Zum Inhalt springen

Q&A Diagnose Krebs «Verteilt eine Biopsie die Krebszellen nicht erst recht?»

Denise Germann, Cornelia Orelli, Sabine Schmid und Anna Zahno haben Ihre Fragen im Chat zur «Puls»-Sendung beantwortet.

Fachpersonen im «Puls»-Chat

Box aufklappen Box zuklappen
Die Fachrunde des PULS-Chats
Legende: Denise Germann, Cornelia Orelli, Sabine Schmid und Anna Zahno srf

Denise Germann
Psychologin und Psychotherapeutin
Psychoonkologie Kantonsspital Aarau

Cornelia Orelli
Psychoonkologische Beraterin SGPO
KrebsInfo Krebsliga Schweiz

PD Dr. Sabine Schmid
Onkologin
Leitende Ärztin Universitätsklinik für medizinische Onkologie, Inselspital Bern

Anna Zahno
Psychoonkologische Beraterin SGPO
Leiterin KrebsInfo Krebsliga Schweiz

Die nachfolgenden Aussagen und Empfehlungen ersetzen nicht die individuelle Abklärung oder Diagnose bei Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt.

Chat-Protokoll

Guten Abend, ich habe morgen eine Biopsie meiner linken Brust. Es hat sich beim MRI mit Kontrastmittel eine Zyste die gewachsen ist verfärbt, darum die Biopsie. Besteht nicht die Gefahr beim biopsieren, falls es Krebs wäre, dass sich Krebszellen in der Brust verteilen? Würden Sie mir auch nach der Besprechung zu einer zweiten Meinung raten? Wäre es nicht Sinnvoll die ganze Zyste zu entfernen, sodass sich keinen Krebs mehr bilden kann, sofern es eine Vorstufe wäre? Entschuldigen Sie die vielen Fragen, mir gehen zur Zeit 1000 Gedanken durch den Kopf.

Sabine Schmid: Ich kann gut verstehen, dass bei ihnen aktuell das Gedankenkarussell dreht. Unsicherheit und Angst sind häufig in der Zeit der Abklärungen, bis endlich entweder die Diagnose Krebs steht oder diese ausgeschlossen werden konnte, am grössten.

Bei ihnen wurde aufgrund der Bildgebung (MRI) entschieden, dass eine Biopsie nötig ist, um eine entsprechende Diagnose bestätigen oder eben ausschliessen zu können. Wenn es um Krebs geht, ist eine Untersuchung des Gewebes, also eine Biopsie, fast immer notwendig und das Risiko einer Krebsverteilung durch die Biopsie selber wird als sehr gering eingestuft.

Ob in ihrem Fall die Biopsie indiziert ist oder ob sogar eine grössere Operation sinnvoll wäre, kann ich basierend auf den mir hier vorliegenden Informationen nicht seriös beurteilen. Wenn sie sich unsicher sind, ob die Biopsie bei ihnen zwingend nötig ist respektive ob allenfalls sogar direkt eine grössere Operation sinnvoll wäre, sollten sie dies nochmals mit ihrem behandelnden Team besprechen, idealerweise noch vor der Intervention, also der Biopsie.

Wo kann meine Mutter, die zum zweiten Male an Krebs erkrankt ist, Unterstützung in ihrer Muttersprache (Spanisch) erhalten, da sie sonst auf uns Kinder als Übersetzer angewiesen ist? Von mir aus gesehen ist es wichtig, dass sie selber erzählen kann, wie es ihr geht und welche Art von Unterstützung sie braucht und dies in der Sprache, in der sie sich am besten ausdrücken kann. Vielen Dank für Ihre Zeit und Antwort.

Sabine Schmid: Sie sprechen ein wichtiges Thema an! Gerade beim Erstgespräch und in der Folge bei allen wichtigen Therapieentscheiden, ist es enorm hilfreich, wenn sich die Patientin selber mit ihren Worten ausdrücken kann. An den meisten Kliniken können professionelle Dolmetscher für wichtige Gespräche aufgeboten werden, was einerseits sie als Angehörige von dieser Dolmetscherrolle befreit und andererseits eine sehr gute Verständigung zwischen ihrer Mutter und dem Behandlungsteam ermöglicht. Meist kann so etwas aber nicht ganz spontan organisiert werden. Deswegen empfehle ich ihnen, mit dem Behandlungsteam vor Ort zu sprechen und zu klären, ob so ein Dolmetscherservice zumindest punktuell verfügbar wäre und wenn ja, ob dies vor wichtigen Gesprächen geplant werden könnte.

Meine Schwester ist an Hautkrebs erkrankt. Wie kann ich ihr Gutes tun?

Anna Zahno: Schön, dass Sie sich um Ihre Schwester sorgen und kümmern. Sie sind für Ihre Schwester sicher ein wertvoller Mensch an der Seite.

Sie fragen sich, was Sie ihr Gutes tun können. Ich gehe davon aus, dass Sie Ihre Schwester gut kennen. Könne Sie sich vorstellen zu fragen: «Was kann ich tun für dich? ich möchte dich gerne unterstützen, kannst du mir sagen, wie mir das am Besten gelingen könnte?»

Der einfachste Weg jemandem etwas Gutes zu tun ist einfach zu fragen, was ihm/ihr den gut tut. Wenn wir das nicht wissen, geraten wir in Gefahr, etwas zu tun, was für den anderen nicht gut ist. Wenn Sie mögen, können Sie den Ratgeber der Krebsliga Schweiz https://shop.krebsliga.ch/files/kls/webshop/PDFs/deutsch/ich-begleite-eine-an-krebs-erkrankte-person-011026012111.pdf lesen. Sie finden darin hilfreiche Informationen und Hinweise. Ihnen und Ihrer Schwester alles Gute.

Es wird viel über Krebs Vorsorge geworben. Persönlich finde ich die Nachsorge genau so wichtig, nach einer Krebserkrankung. Ich meine der Nachsorge von Leiden, Gebrechen, Schmerzen die vor der Therapie nicht da waren und im Laufe der Jahre (5-10) danach zunehmen. Diese werden gerne auf das Alter geschoben. Ich meine Menschen die aus der Schublade (standart) herausfallen. Gibt es da Anlaufstellen?

Sabine Schmid: Es gibt an vielen grösseren Kliniken sogenannte Survivorship Sprechstunden. Das sind Sprechstunden für Survivors, also Überlebende von Krebserkrankungen, in denen durch die Krankheit und/oder Therapien verursachte Beschwerden wie zb auch eine persistierende Müdigekeit (Chronic Fatigue) thematisiert werden, aber auch allfällige soziale Folgen (häufig finanzielle Probleme/Sorgen, etc) besprochen werden. Survivorship Sprechstunden sind häufig der Onkologie oder Inneren Medizin angegliedert. Es lohnt sich hier, falls nicht einfach auf den Internetseiten ersichtlich, aktiv nachzufragen.

Bei meiner Frau wurde 2019 Brustkrebs diagnostiziert. Sie wollte unbedingt, dass möglichst niemand von ihrer Krankheit erfährt, insbesondere auch unsere beiden Kinder (damals 12, Mädchen, und 10 Jahre alt, Junge) nicht. Wie soll man als Partner mit diesem Wunsch umgehen?

