES (Schweizerische Gesellschaft für Essstörungen) oder Pro Juventute aufnehmen. Wichtig ist, dass Sie jemanden finden, der verhaltenstherapeutisch oder systemisch arbeitet, um Denkmuster rund um das Essverhalten nachhaltig zu begleiten. Zusätzlich bieten viele Therapeut*innen heute auch Online-Beratungen an, falls der Zugang vor Ort erschwert ist. Ich wünsche Ihnen viel Stärke und Geduld auf Ihrem Weg. Alles Gute!
Ich (Frau, 36) habe vor 2 Jahren meinen BMI von fast übergewichtig (24.7) auf fast untergewichtig (18.8) reduziert. Dies durch konsequentes Abwägen aller Lebensmittel und Erfassen in einer App. Damals ging es mir mental nicht gut. Nun mache ich viel Sport und halte das Gewicht mit täglichen Kontrollen auf der Waage. Ich verzichte auf Öl/Butter sowie Fleisch. Das ist nun nicht (mehr) problematisch, solange ich im grünen BMI-Bereich bleibe, oder?
Nicole Heuberger: Guten Abend. Da das Gewicht natürlicherweise schwankt, kann es bei einem Gewicht im Grenzbereich zwischen Normgewicht und Untergewicht (Ihr aktueller BMI 18.8) zwischenzeitlich kritisch tief sinken. Die Folge dabei kann sein, dass die Mens ausbleibt was ein Alarmzeichen ist. Generell kann konsequentes Einhalten von Kontrollmechanismen (Abwägen, Erfassen, tägliches Wägen/Verzichten von Öl) einen grossen Druck auslösen, gleichzeitig kann es auch viel Sicherheit geben. Die Krux kann sein, dass es sich schleichend verstärkt und je länger je stärker das Leben dominiert. Es muss aber nicht so sein, und solange Sie auch noch einen gewissen Spielraum finden und Flexibilität auch im Alltag möglich ist, dann besteht wenig Gefahr. Wichtig ist zu wissen, dass das Gewicht schwankt, und nicht ein Leben lang fix auf einer Zahl bleibt. Ich wünsche Ihnen alles Gute.
Ein Elternteil von mir hat in den letzten Jahren stark an Gewicht abgenommen, so dass Menschen aus meinem Umfeld mich aus Sorgen darauf ansprechen. Wenn ich auf das Thema zu sprechen komme, bekomme ich genervte Blicke und werde sofort abgewiesen. Ich weiss nicht, wie ich die Situation angehen soll. Ist es möglich mit dem Ausdrücken meiner Sorgen (dass die Person zu wenig isst) zu bewirken, dass eine Veränderung aus dem eigenen Willen entsteht – dies jedoch ohne direktes Eingreifen in die Überzeugung (Essverhalten) der Person? Was darf ich sagen und was sollte ich nicht sagen? Wie kann ich das Thema ansprechen, dass mir zugehört wird? In welchen Situationen darf/sollte ich etwas sagen und wie? Vielen herzlichen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen, Fragen zu beantworten.
Veronica Defièbre: Guten Abend. Gewicht ist leider meistens ein heikles Thema. Wenn Sie Ihrem Elternteil mitteilen, dass Sie sich Sorgen machen, weil Übergewicht viele gesundheitliche Risiken birgt, könnte das ein Einstieg sein. Es könnte hilfreich sein, nachzufragen, wie der Elternteil selber sein Gewicht wahrnimmt und wie es ihr/ihm damit geht. Vielleicht können Sie dann besser einordnen, was dahinter steht und ob Ihr Elternteil offen für Ihre Hilfe ist.
Guten Abend. Ich habe folgende Frage: Wenn man Binge Eating als Sucht betrachtet wie zum Beispiel Akoholismus, dann muss man davon ausgehen, dass jemand seine Trigger-Foods komplett meiden müsste um nicht wieder ins Binge Eating zu fallen. Ein:e Alkoholiker:in würde ja auch nicht sagen ich trinke nur ein bisschen. Was halten Sie davon? Ist das mit Zucker anders oder ist das der einzige Weg? Danke für Ihre Antwort.
Sarah Stidwill: Guten Abend, es ist richtig, Essstörungen weisen viele Ähnlichkeiten mit Süchten auf. Erschwerend kommt bei einer Essstörung hinzu, dass Betroffene sich mehrmals täglich mit ihrem «Suchtmittel» auseinandersetzen müssen. Sie haben Trigger-Foods genannt. Das muss nicht unbedingt Zucker sein. Ich empfehle, nicht auf Nahrungsmittel zu verzichten oder diese auf eine Verbotsliste zu setzen. Oft bleibt so ein Teufelskreis bestehen. Wichtig ist auch die Auseinandersetzung mit den Gründen für das Essen oder Nicht-Essen. Essstörungen sind Bewältigungsstrategien und es ist wichtig, hier genauer hinzusehen. Wann und wieso esse ich (bestimmte Nahrungsmittel und Mengen)? Was brauche ich? Was könnte mir sonst auch gut tun? Es lohnt sich, sich bei diesen Fragen von Fachpersonen begleiten zu lassen. Beratungsstellen wie zum Beispiel die AES ( www.aes.ch ) können bei den ersten Schritten unterstützen.
Ich hab als Assistenzärztin auf der Pädiatrie gearbeitet, wo wir Kinder mit Essstörungen behandelten. Diese wurden tageweise, wochenlang in den Zimmern eingesperrt, ihre Essstörungen wurden mit Belohnungen und Bestrafungen wie zb Kontakt behandelt. Was gibt es für rechtliche Regulierungen zur Abschaffung solcher Foltermethoden in der Schweiz?
Shima Wyss: Ihre Erfahrungen im Umgang mit Kindern und Jugendlichen, die mit Essstörungen hospitalisiert wurden, klingen äusserst belastend – sowohl für die Betroffenen als auch für das medizinische Personal. Der geschilderte Umgang mit Isolation, Belohnung-Bestrafungssystemen und Kontaktentzug wirft berechtigte ethische und rechtliche Fragen auf, denn diese Regulierungen können aus heutiger Sicht als traumatisierend und menschenrechtsverletzend betrachtet werden. Die rechtlichen Regulierungen dazu sind in der Schweiz allerdings komplex, da es sich um einen Graubereich zwischen Zwangsmassnahmen im Gesundheitswesen und Patientenrechten handelt. In der Tat gibt es in der Schweiz grosse Differenzen in der Behandlung von Kinder und Jugendlichen mit Essstörungen. Manche Einrichtungen arbeiten evidenzbasiert (Family-Based Treatment) andere setzen auf kontrollierende Massnahmen. Je nach Kontext geht es auch darum den Bewegungsradius einzuschränken mit der von Ihnen beschriebenen «Zimmerruhe».
Für das Fachpersonal des Behandlungsteams – insbesondere für alle noch jung im Beruf angekommenen Fachpersonen (Assistenzärzte, Pflegefachpersonen, Therapeuten / Beratende, usw.) ist es unabdingbar, sich regelmässig mit den therapeutischen Richtlinien im Rahmen von Supervisionen auszutauschen und abzugleichen. Bei weiteren Fragen wäre die Fachstelle des SGES Schweizerische Gesellschaft für Essstörungen eine Anlaufstelle. Ich wünsche Ihnen auf Ihrem beruflichen Weg viel Freude und Mut, auch herausfordernde Themen auch weiterhin ansprechen zu dürfen.
Eine gute Freundin ist ziemlich adipös. Sie ist selbstbewusst, lange war sie schon fast stolz, im Sinne von Bodypositivity und von dem Umfeld auch unterstützt. Mit den steigenden Kilos, besonders auch nach der Geburt ihres Sohnes, haben wir uns angefangen etwas zu Sorgen, war aber schwierig das anzusprechen. Ich hab irgendwann nebenbei mal so erwähnt, dass Bauchfett halt schon auch gefährlich sein kann. Vor etwa einem Jahr hat sie dann plötzlich erzählt, sie möchte abnehmen, geht ins Training, hat einen Ernährungscoach und diese Abnehm-Spritze. Ein paar Kilos sind gefallen, aber nicht genug. Nun ist das Abnehmen, jedoch schwerer als gedacht, sie ist wohl etwas verzweifelt und denkt über eine Magenverkleinerung nach. Das hat mich etwas schockiert, weil ist doch recht risikoreich oder? Ich hab den Eindruck, sie hat noch längstens nicht alles gegeben, aber das konnte ich in dem Moment nicht sagen. Ich sehe, dass sie immer noch ziemlich grosse Portionen, gerne Pizza, Pasta, ect. (auch Gemüse, aber sicher nicht besonders viel) nicht zu selten Süssigkeiten oder Süssgetränke konsumiert. Allgemein frage ich mich, ob sie das Konzept von gesunder Ernährung nicht verstanden hat. Finde es schwierig da Tipps zu geben. Möchte mich nicht unangebracht einmischen, aber würde ihr doch gerne helfen. Was raten Sie?
Veronica Defièbre: Guten Abend. Es tönt schon mal gut, dass Ihre Freundin Ihnen ihre Sorgen rund um ihr Gewicht anvertraut. Wenn sie Ihnen von ihren neuesten Versuchen erzählt, könnten Sie sie z.B. auf die Möglichkeit einer Ernährungsberatung hinweisen. Die meisten Hausärzt*innen haben Kontakte zu Ernährungsberatungen, mit denen sie gute Erfahrungen gemacht haben. Allenfalls könnte Ihre Freundin bei ihrer/m Hausarzt*in nachfragen. Vielleicht haben Sie selber ein Buch zu gesunder Ernährung gelesen oder kennen eine Webseite, die Sie als hilfreich ansehen und könnten ihr dies empfehlen, um allenfalls den Fokus Ihrer Freundin etwas zu erweitern. Sie scheint vor allem auf schnelles Abnehmen aus zu sein und das ist leider unrealistisch. Vielleicht hilft es, ihr Mut zu machen, dass sie auf einem guten Weg ist, aber gesundes nachhaltiges Abnehmen Zeit braucht. Eine Magenverkleinerung ist tatsächlich ein grosser Eingriff, wird aber von Ärzt*innen im Allgemeinen sehr genau abgeklärt, bevor er erfolgt. Grundsätzlich hilft besorgtes Nachfragen meist mehr, als gut gemeinte Ratschläge, die häufig als ungewollte Einmischung erlebt werden.
Mein erwachsener Sohn hat eine Angststörung mit Panik. Seit 2 Jahren isst er nur noch pürierte Nahrung und hat Angst zu schlucken. Die Psychologin, bei der er in Behandlung war, wusste nicht weiter. Er isst deshalb auch selten bei uns und geht ungern zu Freunden zu Besuch. Wäre eine Ernährungsberatung hilfreich in so einem Fall oder ist das ein Fall für den Psychiater?
Shima Wyss: Es tut mir leid zu hören, dass Ihr Sohn so stark mit seiner Angststörung und der Problematik beim Essen zu kämpfen hat. In solchen Fällen reicht eine Ernährungsberatung nicht aus – sinnvoller ist eine Behandlung durch einen Psychiater oder Psychotherapeuten (mit Erfahrung in Angststörungen, idealerweise mit kognitiver Verhaltenstherapie (CBT) und Expositionstherapie, um die Angst schrittweise abzubauen). Die Ernährungsberatung oder bei Bedarf auch die Logopädie oder Schlucktherapie kann begleitend hilfreich sein, um das Vertrauen in den Schluckvorgang zu stärken. Eine Ernährungsberatung könnte unterstützen, sollte jedoch immer begleitend zur Psychologischen Behandlung erfolgen, um Mangelerscheinungen zu vermeiden, die durch die eingeschränkte Nahrungsmittelauswahl erfolgen kann. Wichtig ist, dass die Behandlung ganzheitlich erfolgt, sowohl auf psychischer als auch auf physischer Ebene. Bestärken Sie ihn, dass diese Ängste behandelbar sind und er Schritt für Schritt seine Lebensqualität zurückgewinnen kann. Ich wünsche Ihnen und Ihrem Sohn viel Kraft und Durchhaltevermögen.
Ich beobachte seit ein paar Wochen, dass ich auf den sozialen Medien immer wieder über die Cortisol-Diät informiert werde. Ich kenne das gar nicht und habe das Gefühl, das ist ein neuer Trend. Ist dem so? Was bringt diese Diät und für wen ist diese Diät?
Nicole Heuberger: Guten Abend. Diese Diät funktioniert auf dem Prinzip, dass hohe Cortisolwerte eine Gewichtszunahme begünstigen/verursachen können. Das ist per se nicht neu, aber wird als neuer Trend verkauft. Generell wirken alle Diäten über zwischenzeitliche Reduktion der Zufuhr. Und generell funktionieren keine Diäten langfristig wirklich zielführend. Die Trends für Diäten florieren weil sie auch immer mit dem Verkauf von Ratgebern oder Produkten einhergehen. Ich rate ab von Diäten. Grundsätzlich ist es aber nicht falsch, wenn man sich mit Stressreduktion befasst, sofern man wirklich erhöhte Cortisolwerte hat. Alles Gute.
Warum wird man von Ärzten, wenn man kachektisch ist immer und sofort mit der Diagnose Anorexia Nervosa oder Bullimia nervosa abgestempelt?! Und warum glauben eben genau diese Ärzte, wenn man sagt, sich nicht damit identifizieren zu können und nicht dünn sein zu wollen einem nicht?! Ich finde es eine Frechheit das dies in Kliniken nicht ernster genommen wird. Da oft, wenn ich gezwungen werde es nicht funktioniert mit dem Essen, wenn ich hingegen in ruhe gelassen werde klappt es mühelos vor allem wenn ich essen kann was ich mag. Oft habe ich mühe mit der Konsistenz, Gerüchen, Geschmack oder auch mit dem aussehen des Essens wie zum Beispiel alles was Rot ist. Ausser Dessert da geht Rot oft gut. Und welche Diagnose würde anstelle Anorexia Nervosa oder Bullimia Nervosa den passen? Und warum beachtet oder kennt praktisch keiner dieser Ärzte welche auf Essstörungsabteilungen/ Kliniken arbeiten andere Essstörungsdiagnosen nicht? Da bin ich schon sehr verwundert darüber.. Und warum kann man im heutigen Zeitalter, die Komponente schmal gebaut durch zu frühes auf die Welt gekommen, nicht in die Kalkulation des BMI angerechnet werden? Verstehe ich echt nicht.