Anna Zahno: Als Partner ist es so oder so bereits eine grosse Belastung, wenn die eigene Frau an Krebs erkrankt. Verschiedene Sorgen, Ängste und Unsicherheit kommen auf. Offenbar war für Sie schwierig, dass Ihre Frau nicht über die Erkrankung reden wollte, auch gegenüber den Kindern nicht. Betroffene können sehr unterschiedlich umgehen mit einer Erkrankung. Die Bewältigungsstrategien sowie das Befürnis darüber zu sprechen, können sehr stark varieren. Als Partner müssen sie die Entscheidung, das Umfeld nicht zu informieren, wohl akzeptieren. Sie können jedoch gut sagen, was Sie darüber denken. Dass Sie z.B. Bedenken davor haben, dass sie als Paar, als Familie ganz isoliert sind und nicht auf Hilfe zählen können, die ihnen möglicherweise angeboten würde. Manchmal hilft auch eine Frage: Wie wäre es, wenn deine beste Freundin Brustkrebs hätte und du wüsstest nichts davon?

Sie können sachte Ihre eigenen Bedürfnisse nennen und auch offen und transparent sagen, was Ihnen wichtig wäre in der Kommunikation innerhalb der Familie oder dem Umfeld – und dass Sie auch Teil davon sind. Alles Gute Ihnen und Ihrer Familie.

mein vater ist an bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben...sollen wir kinder eine vorsorge untersuchung machen?ab wie alt?wie läuft es ab und wie häufig? ist diese art von krebs eine chronische krankheit? mit bestem dank

Sabine Schmid: Wichtig um so eine Frage umfassend und richtig zu beantworten, sind viele zusätzliche Informationen wichtig. Wichtig ist zb, in welchem Alter ihr Vater an einem Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt ist und ob in der Familie sonst gehäuft Krebserkrankungen aufgetreten sind. An den meisten grösseren Kliniken werden genetische Sprechstunden angeboten, wo diese Fragen mit den Patienten und/oder Angehörigen im Detail angeschaut werden und eine ausführliche Beratung erfolgt, bevor allenfalls eine etwaige genetische Testung empfohlen wird.

Was genau ist die survival cancer Sprechstunde und wann kommt sie zum Zug?

Sabine Schmid: In Cancer Survivorship Sprechstunden werden mögliche Spätfolgen von Krebserkrankungen/Therapien thematisiert und Lösungsansätze gesucht. Ich kopiere ihnen unten den Link der Cancer Survivor Sprechstunde des Inselspitals in Bern, ähnliche Sprechstunden gibt es aber an den meisten grösseren Kliniken wie zb in der Ostschweiz am Kantonsspital St. Gallen. https://onkologie.insel.ch/de/unser-angebot/sprechstunden/cancer-survivorship

Guten Abend, vor 1 Jahr wurde bei mir (w, 32) Brustkrebs diagnostiziert (T1, N0, stark hormonpositiv). Nach OP, Bestrahlung und weiterhin Antiöstrogentherapie kommt die Kraft und Lebensfreude zurück und ich beschäftige mich damit ob und wie ich mein Leben anpassen kann um das Rezidivrisiko zu reduzieren. Ich mache weiterhin mehrmals pro Woche Sport, bin schlank, ernähre mich meist gesund. Der Schlaf hat in den letzten Jahren mit Kleinkind etwas gelitten. Gibt es noch andere wichtige Aspekte? Was würden sie mir raten? Vielen Dank und liebe Grüsse

Anna Zahno: Es ist wunderbar zu lesen, dass Sie in Ihre Kraft und Lebensfreude zurückfinden. Offenbar tun Sie sehr viel, damit Sie das Rezidivrisiko senken können. Und aus meiner Sicht tun Sie genau das Richtige: Sie bewegen sich regelmässig, ernähren sich gesund und Sie sind sich eines gesunden Lebensstils sehr bewusst. Und Sie nehmen sicher regelmässig an den Nachsorgeuntersuchungen teil. Von daher möchte ich Sie einfach ermutigen, dich möglichst viel Gutes zu tun, vielleicht wieder ein Hobby aufzunehmen oder etwas zu tun, was Sie schon lange gerne tun wollten. Den einen tut z.B. regelmässig Yoga gut, andere gehen gerne tanzen, widmen sich einem kreativen Hobby, andere gönnen sich einfach mehr Ruhezeiten. Was auch immer es ist, es soll Ihnen Freude bereiten, damit schlussendlich auch das Vertrauen in den eigenen Körper wieder zurückkommt. Alles Gute und Liebe.

Meine Mutter ist vor 15 Jahren an Zwölffingerdarmkrebs gestorben. Dieser Krebs war ungemein agressiv, trotzt Chemo und Bestrahlung. Was für eine Vorsorge empfehlen Sie mir? Was für Anzeichen müssen mich hellhörig werden lassen? Ich bin 48 Jahre alt und weiblich. Dankeschön.

Sabine Schmid: Um beurteilen zu können, ob eine genetische Belastung vorliegt, müssen weitere Informationen vorliegen (Erkrankungsalter der Mutter, weitere Krebserkrankungen in der Familie etc) und dann am besten im Rahmen einer genetischen Beratung besprochen werden. Untenstehend der Link zur Risiko- und Präventionssprechstunde und Genetische Beratung der Onkologie Inselspital, auch hier gibt es vergleichbare Angebote an den meisten grösseren Kliniken. Das Beratungsangebot umfasst die Beurteilung der familiären Belastung und des persönlichen Krebsrisikos. https://onkologie.insel.ch/de/unser-angebot/sprechstunden/risiko-und-praeventionssprechstunde-genetische-beratung

Ist es so das Menschen die sehr pessimistisch sind, fast nur das negative im Leben sehen, sehr viel Stesss haben und schon mit viel Stress aufgewachsen sind eher von Krebs betroffen sein können? Ich habe ähnliches über ALS gelesen.

Anna Zahno: Wissenschaftlich fundiert gibt es keine Daten dazu, dass pessimistische Menschen und Menschen, die hohem Stress ausgesetzt sind, eher an Krebs erkranken. Was bekannt ist, ist dass durch chronischen Stress die Immunabwehr des Körpers gehemmt werden kann. Dies könnte in einem weiteren Schritt dazu führen, dass der Körper möglicherweise irgendwann im Verlauf des Lebens Körperzellen, die sich verändern und zu Krebs entwickeln, nicht mehr erkennen kann und diese sich dann vermehren können. Man kann jedoch nicht sagen, dass Pessimismus und Stress die Ursache von Krebs sind. Eine generell positive Lebenshaltung und eine möglichst gute Balance im Leben hilft sicher beim Gesundbleiben, auch in Bezug auf Herz-Kreislauferkrankungen. Bei diesen wird ein Zusammenhang mit Stress eher gesehen als bei Krebs.

Anregung für Motivation Vor genau 20 Jahren erhielt ich in den Ferien auf Teneriffe die Diagnose Prostata Karzinom. Ein Schock ein Unglauben und trotzdem ganz im Innern unterstützt durch meine Frau eine Kampfansage. Ich wurde operiert, die Metastasen hatten aber die Lymphknoten erreicht. Mein Urologe im Kantosspital St. Gallen gab mir diese schlechten Nachrichten. Bei der Nachkontrolle hat er mir diverse Therapien aufgezeigt. Mit Medikamenten konnte man den kleinen Tumor am Blasen-Eingang stabilisieren. Immer wieder konnte man die Situation im Griff behalten. Nach ca 10,Jahren wurde ich in die Onkologie verwiesen (ein weiterer Schock). Doch die positive Einstellung der Glaube, und die grossartige Unterstützung meiner Frau liessen mich positiv denken. Ich musste ca 50 mal bestrahlen und wurde gleichzeitig mit immer wieder neuen Medikamenten begleitet. Vor 3 Jahren wurde mir zum ersten Mal eine neuartige Radiotherapie verordnet. Diese schlug super an und mein PSA sank auf 0,2. als der Wert wieder anstieg konnte ich die Therapie wiederholen und jetzt bin ich wieder auf einem so tiefen PSA Wert. Meine Onkologin hat mir auch für die Zukunft neue Medikamente und gute Aussichten für eine normale Lebenszeit Erwartung( ich bin jetzt 75 Jahre) in Aussicht gestellt. Dank Medizin Glauben und positiver Einstellung bin ich überzeugt hat sich der Kampf gelohnt.