Veronica Defièbre: Ihren Ärger kann ich gut nachvollziehen. Der BMI ist eine veraltete Messform, wird aber dennoch weiterhin sehr viel verwendet. Viele Menschen passen in keine der gängigen Essstörungsdiagnosen, hier braucht es noch viel Forschung und eine Horizonterweiterung. Das gilt auch für die Behandlung von Essstörungen, wo vielfach Zwang mit Zwang behandelt wird. Was Sie in Ihrer Anfrage beschreiben, klingt nach einer hohen Sensibilität, was Essen betrifft. Ich kenne dieses Phänomen von einer autistischen Patientin von mir. Aus der Ferne möchte ich jedoch keine Diagnose geben.
Was kann ich tun ,wenn mein Gedanke fast den ganzen Tag nur ans essen denkt.
Sarah Stidwill: Das klingt anstrengend. Sprechen Sie offen darüber. Sie sind nicht alleine mit diesen Gedanken. Ich empfehle Ihnen, genauer hinzusehen und sich Unterstützung zu holen. Fragen, die Sie besprechen könnten, sind: «was belastet mich bezüglich Essen?», «was würde ich gerne ändern können?», «was macht mir Angst?», «esse ich genug und ausgewogen? Oder fehlen mir Nährstoffe und Energie?». Wenden Sie sich an eine Beratungsstelle (Sie finden verschiedene im Adressfeld der Expertinnen) oder bei ernährungs- und/oder psychotherapeutischen Fachpersonen. Es lohnt sich.
Als Teenager hatte ich Ess-Brechsucht. Im Laufe meines Lebens habe ich das «ausgewachsen « Mit Hilfe einer Psychologin und autodidaktisch....Nun, Mitte 50 habe ich einen Rückfall. Ursache unklar. Die Ursache von damals/ Beziehungen zu Mama gibt es nicht mehr. Sie ist gestorben. Was kann ich tun?
Veronica Defièbre: Guten Abend, nachdem Sie schon einmal so gute Erfahrungen mit Psychotherapie gemacht haben, wäre vielleicht wieder eine Unterstützung durch eine Psychotherapeutin sinnvoll. Nicht selten kommen alte Themen in neuen Kleidern in einem späteren Lebensabschnitt wieder zum Vorschein. Vielleicht gibt es noch Aspekte von Ihrer Mutterbeziehung, die noch weiter bearbeitet werden müssten oder es gibt einen neuen Auslöser. Wenn damals eine Beziehung Auslöser war, vielleicht ist es wieder eine Beziehung, aber dieses Mal mit einem anderen Menschen.
Ich diszipliniere mich sehr stark übers essen, seit Jahrzehnten (ich bin 44). Ich bin Normalgewicht, mache viel Sport. Jegliche körperliche Symptome beziehe ich auf das Essen. Ich habe viele Unverträglichkeiten, bin aber nicht sicher ob sie wirklich messbar sind. Wenn ich auswärts esse habe ich immer Durchfall und sonstige Magen Darm Beschwerden, weil ich nicht kontrollieren kann was ich esse. Mittlerweile esse ich fast ausschliesslich selbstgekocht und frisch. Da ich fit und gesund bin fällt mein Problem nirgends auf. Ich weiss nicht wie ich im Alltag entspannter werden kann.
Nicole Heuberger: Guten Abend. Mir ist unklar, ob Sie Ihre Unverträglichkeiten wirklich abgeklärt haben. Wenn nicht, würde ich Ihnen dazu raten, bei einer Fachperson Laktose/Gluten/Fructose etc. abzuklären (vielleicht auch SIBO). Es gibt bei der AHA ( www.aha.ch ) Adressen für spezialisierte Ernährungsberatungen, wo solche Tests gemacht werden können. Es muss nicht sein, dass beim auswärts essen solche Beschwerden auftreten. Die Frage ist auch, essen Sie zuhause dieselben Lebensmittel wie Sie im Restaurant essen? Also z.B. Pasta zuhause = keine Beschwerden / Pasta im Restaurant = Beschwerden? Und betreffend dem entspannterem Alltag: was wäre denn, wenn Ihr Problem auffallen würde? Oder anders gefragt, weshalb soll es nicht auffallen. Ich meine, Sie dürfen von Ihren Beschwerden erzählen. Ich an Ihrer Stelle, würde mich fachliche Hilfe suchen, damit Ihr Alltag wieder entspannter werden kann. Alles Gute!
Guten Abend. Seit mehreren Jahren beschäftige ich (w, 40) mich mit meinem Gewicht. Im Jahr 2009 habe ich mit Hilfe von Paleo 10kg abgenommen (65kg bei 165cm). Leider habe ich danach alles wieder zugenommen. Seither nehme ich Jahr für Jahr zu und bin nun leider auch richtig übergewichtig (BMI 33). Wenn ich zb in die Stadt oder ins Kino gehe, hoffe ich immer, dass ich niemanden kenne aus Angst, dass sie mich aufgrund meines Übergewichtes schräg anschauen. Immer wieder fange ich mit einer Ernährungsumstellung an. Anfangs extrem konsequent, danach habe ich immer ganz schlechte Gefühle, wenn ich etwas «Verbotenes» esse. Ich halte dies jeweils nur kurz durch und «verfalle» wieder in mein Essverhalten. Ich denke, bei mir ist viel psychisch. Was könnte mir noch helfen? Ich habe das Gefühl, ich hätte schon alles ausprobiert.
Shima Wyss: Vielen Dank, dass Sie Ihre Situation so offen schildern. Ihr Weg zeigt, dass Sie sich schon sehr lange mit dem Thema Gewicht und Ernährung beschäftigen und sich immer wieder neue Ziele setzen – das erfordert bereits grosse innere Stärke. Gleichzeitig beschreiben Sie ein emotional stark aufgeladenes Verhältnis zum Essen, das durch Schuldgefühle, Verbote und Selbstkritik geprägt ist. Ein alternativer Weg, als eine strikte Ernährungsumstellung zu versuchen, könnte ein achtsamer (psychotherapeutischer) Ansatz sein, z.B. bei einem Psychotherapeuten oder einer Psychotherapeutin, die auf emotionales Essen und Essstörungen spezialisiert ist. Achtsamkeitsbasierte Ansätze wie Intuitive Eating könnten hilfreich sein, um das strenge Denken in „erlaubte“ und „verbotene“ Lebensmittel aufzulösen und das eigene Körpergefühl zu stärken. Auch Gruppenprogramme wie «Mindful Eating» oder Selbsthilfegruppen für emotionales Essen könnten wertvoll sein, um sich mit anderen auszutauschen und zu erfahren, dass Sie mit diesen Gefühlen nicht allein sind. Der Schlüssel liegt nicht in einer weiteren Diät oder einer Ernährungsumstellung, sondern darin, die Auslöser hinter Ihrem Essverhalten zu erkennen und zu bearbeiten. Sie haben den Mut, sich immer wieder mit dem Thema auseinanderzusetzen – das zeigt, dass in Ihnen viel Kraft steckt, die Sie für diesen neuen Weg nutzen können. Ich wünsche Ihnen alles Gute!
Wenn ich im Stress bin (emotionsl und psychische ) was sehr oft vor kommt, dann geht mit Essen nichts mehr. Das heisst, es kommt oft vor, dass ich zwei bis drei Wochen nicht mehr essen kann ( letzen Sommer 24 waren es 10 Woche wo nichts mehr ging). Ich halte mich dann mit Zucker am Leben oder mit einer Frucht. Apettit und Hungergefühl, alles weg, nur schon alleine der Gedanke ans Essen ist ein Alptraum. Die Angst es könte mir schlecht werden ist so gross, dass ich zusätzlich in dieser Phase nichts mehr esse. Und im nachhinein stresst es mich sehr, dass ich es nicht hinbekommen habe, etwas «gesundes» zu essen. Wenn ich zur Ruhe komme oder Ferien habe, klappt es mit dem Essen bedeutend besser. Es ist ein auf und ab, das einzige konstante ist mein normales Gewicht, was mich erstaunt. Ich habe eine professionelle Begelitung mit der ich meine Muster die für den Stress verantwortlich sind, anschaue und daran arbeite. Ich würde mir wünschen, dass ich einen gesündern Umgang mit dem Essen habe und weiss nicht wo anfangen, weil so viel Angeboten und geschrieben wird, dass es mich gerade auch noch stresst. Viellicht haben Sie mir einen Tipp, wie ich damit umgehen kann und was sinnvoll ist in solchen stressigen Zeiten. Ich weiss, dass genau Zucker gift ist, aber etwas anderes geht in diesen Zeiten nicht.
Veronica Defièbre: Guten Abend. Einen ganz wichtigen Zusammenhang haben Sie bereits erkannt: Nicht-essen-können und Stress. Es hört sie gut und sinnvoll an, dass Sie das in einer Therapie angehen. Spannend wäre vielleicht auch noch, herauszufinden, warum Sie bei Stress, Ihrem Körper genau das nicht geben können, was er dann besonders bräuchte. Wo kommt die Angst, dass es Ihnen schlecht werden könnte, her? Geht es hier um das Gefühl von Kontrollverlust? Das könnten Themen sein, die es sich lohnen würde, genauer anzuschauen. Grundsätzlich ist wichtig, dass Sie dem folgen, was Ihnen hilft und sich für Sie gut und richtig anfühlt und sich nicht von dem Überangebot überfluten lassen. Allenfalls könnten Ihnen hierbei auch ihre professionelle Begleitung helfen, zu sortieren.
Unsere 8 Jährige Tochter isst gerne und hat sehr gerne Süsses. Ich koche sehr gesund, mit viel Proteinen.. gebe ihr jetzt kleinere Portionen.. aber ihr Bauch wächst.. wenn sie alleine ist, isst sie viel.. sei es bi Freundin zum Geburi.. in der Schzle am Mittagstisch.. Wir sind mit meinem Mann sehr frustriert.. die ist meega herzig und wollen nicht, dass sie Kinder wegen Gewicht auslachen.. eas können wir noch machen?? Wir essen viel Gemüse und Früchte.. aber Süsses ist ihr Traum.. sue freut dich suf Kindergeburi wegen Kuchen!! Die Theorie, was ich ihr nicht sagen kann, kenne ich..aber nach vuel Arbrit kaum Fortschritt.. Klamotten immer zu eng.. Hilfeeee 😳🥺🥺
Sarah Stidwill: Schön, dass Sie sich Gedanken um die Ernährung Ihrer Familie machen und regelmässig und gesund kochen. Ich kann Ihre Sorge als Mutter und Eltern gut verstehen. Wir möchten das Beste für unsere Kinder. Auch beim Essen und in der Entwicklung. Sie schreiben, Sie wissen, was man sagen sollte und was nicht. Sie haben Recht, mit Kommentaren kann man viel auslösen, auch wenn man es gut meint.
Oft wachsen Kinder in «Schüben». Mal nehmen sie an Kilos zu, dann wieder an Zentimeter und es gleicht sich wieder aus. In Ihrer Nachricht höre ich einerseits Ihre Sorgen, Ängste, Sie möchten Ihre Tochter schützen. Auf der anderen Seite lese ich von ihrer Tochter, die Freude hat, herzig ist, Freunde hat, zu Festen eingeladen wird... Wie geht es denn Ihrer Tochter? Äussert sie auch Ängste, dass sie ausgelacht wird oder dass ihr die Kleider nicht mehr gehen? Falls ja, nehmen Sie das unbedingt ernst und sprechen Sie mit ihr darüber. Nicht über das Essen, sondern über ihre Gefühle.
Sie geben ihr kleinere Portionen. Isst sie bei den Mahlzeiten genug? Das ist wichtig, da es sonst zu Heisshunger kommen kann. Bewegt sie sich regelmässig? Achten Sie darauf, dass sie nicht hungrig vom Tisch geht und machen Sie keine Verbote. Falls Sie weitere Kinder haben, ist es umso wichtiger, dass Ihre Tochter nicht das Gefühl bekommt, sie dürfe nicht genug essen. Wenn Sie unsicher sind, empfehle ich Ihnen, sich Unterstützung von einer Ernährungsfachperson zu holen. Besprechen Sie, welche Portionen für Ihre Tochter richtig sind und worauf Sie sonst noch achten könnten. In einer Ernährungsberatung oder bei einer ärztlichen Kontrolle können Sie sich bezüglich Grösse, Gewicht und Perzentilen-Kurve beraten lassen. Das hilft Ihnen, Ihre Sorge einzuordnen und allfällige nächste Schritte zu planen.
Wie kann man umgehen, wenn man das Gefühl hat das eine Mutter/Vater ihre orthotexische Verhaltensweisen auf ihre Kinder übertragen. Bzw. wann ist es noch in Ordnung?
Veronica Defièbre: Guten Abend. Die Gefahr besteht leider wirklich. Hier ist wichtig, sich selber immer wieder zu hinterfragen, ob das, was für mich gut ist, auch gut für meine Kinder ist. Grundsätzlich ist es immer ein schmaler Grad zwischen gesund und extrem. Sinnvoll ist, auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen und nicht zu viel von den eigenen Sichtweisen und Ängsten auf sie zu projizieren. Das ist leider leichter gesagt, als getan, aber kann als Richtschnur helfen.
Ich habe eine CED und habe inzwischen richtig Abgst vor dem Essen.. was kann ich tun?