Cornelia Orelli: Sie beschreiben eindrücklich, wie Sie mit Ihrer Frau an Ihrer Seite Höhen und Tiefen erlebt haben seit der Diagnose Prostatakrebs. Ich kann mir vorstellen, dass Ihr Bericht andere Männern, die mit der gleichen Diagnose konfrontiert sind, ermutigt, sich an ihre persönlichen Werte zu orientieren und weiterzukämpfen. Sie schöpfen Kraft vor allem aus einer positiven Grundhaltung, dem Glauben, der Zuversicht und dem Vertrauen in die Medizin. Sie lassen andere an Ihrer Erfahrung mit Ihrer Krebserkrankung teilhaben. Vielleicht haben Sie auch das Bedürfnis zu erfahren, wie andere Betroffene mit Ihrer Krebserkrankung umgehen. Die Peer-Plattform der Krebsliga ermöglicht den Austausch unter Gleichgesinnten: https://peerplattform.krebsliga.ch/

Prostatakarzinom. Das war meine Diagnose vor 3 Jahren. Dies, obwohl ich in den letzten 20 Jahren ständig beim Arzt unzählige Laboruntersuchungen habe machen lassen. Was habe ich falsch gemacht? Wie hätte ich mich vorab untersuchen lassen sollen? Da der Tumor bereits kräftig gestreut hat, geht es bald mal zu Ende. Hätte dieser Krebs nicht gesehen werden müssen bei all den Untersuchungen?

Sabine Schmid: Dies ist natürlich schwierig zu beurteilen basierend auf den hier vorliegenden Informationen. Wichtig ist aber festzuhalten, dass die meisten Krebserkrankungen nicht durch Routine Blutuntersuchungen alleine diagnostiziert werden. Für das Prostatakarzinom gibt es Daten für ein PSA-Screening. PSA= Prostate Specific Antigen. Dieses kann im Blut gemessen werden. Dieses wird aber nicht einfach allen Männern in jeder Alterskategorie empfohlen. Es lohnt sich, mit seinem Urologen zu besprechen, ob ein solchen Screening bei einem indiziert wäre oder nicht und was potentielle Vorteile aber auch Risiken eines solchen Screenings sein können.

Mein Vater leidet an einem Pankreastumor. Er hat trotz Schmerzmedikation immer wieder starke Schmerzen. Er weiss, dass sein Krebs unheilbar ist ... Wie kann ich ihn begleiten, was kann ich sagen, um ihn in dieser Situation positiv zu unterstützen? Danke ihnen herzlich für Ihre Antwort!

Denise Germann: Guten Tag. Das ist sehr mitfühlend, dass Sie sich Gedanken machen und nachfragen, wie Sie Ihren Vater in dieser Situation unterstützen können. Beispielsweise könnten Sie ihn selbst direkt fragen, was er sich als Unterstützung von Ihnen wünschen würde. Oft wünschen sich Patienten nur ein menschliches Gegenüber, das mit ihnen die schwierige Situation aushält und nicht mit Tipps und Ratschlägen zu helfen versucht. Aber auch Ablenkung kann sehr wichtig und hilfreich sein, um wieder etwas Distanz zu schaffen und neue Energie zu tanken. Auch als Angehöriger sind Sie willkommen in einer Psychoonkologischen Beratung, welche via Grundversicherung der Krankenkasse abgerechnet werden kann und wo Sie gezielt für Ihre Person und Situation beraten werden können.

Den Patienten selbst würde ich raten, dass man zuerst mit den Onkologen/Ärzten prüft, ob nicht ein anderes, wirksameres Schmerzmittel gefunden werden kann. Es gibt viele verschiedene Arten von Schmerzmitteln und man geht graduell vor bei der Steigerung der Dosierung. Gegen Schmerzen gibt es gute Medikamente und niemand muss unnötig leiden. Ich wünsche Ihnen, Ihrem Vater und Ihrer Familie von Herzen alles Gute!

Mein Vater ist 90 und lebt im Altersheim. Nun ist er an Darmkrebs erkrankt. Der Tumor wurde entfern, aber er hat Metastasen in der Leber und in der Lunge. Es geht ihm psychsich sehr schlecht, er ist durch die Diagnose schwer depressiv geworden, er will noch nicht sterben. Er ist sehr müde und hat keinen Appetit mehr. Bevor der Tumor entdeckt und operiert wurde, war er noch sehr fit und munter für sein Alter. Wie kann man seine Lebensqualität noch etwas verbessern? Wie ihn unterstützen? Im Heim wird bis jetzt nichts gemacht. Man solle der Krankheit ihren Lauf lassen, meint die Heimärztin.

Anna Zahno: Ihr Vater war bis zur Entdeckung des Tumors fit und munter. Nun müssen Sie erleben, wie er mit 90 Jahren unter der Diagnose psychisch leidet und auch körperlich aufgrund von Müdigkeit und mangelndem Appetit. Als Angehörige:r ist es sehr schwierig zu sehen, wie ein geliebter Mensch zunehmend leidet und buchstäblich weniger wird.

Die Metastasen in der Leber und in der Lunge deuten darauf hin, dass Ihr Vater an einer sehr fortgeschrittenen Krebserkrankung leidet. Die Symptome von grosser Müdigkeit und Appetitlosigkeit sind wahrscheinlich auch in diesem Zusammenhang zu sehen. Das Erhalten von Lebensqualität zielt in dieser Phase der Erkrankung und auch in Anbetracht des Alters auf die Symptombekämpfung ab: möglichst keine Schmerzen, keine Atemnot also physische «Pflege». Daneben ist jedoch auch das psychische, soziale und spirituelle Wohlbefinden wichtig. Auch wenn gegen die Krankheit «nichts» mehr gemacht werden kann, gibt es doch Möglichkeiten, die Ihrem Vater helfen, seine Lebensqualität noch zu erhalten. Vielleicht können Sie mit der Heimärztin besprechen, ob ein Palliativmediziner oder -medizinerin hinzugezogen werden könnte. Wichtig finde ich, dass Sie als Angehörige das Gespräch mit Ihrem Vater und mit der Pflege suchen um zu erfahren, was ihm denn wichtig wäre, was für ihn jetzt noch essentiell wäre, wovor er möglicherweise Angst hat. All diese Fragen können dahin helfen, einen möglichst guten letzten Weg zu finden. Alles Gute wünsche ich Ihnen.

Ich war 2018 mit 21 Jahren an Krebs (Hodgkin Lymphom) erkrankt und bin jetzt seit 2019 in Remission/gesund. Trotzdem geht die Angst nicht weg, dass der Krebs zurückkommen könnte. Was kann man dagegen tun?

Sabine Schmid: Ich denke es ist sehr nachvollziehbar, dass einen die Angst vor einem Rückfall nach einem so einschneidenden Ereignis wie einer Krebsdiagnose und den anschliessenden Therapien weiter begleitet, auch wenn man in Remission ist und gute Chancen hat, vollständig geheilt zu sein. Viele Patienten profitieren in meiner Erfahrung von einer Unterstützung/Begleitung durch die Psychoonkologie. Auch sogenannte Beratungen in Cancer Survivor Sprechstunden können hilfreich sind. Auf jeden Fall lohnt es sich, sich aktiv Hilfe zu suchen.

ich bin aktuell an krebs erkrankt. oft gibt es corona ungeimpfte menschen, ich bin geimpft, die sagen das die impfung habe die krankheit ausgelöst . irgendwie komme ich mir wie selbstverschuldet vor bei so äusserungen. was können sie mir zu meiner frage antworten?

Cornelia Orelli: Es gibt Äusserungen, die stark verunsichern können speziell in einer Lebensphase, in der man sich besonders verletzlich fühlen kann, etwa weil man das Gefühl hat, die Kontrolle über das eigene Leben zu verlieren, dem eigenen Körper nicht mehr ganz vertrauen zu können. Es gibt bisher keine Hinweise, dass die Covid-19-Impfstoffe Krebserkrankungen auslösen oder zu Rückfällen führen. Mehr zur Frage, ob die Corona-Impfung krebserregend und/oder die Inhaltsstoffe krebserregend sind, erfahren Sie auf der Website der Krebsliga: https://www.krebsliga.ch/landingpages/fragen-und-antworten-zu-corona/krebs-und-corona-fragen-und-antworten

Geht die Angst vor Krebs irgendwann vorbei, nachdem man Krebs einmal hatte?

Anna Zahno: Ich wage jetzt eine Antwort: ja, die dauernde, nagende, das Leben dominierende Angst geht irgendwann vorbei. Eine Krebserkrankung zerstört verständlicherweise bei vielen betroffenen Menschen das Vertrauen in den eigenen Körper und es dauert manchmal lange, bis dieses Vertrauen wieder aufgebaut werden kann. Manchmal schafft es die betroffene Person selbst, diese Angst nicht mehr so das Leben dominieren zu lassen. Die Nachsorgeuntersuchungen, die gut waren, das sich wieder gesund fühlen, wieder fit fühlen kann helfen, dass sich langsam wieder Vertrauen einstellt. Manchmal kann es auch notwendig sein, sich professionelle Unterstützung zu suchen und sich von einer Psychoonkologin, einem Psychoonkologen begleiten zu lassen. Die regionale oder kantonale Krebsliga https://www.krebsliga.ch/ueber-uns/regionale-krebsligen kann Adressen vermitteln.

Manchmal hilft auch der Austausch mit Menschen, die ähnliches erlebt haben. Das kann z.B. in einer Selbsthilfegruppe sein oder mit einem Menschen, der sich als Peer zur Verfügung stellt und seine Expertise aus eigener Erfahrung einbringen kann. Die Peerplattform der krebsliga Schweiz ist genau für solche Unterstützung ins Leben gerufen worden: https://peerplattform.krebsliga.ch.

Was es sicher braucht: Geduld mit sich selbst. Alles Gute.

Ich hatte zwei mal Brustkrebs mit 25 bestrahlungen und Letrozol 2.5mg, dafür keine Chemo. Zwei Jahre später hatte ich Eierstockkrebs. Seither bin ich noch mit corona erkrankt. Bin nicht mehr die, die ich mal wahr. Habe depressionen bin immer wieder müde, und schlafe sehr viel. Warum?

Sabine Schmid: Eine Krebsdiagnose ist immer ein sehr einschneidendes Ereignis, welches das ganze Leben auf den Kopf stellt und viele vorherige Gewissheiten in Frage stellt. Zudem können auch Therapien Langzeitfolgen haben und Chronic Fatigue, also ein chronisches Erschöpfungssyndrom, kann bei Krebsüberlebenden vorkommen. Ich empfehle ihnen sehr, dieses Thema mit ihren Onkologen/Onkologin oder in der hausärztlichen Praxis zu besprechen. Eventuell wäre auch eine Beratung in einer Cancer Survivor Sprechstunde eine gute Option.

Brustkrebs ED 2019. Leider bekomme ich durch die Aromatasetherapie probleme mit NW. Gibt es gängige Rechenmodelle, welche das Risiko des Rückfalls berechnen können. Ich bin mir unsicher,weiter Medikamente zu nehmen oder aufzuhören. Ich habe ein Kleinkind, bin alleine und habe Angst vom Rezidiv, will deshalb alles versuchen.

Sabine Schmid: Ihre Angst und Sorge ist sehr nachvollziehbar. Bei jeder Behanldung muss der Nutzen gut gegenüber möglichen Nebenwirkungen, die die Lebensqualität deutlich einschränken können, abgewogen werden. Diese gerade auch, wenn es sich um eine langfristige mehrere Jahre dauernde Therapie handelt. Eine exakte Berechung des Rückfallrisikos ist nicht möglich, aber gewissen Faktoren fliessen in die Beurteilung ein und erlauben eine gewisse Risikoabschätzung. Ich empfehle ihnen sehr, dies ganz offen mit ihrem behandelnden Onkologen/Onkologin zu thematisieren.

Hallo, ich habe keine Fragen nur wichtiges was mir passiert ist..Die erste Antwort meines expartners auf meinen Brustkrebs lautete, du bekommst endlich einen schönen Busen. Mich hat es nebst der Diagnose schwer getroffen, nach 10 Jahren Beziehung, endlich getrennt. Ich könnte noch mehr Bsp bringen...

Denise Germann: Guten Tag. Das tut mir aufrichtig leid, dass Sie eine solche Reaktion von Ihrem (Ex-)Partner erhalten haben auf Ihre Mitteilung der Diagnose. Sie hätten eine mitfühlende Reaktion verdient gehabt. Leider können nicht alle Menschen empathisch reagieren, obwohl sie meist durchaus sehr mitfühlend sind. Das kann verschiedene Gründe haben. Z.B. kann der Partner oder andere nahe Angehörige überfordert sein mit der Situation, da dies auch bei ihm Gefühle auslöst und er nicht weiss, wie er darauf reagieren soll. Dann kann es z.B. passieren, dass man mit einer solch unpassenden Aussage oder einem Witz unbewusst die Situation entspannen möchte. Was aber natürlich für Sie als Betroffene sehr verletzend ist. Und das muss man unbedingt mitteilen. Eine gute und offene Kommunikation ist wichtig und nicht einfach, besonders nicht, wenn man sich nahe steht und schwierige Emotionen im Spiel sind. Deshalb ist es auch immer zentral, dass man als Betroffene (aber auch als Angehöriger) viel Mitgefühl für sich selbst und gute Selbstfürsorge aufbringt. Leider kann dies auch bedeuten, dass man sich von geliebten Personen abgrenzen muss, welche trotz verschiedener Bemühungen nicht fähig sind, sich unterstützend zu verhalten. Ich wünsche Ihnen von Herzen alles Gute!

Wie geht man auf Mitarbeiter zu welche in der nahen Familie (Eltern, Partner) eine Person haben, welche an Krebs erkrankt ist?

Anna Zahno: Eine wichtige Frage, die Sie stellen und es ehrt Sie, dass Sie sich damit beschäftigen! Nicht selten passiert, dass aus Unwissen und Unsicherheit heraus gar nicht reagiert wird und ein Mensch alleine gelassen wird mit der Erkrankung eines Familienangehörigen im Arbeitsumfeld. Ein richtig oder falsch gibt es oft nicht, da die Bedürfnisse sehr unterschiedlich sein können. Es geht oft deshalb darum, in einem ersten Schritt herauszufinden, ob der oder die Mitarbeiterin überhaupt sprechen möchte, mit wem sie dies tun möchte, in welchem Setting, in welcher Regelmässigkeit.