Nicole Heuberger: Guten Abend Ich kann gut nachvollziehen, wie sich das anfühlt (bin selber betroffen mit CED, zum Glück aber schon viele Jahre mehrheitlich beschwerdefrei). Nebst der medizinischen Versorgung (Medikamente?) ist es wichtig, seinen Fokus nicht ausschliesslich auf die Beschwerden/Erkrankung zu legen. Ich weiss, dass das einfacher gesagt als getan ist, aber es ist entscheidend, dass Sie auch Bereiche/Momente (er-)leben, die unbeschwert sind. Nicht jedes Lebensmittel führt zu Beschwerden, und es gilt, für sich herauszufinden was dem Darm gut tut und was besser vermieden werden sollte. Daneben ist Entspannung wichtig, so gut es geht und so oft wie möglich. Ich hoffe Sie werden von jemandem betreut, der Sie dabei unterstützen kann. Wenn nicht, dann empfehle ich Ihnen sich hier zu informieren: https://www.crohn-colitis.ch Ich wünsche Ihnen viel Kraft und alles Gute!
Ich bin Studentin und habe oft einen unregelmässigen Tagesablauf. Oftmals passiert es mir, dass mir nach 16:00 Uhr auffällt, dass ich den ganzen Tag noch nichts gegessen habe. Ich habe aber oftmals gar kein Hungergefühl, was sehr belastend sein kann. Haben Sie einen Tipp?
Shima Wyss: Vielen Dank für Ihre Nachricht. Mit dieser Frage sind Sie nicht alleine. Es ist tatsächlich eine Herausforderung bei unregelmässigen Tagesabläufen, auf die Hunger- und Sättigungssignale zu achten. Gerne gebe ich Ihnen dazu einige Anregungen:
- Feste Mahlzeiten: Um dem entgegenzuwirken, könnten Sie versuchen, bewusst feste Mahlzeitenzeiten in Ihren Alltag einzubauen, auch wenn Sie zunächst keinen Hunger verspüren. Es geht dabei nicht darum, grosse Mahlzeiten zu erzwingen, sondern regelmässige kleine Snacks oder Mahlzeiten einzuplanen, damit Ihr Körper sich wieder an einen Rhythmus gewöhnt. Einfache Zwischenmahlzeiten wie Nüsse, Früchte oder Joghurt könnten helfen, den Tag über konstant Energie zuzuführen, selbst an stressigen Tagen.
- Erinnerung setzen: Mit einer App oder einen Wecker, der Sie daran erinnert, sich Zeit fürs Essen zu nehmen. Achten Sie bei all den Experimenten auf kleine Schritte.
- Genuss Genussvolle Momente im Alltag einzubauen, kann helfen den Appetit zu stimulieren und dem Thema wieder eine positive Basis zu geben.
- Wenn das Hungergefühl dauerhaft ausbleibt, könnte es auch hilfreich sein, einen Arzt oder eine Ernährungsberaterin aufzusuchen, um sicherzustellen, dass keine mangelnden Nährstoffe oder gesundheitliche Ursachen hinter dem ausbleibenden Hunger stecken.
Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen mit den Experimenten und viel Freude im Studium.
Wie „schädlich“ oder „ungesund“ ist es wenn mein Freund kein Gemüse, keine Früchte, also sprich nichts gesundes isst? Im Moment ist er (26) fit und schlank, aber kann dies auch Folgen im alter haben?
Nicole Heuberger: Ob unsere Ernährungsweise (negative oder positive) Folgen im Alter hat, können wir leider nicht kausal wissen. Wenn Ihr Freund kein Gemüse oder Früchte isst, muss das nicht bedeuten, dass sich dies für ihn «schädlich» auswirkt. Unser Köper ist ein Wunderwerk der Natur und auch eine erstaunliche «Chemiefabrik», die so manche Stoffe auf verschiedene Weise speichern, umbauen und auch herstellen kann. Die Frage ist, ob Ihr Freund wirklich in keiner Form Früchte/Gemüse zu sich nimmt, oder einfach viel weniger als andere Leute. Und auch was er vielleicht anstelle zu sich nimmt (Supplemente?). Sicher ist es nicht falsch, wenn Ihr Freund sich dem Gemüse- und Früchtesortiment öffnen würde, aber es gib auch in anderen Lebensmittelkategorien viele «gesunde» Inhaltsstoffe und Vitamine etc. Falls er sich Sorgen macht über seine Gesundheit und gerne mehr Vielfalt in seinen Speiseplan bringen möchte, würde ich eine Ernährungsberatung empfehlen. Alles Gute!
Ich schaue mir gerade die Aufzeichnung an von der heutigen Pulsfolge. Ich merke bei mir, dass ich mich gesund ernähren möchte (wenig Zucker, vegan, viel Gemüse, keine Fertigprodukte oder sonstige Lebensmittel mit viel zusatzstoffe). Ich habe damit angefangen, da ich mich mit dem weiblichen Zyklus beschäftigt habe und dem PMS (aber auch Darmgesundheit). Nun ist es so, dass ich wenn ich mich nicht so ernähre (also ungesund) jedes Stimmungstief oder sonstig negative Empfindung meiner mentalen Gesundheit daran knüpfe was ich gegessen habe. Sprich meine Psyche stark davon abhängig mache wie ich mich ernähren. Ist dies ebenfalls ein Anzeichen von Orthodoxie?
Veronica Defièbre: Guten Abend. Es ist leider häufig Fluch und Segen zugleich, wenn man sich eingehend mit einem Thema beschäftigt. Viele bislang nicht wahrgenommene Zusammenhänge werden bewusst, aber man läuft auch Gefahr, alles darauf zu reduzieren. Die Tatsache, dass Ihnen das selber auffällt, ist bereits ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Die meisten Phänomene haben viele Ursachen und genauso ist es mit unserer körperlichen Gesundheit. Sie wird durch vieles beeinflusst, z.B. durch Ernährung, aber auch durch Schlaf, Bewegung, soziale Kontakte, u.v.m. Ich denke nicht, dass Sie an einer Orthorexie leiden, aber vielleicht hilft Ihnen die Sendung, dass es auch zu keiner wird, weil sie nun von dem Phänomen wissen und die damit verbundenen Gefahren kennen.
Mir (weiblich, 24 Jahre, ca. 66kg) wurde im letzten Jahr bewusst, wie sehr ich mich mit dem Thema Essen, Körper, Gewicht etc. befasse. Ich behaupte, dass das ganze bereits im Unterbewusstsein stattfindet. Meine Gedanken kreisen oft bereits am Morgen um das Thema Essen: Was esse ich heute? Was DARF ich heute essen? Wann esse ich was? Ach ja ich gehe noch ins Gym dann darf ich diese Schokolade essen….etc. Ich führe auch Berechnungen im Kopf durch wann ich was und wieviel Essen kann. An manchen Tagen habe ich sehr intensive Gedanken und an manchen Tagen fast gar keine. Oft vergleiche ich mich auch mit anderen Personen (Schwester, Freundinnen) bzw. deren Essen wenn wir z.B. ins Restaurant gehen. Ich rede mich dann schlecht, wenn ich nicht auch einen Salat gewählt habe anstelle der Pizza… Im Ganzen esse ich aber genug und hungere nicht. Mich quälen einfach meine eigenen Gedanken und fühle mich dadurch schlecht oder kann dann mein Essen nicht „in Ruhe“ geniessen. Da meine Downs im letzten Jahr eher zugenommen haben, habe ich mir Gedanken über professionelle Hilfe gemacht. Was denken Sie: Kann ich gegen dieses Problem selber ankämpfen oder empfehlen Sie mir auch die professionelle Hilfe? Vielen Dank.