Manchmal kann ein Satz wie « Ich kann mir vorstellen, dass es momentan für dich gerade eine schwere und belastende Zeit ist» eine erste Brücke schlagen und den Weg ebnen weitere Fragen zu stellen. Die Frage nach «Was kann ich für dich tun?» ist sicher auch nie falsch.

Die Krebsliga hat gerade in Bezug auf eine Krebserkrankung im Arbeitsumfeld eine Broschüre im Angebot: Arbeiten mit und nach Krebs https://shop.krebsliga.ch/files/kls/webshop/PDFs/deutsch/arbeiten-mit-und-nach-krebs-011830012111.pdf Viele der darin angebotenen Informationen können auch auf eine angehörige Mitarbeiterin bezogen werden. Bei Fragen können Sie sich auch gerne bei Ihrer regionalen oder kantonalen Krebsliga https://www.krebsliga.ch/ueber-uns/regionale-krebsligen melden oder auch bei uns Fachberater:innen von KrebsInfo https://www.krebsliga.ch/beratung-unterstuetzung/krebsinfo.

Mein Vater hat Prostata-Krebs und konnte diesen mittels Operation erfolgreich entfernen. Leider sind nach einem Jahr die Werte wieder angestiegen und er ist in Abklärung. Ich schätze meinen Vater als introvertiert ein und reden fällt ihm allgemein schwer. Gibt es eine Möglichkeit für ihn wie er die sichtlich grosse Belastung irgendwo deponieren kann? Wird jedem Krebspatienten eine Psychoonkologie empfohlen oder angeboten?

Sabine Schmid: So wie sie dies schildern, wäre eine Begleitung durch die Psychoonkologie sicherlich eine gute Option. Diese wird nicht pauschal jedem Patienten empfohlen aber insgesamt sehr grosszügig thematisiert. Es macht sicher Sinn, dass sie sich erkundigen, was das Angebot bei einer betreuenden Klinik ist, letztendlich wird aber ihr Vater entscheiden müssen, ob er eine solche Unterstützung wünscht und aktiv in Anspruch nehmen möchte.

Meine frau ist soeben nach ca 2 mte aus der reha gekommen und wir suchen nun einen geigneten psychonkolog oder fachstelle für thumor bedingte fatigue nach einer therapi vom hodgkin lymphom 3b egal wo wir anrufen werden wir abgewiesen mit der begründung das neue patienten nicht mehr aufgenommen werden!?

Denise Germann: Guten Abend. Leider gibt es bei Stellen für Psychotherapie oft Wartelisten. Soviel ich weiss, sollten Sie bei Psychoonkologen eines Spitals nicht abgewiesen werden. Adressen finden Sie z.B. unter https://psychoonkologie.ch/de/betroffene-angehorige/psychoonkologische-unterstutzung-finden/lapos oder allgemein unter https://www.psychologie.ch/de/psyfinder

Vielleicht hilft es, wenn Ihr Onkologe oder Hausarzt Sie an eine geeignete Stelle mit Kapazität für Neuanmeldungen überweist.

Für tumorbedingte Fatigue gibt es z.b. auch gute Online-Programme, welche Sie bei der Krebsliga Ihres Kantons finden: https://aargau.krebsliga.ch/online-kurs-fatigue-individuell-bewaeltigen-leben-mit-erschoepfung?

Viel Glück und alles Gute!

Bei meinem Lebenspartner kann man den Mutterkrebs nicht finden. Er hatte einen Ableger im Hirn, den man operiert und bestrahlt hat. In zwei Monaten wird ein MRI vom Kopf gemacht. Ich habe Riesenangst vor diesem MRI. Was, wenn die Bestrahlung nichts gebracht hat?

Anna Zahno: Bei Ihrem Lebenspartner ist der Primärtumor nicht bekannt. Der Ableger im Hirn wurde nun operiert und bestrahlt. Ich kann nur erahnen, wie gross Ihre Angst ist und die Befürchtung, und die Frage, was wenn die Bestrahlung nichts gebracht hat.

Leider kann ich Ihnen nicht sagen, welche Therapie-Möglichkeiten noch bestehen würden für Ihren Lebenspartner. Die Therapieoptionen und Empfehlungen sind heute in der Onkologie sehr spezifisch und auf den Tumor und seine Eigenschaften quasi zugeschnitten. Ist der Primärtumor nicht bekannt, macht es eine gezielte Therapie schwieriger aber auch nicht unmöglich.

Können Sie sich vorstellen, Ihre Frage dem behandelnden Team Ihres Lebenspartners zu stellen, so dass Sie nicht zwei Monate lang mit dieser Angst umgehen müssen und bereits wüssten, welche Optionen es noch gibt? Diese Aushalten müssen und Warten auf Untersuchungen und die Resultate kann sehr zermürbend sein. Haben Sie jemanden, mit dem Sie über Ihre Angst sprechen können? Manchmal kann es hiflreich sein, mit einer profesionellen Beraterin zu sprechen. Sie können sich auch als Angehörige an die Krebsliga wenden, sei es an die Krebsliga Ihres Wohnkantons https://www.krebsliga.ch/ueber-uns/regionale-krebsligen oder an die Beraterinnen von KrebsInfo, dem Beratungsdienst der Krebsliga Schweiz https://www.krebsliga.ch/beratung-unterstuetzung/krebsinfo. Wir sind gerne für Sie da.

Mein Bruder hat Anfangs Jahr die Prognose : Hirntumor Gioblastom erhalten. Gemäss Arzt ist dieser Tumor zur Zeit nicht heilbar. Er sagte mir dass er gerne nach Israel reisen möchte, da er sehr gläubig ist. Frage : ist das möglich ? Gerne möchte ich Ihm diesen Wunsch erfüllen. Ganz herzlichen Dank für die Rückmeldung.

Sabine Schmid: Ihre Unterstützung für ihren Bruder ist sehr wertvoll. Eine ersehnte Reise kann durchaus auch bei Patienten mit unheilbaren Krebserkrankungen möglich und vielleicht auch ein Etappenziel sein. Ob eine solche Reise bei ihrem Bruder aktuell oder auch in Zukunft medizinisch vertretbar ist und wenn ja, wann sie optimalerweise geplant werden sollte in Abhängigkeit von Krebstherapien, kann ich so nicht beurteilen. Vielleicht wäre es hilfreich, wenn sie ihren Bruder zu seinem nächsten Termin begleiten und diese Fragen gemeinsam mit ihm und dem Behandlungsteam besprechen.

Vor 2 Jahren, Brustkrebs, links. OP. Keine Bestrahlung, keine Chemotherapie. Habe dafür keine Brustwarze mehr,.Letrozol Einnahmen. Meine Angst ist jeden Tag da, professionelle Hilfe habe ich. Hilft nur nicht. Mein Partner hat mich rausgekickt. Erste Mail hier. Ich bin allein besser dran. Stark geworden.