Sarah Stidwill: Guten Abend. Vielen Dank für Ihre offene Nachricht. Es ist sehr wertvoll, dass Sie Ihre Gedanken und Gefühle in Worte fassen können und so klar spüren, wie es Ihnen mit Ihrem Essverhalten geht. Sie schreiben, Sie essen genug und hungern nicht. Das ist schon mal wichtig. Sie schreiben aber auch, dass Sie sich selber schlecht machen, nicht geniessen können, sich ständig mit anderen vergleichen und sich intensiv Gedanken machen. Sie haben sich überlegt, sich Unterstützung zu holen. Was hält Sie davon ab? Es gibt nicht DEN einen Weg, der für alle passt oder eine Checkliste. Es gibt Betroffenen, die ähnliches beschreiben, die es ohne Unterstützung schaffen. Nach meiner Erfahrung, ist das aber eher die Ausnahme. Es ist sehr wichtig, dass Sie etwas verändern möchten und bereit sind, etwas auszuprobieren. Das braucht Mut und Vertrauen. Eine Begleitung durch eine Fachperson kann dabei unterstützen. Lassen Sie sich beraten, welche Möglichkeiten und Wege es gibt. Bei der AES (www.aes.ch) können Sie sich auch anonym beraten lassen. Ich wünsche Ihnen viel Energie, Geduld und Zuversicht auf Ihrem Weg.
Guten Abend – interessiert schaue ich mir die heutige Puls Sendung an. Ich bin auch von einer Essstörung betroffen. Grundsätzlich möchte ich mich auch seit einigen Jahren gesünder ernähren. Bei mir ist jedoch das Problem, dass ich a) mich ziemlich ungesund ernähre (sehr viel Zucker) und b) viel zu wenig Nahrung zu mir nehme. Aktuell habe ich heute noch nichts gegessen und trinke gerade eine Coca Cola! Ich komme aus diesem Strudel nicht raus. Ich nehme mir jeden Tag vor, heute machst du es besser. Jedoch gelingt es mir kaum. Ich bin sehr tief in meinen ungesunden «Ernährungs-Mustern» gefangen und fand bis anhin noch keinen Ausweg. Über eine Rückmeldung würde ich mich sehr freuen. Freundlicher Gruss
Nicole Heuberger: Guten Abend, danke dass Sie hier so offen von Ihrer Essstörung berichten. Wie Sie erläutern, fällt es Ihnen schwer aus «diesem Strudel» herauszukommen. Das ist absolut typisch für eine Essstörung und das liegt nicht an Ihrem Willen, sondern an der Essstörung. Ich rate Ihnen sehr, dass Sie sich fachliche Hilfe suchen, es gibt die Anlaufstelle AES ( www.aes.ch ) wo Ihnen Beratungsadressen vermitteln kann oder auch bei der SGES ( www.sges-ssta-ssda.ch ) können Sie Adressen finden. Aus eigener Kraft die ungünstigen «Mustern» zu durchbrechen gelingt nur ganz wenigen Betroffenen. Aber auf alle Fälle, gibt es Möglichkeiten für einen Ausweg, resp. Behandlung der Essstörung. Ich wünsche Ihnen viel Kraft und Mut den ersten Schritt zu wagen und sich Hilfe zu holen. Alles Gute.
Seit circa 5-6 Monaten habe ich (16) starken Appetitverlust und weiss nicht wieso. Ich hatte davor keine Mühe zu essen und ass auch immer sehr gerne. Jetzt kriege ich kaum 3 Mahlzeiten runter, obwohl ich auch nicht zwischendurch noch Nasche oder Kleinigkeiten zu mir nehme. Ich merke, wenn ich zum Beispiel mal Hunger habe und dann nicht gleich was esse, verschwindet der Hunger schnell. Ich habe auch über 5kg abgenommen, von 62.5kg wiege ich noch knappe 57kg. Geistige Faktoren könnten bei mir sein, dass ich sehr unzufrieden in meinem Job und zum Teil auch im Privatleben bin. Mehrere Personen haben mich auch schon darauf angesprochen, was mich sehr stresst. In diesen 5-6 Monaten habe ich auch meinen Freund kennengelernt und viel Zeit mit ihm verbracht. Meine Mutter meinte auch, dass könnte von der Hormonumstellung kommen, da mein Vater auch sehr schlank ist.
Shima Wyss: Danke, dass Sie Ihre Situation so ehrlich schildern. Ihr Appetitverlust über einen Zeitraum von 5-6 Monaten sowie die damit verbundene ungewollte Gewichtsabnahme um mehr als 5 kg sollten Sie ernst nehmen. Es ist gut, dass Sie sich bereits Gedanken über mögliche körperliche und seelische Ursachen machen. Stress und emotionale Belastungen beeinflussen oft den Appetit und können dazu führen, dass Hunger- und Sättigungssignale unzureichend wahrgenommen werden. Viele Menschen reagieren auf Stress mit Appetitverlust oder unregelmässigem Essen, auch wenn sie es nicht bewusst wahrnehmen.
Ein weiterer Faktor könnte tatsächlich eine Hormonumstellung sein, da Sie in einem Alter sind, in dem sich der Körper noch verändert. Hormone beeinflussen sowohl den Appetit als auch das Gewicht. Auch genetische Faktoren könnten eine Rolle spielen, vor allem wenn Ihr Vater ebenfalls sehr schlank ist. Ich empfehle Ihnen folgendes:
- Medizinischer Check: Einen Arztbesuch, um körperliche Ursachen sowie Mangelerscheinungen oder andere medizinische Gründe für den Appetitverlust auszuschliessen. Begleitend kann eine Ernährungsberatung helfen.
- Ernährung: Regelmässige Mahlzeiten, auch wenn Sie keinen starken Hunger spüren. Der Körper braucht Energie, und wenn Mahlzeiten ausgelassen werden, kann es dazu führen, dass das Hungergefühl mit der Zeit immer schwächer wird. Setzen Sie sich keine strengen Ziele, sondern versuchen Sie, kleine, leichte Mahlzeiten oder Zwischenmahlzeiten in Ihren Alltag zu integrieren, um Ihren Körper wieder an einen regelmässigen Rhythmus zu gewöhnen und um einer Mangelernährung entgegen zu wirken.
- Psyche: Wenn Sie merken, dass der Stress überhand nimmt oder die Gedanken ums Essen und Gewicht immer mehr Raum einnehmen, empfehle ich Ihnen ein Gespräch mit einer Vertrauensperson oder Fachperson. Weiter Anlaufstellen können auch die AES (Arbeitsgemeinschaft für Essstörungen) oder Beratungsstellen für Jugendliche sein.
Ich wünsche Ihnen viel Kraft und alles Gute!