Denise Germann: Guten Abend. Das tut mir sehr leid, was Ihnen passiert ist. Eine solche Erkrankung kann vieles im Leben verändern. Sehr verständlich, dass Ihre Angst täglich da ist. Gleichzeitig schreiben Sie, dass Sie stark geworden sind und professionelle Hilfe haben. Das freut und beeindruckt mich. Es ist wichtig, damit nicht alleine zu sein und sich Hilfe zu suchen. Unterstützung kann auf verschiedenen Ebenen stattfinden, familiär oder professionell, psychologisch, körpertherapeutisch (z.b. Entspannungsmassage), finanziell oder sachliche Unterstützung im Alltag (zb. Putzhilfe). Vergessen Sie nicht die hilfreichen und oft kostenlosen Angebote der Krebsliga! Herzlich alles Gute!

Ich habe letzten Dezember die Diagnose CML bekommen. Recht schnell konnte ich mich mental darauf einstellen und gehe sehr positiv und offen mit der Krankheit um. Ich realisierte recht schnell, wie viel Glück im Unglück ich hatte! Seit einem Monat nehme ich Bosulif 400mg und die Werte sind um einiges besser, fast gar wieder normal. Jedoch mein grösstes Problem ist, dass meine Eltern, beide 80+, noch nichts von meiner Leukämie wissen. Haben Sie einen Tipp, wie ich es ihnen schonend beibringen kann?

Cornelia Orelli: Ihre eigenen betagten Eltern informieren zu müssen, dass Sie seit einigen Monaten mit der Diagnose CML leben, stellt Sie vor einer grossen Herausforderung. Das ist sehr gut nachvollziehbar und verständlich für mich. Ich kann mir vorstellen, dass Sie Ihre Eltern schützen und am liebsten im Unwissen weiterleben lassen möchten. Vermutlich möchten Sie gleichzeitig eine transparente Beziehung zu Ihnen pflegen. Sie fürchten möglicherweise ihre Reaktion, möchten nicht, dass Sie sich um Sie Sorgen machen müssen.

Ich kenne kein Vademecum für die Überbringung von belastenden Nachrichten an betagte Menschen, das dieses Dilemma auflösen könnte. Das Wie, Wann und Wo hängt stark von der psychophysischen Verfassung ihrer Eltern, ihren Wertvorstellungen, ihren Lebensgewohnheiten, Ihrer Beziehung zu ihnen u.v.m. ab. Ich weiss auch nicht, ob das Thema so gut erforscht ist wie die Kommunikation mit Kindern krebskranker Eltern. Vielleicht können Sie sich mit der Unterstützung einer Psychoonkologin/eines Psychoonkologen und/oder einer Gerontopsychologin/eines Gerontopsychologen auf das Gespräch mit Ihren Eltern vorbereiten.

Ihr eigener Umgang mit Ihrer Krebserkrankung zeugt von hoher Resilienz. Ich wünsche Ihnen, dass Sie mit fachlicher Unterstützung eine für Sie stimmige Art finden werden, sich auch dieser Herausforderung zu stellen. Wir Fachberaterinnen und Fachberater von KrebsInfo und Ihre kantonale/regionale Krebsliga beraten Sie gerne eingehender zum Thema und verweisen Sie auf Wunsch an Fachpersonen in Ihrer Nähe weiter: https://www.krebsliga.ch/beratung-unterstuetzung/krebsinfo; https://www.krebsliga.ch/ueber-uns/regionale-krebsligen

Ein Bekannter hat leider ein Glioblastom Stufe 4 und hat nun Chemo und Bestrahlung, nachdem er vor einem Monat operiert wurde. 2 Fragen dazu: 1. Er hat enorm viele Epieanfälle – wieso? 2. Er ist seit 2 Wochen in Therapie. Es ist ihm aber nicht übel. Nun geistert die Meinung in unserern Kreisen herum, dass das ein Zeichen dafür ist, dass die Chemo und Bestrahlung wenige gut ansprechen und es dem Krebs wie egal ist, weshalb im nicht schlecht wird. Stimmt diese Idee in der Tendenz?

Sabine Schmid: Chemotherapie wird häufig automatisch mit Übelkeit und Erbrechen assoziiert. Ganz falsch ist dies nicht und bei einigen Chemotherapien ist Übelkeit eine typische Nebenwirkung. Aber wichtig ist, dass Chemotherapie nicht gleich Chemotherapie ist. Es gibt viele verschiedene Substanzen und das Risiko von therapiebedingter Übelkeit ist nicht bei allen gleich. Zudem haben wir heute zum Glück sehr viele Medikamente, welche wir gegen chemotherapiebedingte Übelkeit einsetzen können und die diese sehr wirksam bekämpfen. Für mich ist die «fehlende» Übelkeit bei ihrem Bekannten somit kein Zeichen einer fehlenden Wirksamkeit der Therapie (diese wird meist mittels Bildgebung evaluiert) sondern vielmehr ein Zeichen eines guten Managements der Therapie respektive von möglichen Nebenwirkungen.

Bei meinem Vater wurde vor gut 2 Wochen ein Glioblastom diagnostiziert. Wie kann man als Angehörige damit umgehen? Die Situation belastet uns sehr. Und raubt uns teilweise den Schlaf. Mein Vater realisiert durch die Beeinträchtigung der kognitiven Fähigkeiten im Moment noch nicht, wie schwer krank er ist. Wie sollen wir uns verhalten?

Anna Zahno: Die Diagnose eines Glioblastoms hat Sie und Ihre ganze Familie erschüttert. Seit zwei Wochen ist Ihr Leben nicht mehr wie zuvor.

Aufgrund der kognitiven Beeinträchtigung durch die Erkrankung kann Ihr Vater die Tragweite der Erkrankung noch gar nicht realisieren. ich kann mir vorstellen, dass dies für Sie als Familienangehörige einerseits schwierig ist, andererseits «schützt» das Nicht-Begreifen-Können Ihren Vater wahrscheinlich auch vor starken Emotionen. Durch eine Hirnerkrankung kann die Krankheitseinsicht, das Verständnis für das, was passiert, manchmal gar nicht möglich sein. Für ihn da sein und Sicherheit vermitteln ist sicher zentral für den Moment. Ich möchte Sie jedoch auch ermutigen, die Frage wie Sie sich verhalten sollen, auch mit dem Behandlungsteam Ihres Vaters zu besprechen. Es ist ganz wichtig, dass Sie sich als Angehörige, als Familie Unterstützung suchen. Sie können dies bei Ihrer kantonalen oder regionalen Krebsliga https://www.krebsliga.ch/ueber-uns/regionale-krebsligen tun und kostenlose Beratung erhalten oder bei uns Fachberater:innen von KrebsInfo https://www.krebsliga.ch/beratung-unterstuetzung/krebsinfo.

Was ich Ihnen auch empfehlen kann, ist die Organisation fragile suisse https://www.fragile.ch. Diese Organisation bietet für Menschen mit Hirnverletzungen, und dazu rechnen sie auch Hirntumoren, Beratung und Unterstützung anbieten. Gerade im Zusammenhang mit Hirnerkrankungen können ganz spezifische Belastungssituationen entstehen, bei denen fragile suisse mit grosser Erfahrung begleiten kann. Schauen Sie gut zu sich. Alles Gute.

Ich habe Brustkrebs mit Leber- und Knochenmetastasen. Nach 6 Chemos ist der Krebs gemäss Pet CT inaktiv, muss aber nun alle 3 Wochen Antikörpertherapie machen. Ich leide jedoch an Erschöpfung und bin ständig müde und antriebslos. Was kann ich dagegen tun?