Was machen wenn man vor jedem Essen Angst hat das es einem Übel wird? Und so häufig nichts isst.
Veronica Defièbre: Das ist leider ein weit verbreitetes Phänomen. Die Angst vor dem Erbrechen hat häufig mit einer Angst vor Kontrollverlust zu tun, manchmal hängt sie mit einem traumatisierenden Ereignis zusammen. Eine sehr gute Methode zur Behandlung ist die Brain Working Recursive Therapy: https://bwrt-ch.com/about
Kann man Orthorexie mit Antidepressiva SSRI behandeln? Die Zwangsgedanken, die Ängste etc.....
Nicole Heuberger: Guten Abend, Ja, bei Essstörungen werden je nach Situation auch Antidepressiva eingesetzt. Am besten Sie konsultieren Ihren Arzt/Psychiater diesbezüglich.
Ich war bis 45 konstant 54kg und wohl mit meinem Gewicht. Nun bin ich 57 und 74kg schwer und unwohl in meinem Körper. Ich habe schon alles ausprobiert abzunehmen, auch mit Ernährungsberaterin als Begleitung, doch ich nehme immer mehr zu und bin sehr traurig darüber. Ich weiss, was ich nicht essen sollte, doch ich kriege es nicht hin. Ich bin langsam aber sicher am verzweifeln. Können Sie mir raten, was ich tun kann/soll? Ratschläge brachten nichts. Was kann ich tun?
Veronica Defièbre: Guten Abend, es tut mir leid, dass Sie so mit Ihrem Gewicht kämpfen, und ich kann mir gut vorstellen, dass Sie darunter leiden. Haben Sie sich auch schon medizinisch gründlich untersuchen lassen? Vielleicht gibt es ja eine physische Ursache für Ihre Gewichtszunahme? Vom Alter her könnten Hormone eine Rolle spielen. Das würde sich allenfalls auch noch lohnen, untersuchen zu lassen. Ich wünsche Ihnen in jedem Fall alles Gute für Ihnen weiteren Weg und, dass Sie Ihr Gewicht bald in den Griff bekommen.
seit der Geburt meiner Töchter (32 und 30 Jahre) kämpfe ich mit dem Gewicht. Etliche Diäten mit Jo-jo Effekt habe ich hinter mir. Ich bewege mich oft, doch seit den Wechseljahren nehme ich schon zu wenn ich nur ans Essen denke. Ich fühle mich einfach nicht mehr wohl im Körper. Wie in der aktuellen Sendung verbiete ich mir einige Lebensmittel. wenn ich mich nicht daran halte, dann bin ich über mich enttäuscht und esse Unmengen von Lebensmittel. Darf ich Sie fragen wie ich gesund abnehmen kann und mir nicht mehr soviel Lebensmittel verbiete?
Nicole Heuberger: Guten Abend. Vielen Dank für die offene Schilderung Ihrer Situation. Der Grundumsatz sinkt mit zunehmendem Alter (weswegen wir tendenziell mit der Zeit etwas zunehmen) und die Wechseljahre sind tatsächlich noch ein zusätzlicher Faktor für eine Gewichtszunahme, dagegen können wir nur wenig ausrichten, so hat es die Natur vorgesehen. Dass wir durch den Wunsch abzunehmen uns Lebensmittel verbieten ist ein klassischer Mechanismus, und ebenso die logische Folge davon, dass wir dann darauf mit Kontrollverlust reagieren (sowie die Scham darüber). Gewicht (langfristig) abzunehmen ist leider gar nicht so einfach und leider führen Diäten nicht langfristig zum Erfolg. Ich rate Ihnen, professioneller Hilfe (Ernährungspsychologische Beratung oder Ernährungsberatung) in Anspruch zu nehmen, damit Sie Ihre Liste der verbotenen Lebensmittel reduzieren können. Alles Gute.
Ich leide zeitweise an einer Bulimie. Ich kann dann nicht mehr aufhören zu essen und dann erbreche ich um nicht zuzunehmen. Ist das schädlich? Ich esse aus zweierlei Gründen: 1. wenn ich abends müde bin und ich mir mittels Nahrung Energie verschaffen möchte, da ich noch nicht ins Bett will. 2. Oder um unangenehme Gefühle mittels Essen zum Verschwinden zu bringen. Ich weiss leider gegen unangenehme Gefühle und Kummer keine andere Strategie als Essen. Vielen Dank für Ihren Rat:-)
Sarah Stidwill: Danke für Ihre offene Nachricht. Wie wertvoll, dass Sie so genau beschreiben können, in welchen Situationen Sie essen und erbrechen. Das ist eine zentraler Punkt für Veränderung. Sie schreiben es: Essen (und Erbrechen) ist Ihre Strategie. Wir alle brauchen Strategien, um Balance zu finden. Sie nennen unangenehme Gefühle und Kummer. Es ist wichtig, dass Sie hier Strategien kennen und nutzen. Es gibt gesunde Strategien und gesundheitsschädliche Strategien. Essstörungen, wie auch die Bulimie, gehören zur zweiten Gruppe. Es lohnt sich, Alternativen zu finden. Ich empfehle Ihnen, sich Unterstützung von Fachpersonen zu holen. Lassen Sie sich begleiten, auf dem Weg, neue Strategien kennenzulernen oder alte wiederzuentdecken. Sie haben geschrieben: Sie leiden «zeitweise» an einer Bulimie. Es gibt also auch Zeiten, in denen es Ihnen gelingt, andere Strategien zu nutzen? Das kann ein guter Anfangspunkt sein, sich weiter damit zu beschäftigen. Holen Sie sich Unterstützung, um die nächsten Schritte zu planen. Unterhalb des Chats finden Sie verschiedene Anlaufstellen wie zum Beispiel die Arbeitsgemeinschaft Ess-Störungen AES ( www.aes.ch ), die Fachstelle PEP ( www.pepinfo.ch ) oder die Schweizerische Gesellschaft für Essstörungen SGES ( www.sges-ssta-ssda.ch ). Ich wünsche Ihnen alles Gute.
Wie kann ich in emotional schwierigen Phasen mein Essverhalten unter Kontrolle bringen.
Shima Wyss: Vielen Dank für Ihre Frage. Es ist völlig verständlich, dass in emotional schwierigen Phasen das Essverhalten aus dem Gleichgewicht geraten kann. Manche Menschen greifen in solchen Momenten entweder zu emotionalem Essen, um Stress, Traurigkeit oder Überforderung zu bewältigen, oder sie leiden unter Appetitmangel. Gerne gebe ich Ihnen dazu einige Anregungen:
- Regelmässige Mahlzeitenstruktur: Um in belastenden Zeiten besser mit dem eigenen Essverhalten umzugehen, kann es hilfreich sein, feste Mahlzeitenstrukturen einzuführen. Selbst wenn Sie keinen grossen Hunger verspüren, ist es sinnvoll, regelmässig zu essen, um Ihren Körper und Ihren Blutzuckerspiegel stabil zu halten. Regelmässige und kleine Zwischenmahlzeiten sind ein guter Start, um einen Rhythmus zu finden und unregelmässiges oder impulsives Essen zu vermeiden.
- Hunger? Es kann hilfreich sein zu unterscheiden, ob es ein körperlicher oder emotionaler Hunger ist. In emotional herausfordernden Phasen können alternative Wege zur Stressbewältigung helfen. Ebenso kann achtsames Essen Sie auf diesem Weg unterstützen.
- Flexible Kontrolle: In herausfordernden Situationen neigen Menschen dazu, sich strenge Ernährungsregeln aufzuerlegen, um Kontrolle zu gewinnen. Ein flexibler – und genussvoller – Umgang mit Lebensmitteln und dem Essverhalten kann helfen, kleine Genussmomente und – inseln zu schaffen.
- Unterstützende Begleitung durch Experten: Unterstützung finden Sie bei Ihrem Hausarzt und / oder bei einer Fachexpertin mit Schwerpunkt Essstörungen (Psychiaterin, Psychologin, Ernährungsberaterin).
Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen und Freude beim Ausprobieren.
Ich bin leider imoment bei meinem höchstgewicht (über 120kg ) ich traue mich nichtmeher auf die wage . Ich habe mich lange lange mit Ernährung umfasst durchgelesen und informiert ich habe auch schon zig mal versucht abzunehmen , lebensmittel auszuschliessen. Imoment tracke ich kalorien aber ich kann das süsse einfach nicht lassen und danach hasse ich mich wider selber was kann ich dagegen tun ? Ich habe mit gesagt wenn ich es dieses Jahr nicht schaffe überlege ich mir eine op und was halten sie von abnehm spritzen ?
Veronica Defièbre: Guten Abend. Vielen Dank für Ihre Offenheit. Übergewicht ist häufig mit Scham besetzt und viele Betroffene sind immer wieder mit Diskrimierungen konfrontiert. Es ist sehr schwierig für uns Menschen, Gewohnheiten zu verändern. Süsses gibt uns ein gutes Gefühl und entsprechend schwer ist es, davon zu lassen. Ich nehme an, Sie waren schon in der Ernährungsberatung? Eine gute Adresse finde ich die Adipositas-Sprechstunde des USZ . Dort werden Sie individuell beraten, was bei Ihnen die sinnvollsten Schritte sein könnten. Ich habe Patienten, denen die Abnehmspritze geholfen hat, aber auch solche, die sie nicht gut vertragen haben. Bei sehr starkem Übergewicht kann eine OP die wirkungsvollste Abhilfe sein, aber sie ist mit Risiken verbunden, weshalb es eine genaue Abklärung braucht. Ich würde Ihnen daher zu einer Fachberatung in einem auf Gewicht spezialisiertes Zentrum raten. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.
Ich kämpfe seit Jahren mit Übergewicht. Nur unter grösster Anstrengung kann ich einen BMI von rund 30 halten. Wenn ich, wie in der Sendung erwähnt, einfach essen würde, auf was ich Lust habe, dann wäre ich noch viel schwerer! Die Festtage haben zu einem Plus von 5-6 kg geführt. Ich bin echt verzweifelt! Mit Paramediform hatte ich 14kg abgenommen, langsam kommen die Kilos aber wieder... Eine unendliche Geschichte!
Nicole Heuberger: Danke für Ihre offene Schilderung der Situation. Ich kann gut verstehen, dass Sie verzweifelt sind. Abzunehmen ist wirklich nicht einfach, und auch das Gewicht zu halten ist eine grosse Herausforderung. Bei Menschen mit Adipositas verhält sich der Stoffwechsel anders, deswegen nimmt man deutlich schneller und «einfacher» zu, und die Lust nach Süssem kann auch deutlich gesteigert sein (dies hat mit dem Gewicht zu tun). Meine Aussage im Beitrag ist auf die Situation von Menschen mit Orthorexie ausgerichtet. Ich würde Ihnen raten, sich professionelle Hilfe zu holen. Im USZ z.B. https://www.usz.ch/fachbereich/adipositas-zentrum/
Ich höre oft, dass ich zu schnell esse und dass das ungesund sei. Stimmt das? Danke
Nicole Heuberger: Guten Abend. Die Frage ist, ob Sie Beschwerden haben deswegen oder nicht. Wenn nicht, dann spielt es für Sie wohl keine Rolle. Schnell essen führt für viele dazu, dass Sie Verdauungsbeschwerden haben, oder dass sie sich deswegen «Überessen». Wenn es Ihnen aber gut geht beim/nach dem Essen, dann ist doch alles bestens.
Ich ernähre mich ausgewogen, möglichst regional und saisonal. Exotische Früchte, Meeresfrüchte, etc. esse ich sehr gerne, aber immer mit einem schlechten Gewissen bezüglich der Ökologie/Herkunft. Die Einteilung in Gut und Böse passiert hier sehr viel. Ab wann kann eine solche Haltung zwanghaft/ungesund werden?
Veronica Defièbre: Guten Abend. Das ist ein ganz wichtiger Aspekt des Ernährungsthemas. Wir sind heute sehr schnell mit Wertungen und alles wird hinterfragt. Das ist grundsätzlich gut, macht aber es aber schwerer, die «richtige» Ernährung zu finden. Zwanghaft wird es dann, wenn die Gedanken an die richtige Ernährung sehr viel Raum in Ihrem Leben einnehmen und Ihr Wohlbefinden und das, was Ihnen gut tut, in den Hintergrund treten. Letztendlich sollte Essen auch mit Genuss und Lebensfreude verbunden sein. Wenn es nur noch um richtig und falsch geht, wird es ungesund. Die Tatsache, dass Sie grundsätzlich auf Ihre Ernährung und deren Folgen achten, zeigt, dass sie sich bewusst und gesund ernähren. Da dürfen Sie auch mal «unethisch» essen. ;-)
Seit ich Teenager bin (nun 50) habe ich abendliche Ess-Attacken. Wie kriege ich diese los? Mein Gewicht variiert zw. 57 und 65 Kilo bei 162 cm Grösse. Mein Essverhalten stört mich. Ich denke, es ist Stress-/Entspannungs-/Langeweile-Essen. Haben Sie mir ein paar Tipps, um dieses Verhalten abzulegen?
Nicole Heuberger: Guten Abend, Essattacken gehen meistens nicht einfach wieder weg. Ich rate Ihnen eine professionelle Hilfe zu suchen. Bei der AES ( www.aes.ch ) kann Ihnen Adressen vermittelt werden, oder bei SGES können Sie auch Adressen suchen. Es gibt auf jeden Fall Möglichkeiten dieses Verhalten zu verändern/abzulegen, aber es ist schwierig ohne professionelle Hilfe. Alles Gute
Was kann dahinter stecken wenn trotz Kaloriendefizit nicht abgenommen werden kann? Gesundheitlich alles tiptop (Blut, Schilddrüse etc.)
Nicole Heuberger: Guten Abend. Manchmal nimmt man wegen dem Defizit Gewicht zu. Das ist etwas komplex. Ich rate Ihnen eine Ernährungsberatung. Alles Gute. (wegen der knappen Zeit, diese sehr knappe Antwort ;-)