Denise Germann: Es ist ganz normal, dass man mit einer Brustkrebsdiagnose und längeren Behandlung mit Chemotherapie und Antikörpertherapie an Erschöpfung und Antriebslosigkeit leidet. Aber das kann sehr belastend sein. Erkrankung und Behandlung sind sehr kräftezehrend für Körper und Psyche. Ich rate Ihnen, dies mit Ihrem Onkologen/Gynäkologen/Hausarzt zu besprechen und sich allenfalls durch weitere Angebote unterstützen zu lassen wie beispielsweise Psychoonkologie oder Integrative Onkologie (Alternativ- und Komplementärmedizin). Wenn der Zustand länger andauert, kann es auch hilfreich sein, abzuklären, ob man an einer tumorbedingten Fatigue leidet. Dafür gibt es ebenfalls Unterstützung durch Psychoonkologie, Integrative Onkologie oder Informationen (https://www.krebsliga.ch/ueber-krebs/nebenwirkungen/fatigue-bei-krebs) oder online Programmen wie z.B. https://aargau.krebsliga.ch/online-kurs-fatigue-individuell-bewaeltigen-leben-mit-erschoepfung

Ich wünsche Ihnen von Herzen alles Gute!

Ich hatte im März 2022 Brustkrebsdiagnose im Anfangsstadium erhalten. Es folgten OP des Tumors (rechtseitig), 4 Zyklen Chemos und 5 Wochen Bestrahlen). Seit Ende der Krebsbehandlungen (zum Glück ist, was den Krebs anbelangt, momentan alles i.O.) habe ich eine Faitgue, d.h. sie ist chronisch geworden und ich leide nun seit 2 1/2 Jahren an einem ME/CFS. Im Inselspital in der Neurologie wurde mir nach 3 1/2 Std. Tests eine chronische Fatigue diagnostiziert, danach folgten aber keine Nachbehandlungen. Können Sie mir sagen, was ich machen soll? Ich habe alles versucht, aber es gibt praktisch diesbezüglich keine Anlaufstellen. Die Krebsliaga kennt (oft) nur die «normale» Fatigue, bei der man Sport treiben soll etc. Ich aber habe ein ME/CFS mit einer Belastungsintoleranz, sprich nach Ueberanstrengung habe ich Crashs. Meine Onkologin findet, ich sei eher ein Ausnahmefall! Ich bin am Verzweifeln! Gibt es nirgendes Hilfe für diese Krankheit, die auch bei Long Covid auftritt. In eine Reha schaffe ich es gar nicht – man hat zudem genug gehört von Falschbehandlungen in Rehakliniken, die sogar auf Long Covid spezialisiert sein sollten (Ueberaktivierung). In der Fatigusprechstunde der psychosomatischen Abteilung der Insel warte ich seit über 4 Monaten auf einen Ersttermin! Krebs ist das Eine – aber wenn man nachher mit einem ME/CFS alleine gelassen wird, ist es das Andere. Wissen Sie noch irgendeine Anlaufstelle – Psychotherapeuten kennen das Thema oft nicht! Lange kann ich meinen Alltag nicht mehr alleine bewältigen – ich lebe alleine. Besten Dank für Ihre Antwort!

Cornelia Orelli: Denken Sie, dass das Vernetzen mit anderen Betroffenen Ihnen weiterhelfen könnte? https://www.mecfs.ch/verein/#mitglied-werden

Habe Lungenkrebs(operiert+Chemotherapie), 5Mte danach Metastasen, dann jetzt palliativ chemotherapie +Immuntherapie, Heisst das, dass nur noch auf Erhaltung behandelt wird und neuere oder andere Behandlungsansätze gar nicht in Frage kommen?

Sabine Schmid: Bei ihnen wird aktuell bei einem Lungenkrebs mit Metastasen eine Chemo-Immuntherapie durchgeführt. Ich kenne die Details ihrer Erkrankung nicht, ganz allgemein ist aber das Ziel bei vielen Patienten mit metastastierten Tumorleiden nicht mehr eine Heilung, sondern eine möglichst lange Kontrolle der Krebserkrankung und somit eine Lebensverlängerung, aber auch eine Verbesserung von möglichen krebsbedingten Beschwerden und somit eine Verbesserung der Lebensqualität. Dies heisst aber nicht, dass innovative und neuere Behandlungsansätze bei Patienten mit metastasierten Krebserkrankungen keine Rolle spielen-im Gegenteil! Die Onkologie entwickelt sich rasant und dies gerade auch bei sogenannt palliativen Behandlungen. Zudem gibt es in vielen grösseren Kliniken die Möglichkeit, an klinischen Studien teilzunehmen. Es lohnt sich sicher, diese Fragen auch direkt mit ihrem Behandlungsteam zu besprechen!

Mein Vater 54 J. hatte Darmkrebs. Leider kam letztes Jahr heraus, dass er in der ganzen Lunge Metasten hat, palliative Situation (vom Darmkrebs der «weg» ist, bestätigt durch Wedge-Resektion). Ich arbeite selber im Gesundheitswesen und weiss was das bedeutet. Habe jedoch grosse Schwierigkeiten damit umzugehen, da ich weiss irgendwann kommt der Zeitpunkt (hoffe geht noch ewig!) an dem es ihm nicht mehr gut geht. Könnten Sie mir Tipps geben? Mein Vater ist ein positiver Mensch ihm geht es auch sehr gut (auch bei Chemo fast keine Beschwerden). Er verliert seinen Humor nicht!

Cornelia Orelli: Sie besetzen zwei Rollen gleichzeitig, die Professionelle und die Private. Das kann besonders herausfordernd sein. Es ist wichtig, dass Sie sich Unterstützung im Umgang mit Ihren eigenen Emotionen holen. Sie können sich in einem ersten Schritt gerne mit den Fachberaterinnen von KrebsInfo austauschen und/oder Ihre kantonale/regionale Krebsliga kontaktieren. Wir sind auch für Nahestehende da.

Ich habe geheört, dass schwere Traumata langfristig einen negativen Einfluss auf den Adrenalinspiegel haben können. D.h. Der Adrenalinspiegel sinkt durch chronischen mentalen Stress. Dies habe Auswirkungen auf auf die Hormone, Stofwechsel und Organtätigkeit, was wiederum das Risiko eeheblich erhöhe, an einem bösartigen Tumor zu erkranken. Was ist davon zu halten? Wie kann man vorbäugen, wenn man Traumatas erlebt hat? Beste Grüsse

Anna Zahno: Dass schwere Traumata starke Stressoren sein können, ist selbstredend. Wie ein Mensch dann darauf reagiert, kann wiederum sehr unterscheidlich sein und hängt auch von persönlichen Eigenschaften ab, wie stark dann schlussendlich eine körperliche Stressreaktion ausgelöst wird.

Wissenschaftlich klar erwiesen ist ein ursächlicher Zusammenhang zwischen chronischem mentalen Stress und Krebs nicht. Menschen, die unter chronischem Stress leiden, haben manchmal die Tendenz ungünstige Bewältigungsstrategien aufzubauen, wie z.B. Rauchen, Alkohol, ungesunde Ernährung. Somit könnten dann eher diese Verhaltensweisen das Risiko für die Entwicklung einer Krebserkrankung fördern.

Sicher ist es hilfreich und auch für die Lebensqualtiät im Generellen sinnvoll, sich professionell begleiten zu lassen in der Auf-/Bearbeitung von Traumatas.

Allgemein lässt sich durch einen gesunden Lebensstil viel tun für die Prävention einer Krebserkrankung. Bei Interesse finden Sie vertiefte Informationen unter : https://www.krebsliga.ch/ueber-krebs/praevention Mit den besten Wünschen.

In folge einer schwangerschaft induzierter Brustkrebserkrankung mit 34 Jahren (G3, HER 2 Positiv und Hormonsensitiv) vor jetzt dann bald 5 Jahren nehme ich Aromasin und Lucrin. Je nach Artz oder Quelle heisst es, dass ich die Antihormintherapie 5, 7 oder 10 Jahre fortsetzen soll. Was riskiere ich, wenn ich sie nach 5Jahren beende? Wo finde ich Studien, welche sich auf Frauen meines Alters beziehen? Die Nebenwirkungen bereiten mir grosse Schwierigkeiten, darum überlege ich fast täglich die Therapie nach jetzt dann bald 5 Jahren zu beenden. Ich danke Ihnen für Ihre Antwort. Freundliche Grüsse

Sabine Schmid: Nebenwirkungen der antihormonellen Therapie bei Brustkrebs können sehr störend sein, gerade auch weil sich die Therapie eben nicht «nur» über eine kurze absehbare Zeit von ein paar Monaten, sondern meist über viele Jahre zieht. In dieser Situation können auch an sich milde Nebenwirkungen die Lebensqualität relevant einschränken.

Basierend auf den mir vorliegenden Informationen kann ich hier keine gute Empfehlung abgeben, hierfür müsste ich die Krankengeschichte im Detail kennen. Ich würde ihnen empfehlen, genau diese Abwägungen mit ihrem Behandlungsteam zu besprechen (Wie gross wird ihr Rückfallrisiko insgesamt eingeschätzt? Wie gross ist der Zusatznutzen, wenn sie die Therapie nach 5 Jahren weiterführen? ). Allenfalls könnten Sie sich auch überlegen, eine Zweitmeinung einzuholen.

Wie geht man als Angehörige damit um, wenn ein Familienmitglied eine Krebsdiagnose erhält (nur palliativ behandelbar) und selbst nicht einzusehen scheint, dass nicht mehr viel Zeit bleibt?

Anna Zahno: Ein Familienmitglied ist an Krebs erkrankt und die Behandlung kann nicht mehr kurativ (heilend) erfolgen, sondern palliativ.

Erlauben Sie mir einen Exkurs: Grundsätzlich erleben wir immer wieder, dass das Wort «Palliativ» oft im Sinne von «man kann nicht mehr tun, es geht dem Ende zu, es bleibt nicht mehr viel Zeit» verbunden wird. Das muss jedoch überhaupt nicht so sein. Im medizinischen wird von palliativ gesprochen, wenn die Krebserkrankung nicht mehr komplett geheilt werden kann. Palliativ behandelte Menschen können je nachdem aber noch über Jahr hinweg bei guter Lebensqualität leben.

Ich weiss nun natürlich nicht, wie die Situation bei Ihrem Familienmitglied ist. Erhalten Menschen eine Diagnose und erfahren, dass die Situation palliativ ist, können die Reaktionsmöglichkeiten und Bewältigungsstrategien komplett unterschiedlich ausfallen: die einen sprechen über die Gefühle, die Gedanken, die Sorgen, welche sie beschäftigen, und sprechen möglicherweise sogar über das Sterben. Andere wollen sich vielleicht (noch) nicht damit beschäftigen oder wollen einfach nicht darüber reden. Selten erlebe ich es in meiner Berufserfahrung als nicht einsehen oder verleugnen.

Vielleicht können Sie aus Ihrer Warte sprechen und fragen: «Darf ich dir sagen, was mich manchmal beschäftigt?» Will Ihr Familienmitglied wissen, was Sie denken, gibt das ihm möglicherweise dann auch die Möglichkeit über eigene Gefühle, Gedanken zu sprechen. Jeder Mensch ist anders und das macht uns auch so wertvoll.

Grüezi, ich habe leider einen unheilbaren (Multive Myelom) Knochenkrebs seit 2021. Ich bin sehr oft alleine Zuhause, meine besten Freunde sind schon gegangen, 2 sind noch da. Ich frag mich, ob die Leute ein Problem haben, wenn sie hören was mit mir los ist ? Ist es die heutige Zeit, dass man nicht mehr miteinander Spricht.

Cornelia Orelli: Sie sprechen ein bekanntes Phänomen an, das sogenannte Cancer Ghosting. Lesen Sie, was die Krebsliga Zürich dazu schreibt: https://zuerich.krebsliga.ch/cancer-ghosting Falls Sie nicht im Raum Zürich wohnen, können Sie sich für eine vertiefteren Austausch und die begleitete Suche nach einem für Sie geeigneten Umgang mit dem Problem der sozialen Isolation bei Krebs an die Fachberaterinnen und Fachberater von KrebsInfo wenden: https://www.krebsliga.ch/beratung-unterstuetzung/krebsinfo

Meine Hausärtztin sagt zu 99% hätti ich Melanom. Morgen ist meine PET/CT-Untersuchung am UNI Spital. Am Dienstag in einer Woche die Besprechung mit den Ärzten. Meine Frage? Wie bekomme ich Kontakt zu jemandem der meine Frau Unterstützt? Sie ist Brasilianerin spricht kein Wort deutsch, hat die Schulbildung wie etwa ein Viertklässler in der Schweiz. Sie weiss nicht wie man einen Bankautomaten bedient oder mit den Öfentlichen Verkehrsmittel irgenwo hinfäht. Die Wohnung wurde uns per 31.06 gekündigt. Wir leben von EL und besitzen kein Einkommen. Ich erledige alles vom Waschen bis Einkauf, Rechnungen bezahlen usw. Freunde oder Familien haben wir nicht. Wie soll ich das jetzt organisieren?

Anna Zahno: Sie können sich bei der Krebsliga Ihres Wohnkantons melden https://www.krebsliga.ch/ueber-uns/regionale-krebsligen Die Beratenden können Sie und Ihre Frau unterstützen und allenfalls weitere Stellen angeben, an die Sie sich wenden können.

In meinem umfeld sind bereits mehrere menschen an krebs erkrankt und auch gestorben. Selbst habe ich seit ich kind bin angst vor krebs und selbst zu erkranken. Jedes körpergefühl, dass ich als komisch deute oder wenn ich meinen körper “spüre”, schlussfolgere ich als krebs und habe extreme angst mit schweissausbrüchen. Es dann untersuchen zu lassen mache ich dann auch nicht, aus angst vor diagnose. So hatte ich seit kindheit bereits hunderte imaginäre krebsarten. Wie kann ich das in den griff bekommen?

Denise Germann: Guten Abend. Es tut mir leid zu hören, dass bereits viele Menschen in Ihrem Umfeld an Krebs erkrankt oder gestorben sind. Wir Menschen sind komplexe Wesen und bestehen aus Körper(empfindungen), Gefühlen und Gedanken (Bewertungen). Zwischen diesen Ebenen finden ständig Wechselwirkungsprozesse statt, welche beeinflusst sind durch unsere persönlichen Erfahrungen und Lebensbedingungen. Diese Prozesse sind «fehleranfällig». Das heisst, die Wahrnehmung von Körperempfindungen ist beeinflusst durch Psyche und Vorerfahrungen und ist damit nicht mehr neutral. Da in Ihrem Umfeld Krebs ein häufiges Thema war, sind Sie bereits vorbelastet und vielleicht wird in Ihrem System ein Alarm oder «Fehlalarm» ausgelöst. Häufig hängt dies auch zusammen mit anderen Ängsten, Unsicherheiten, Belastungen oder schwierigen Erfahrungen. Ständig mit diesen Ängsten zu leben, stelle ich mir als sehr belastend vor. Das muss allerdings nicht sein. Ich würde Ihnen raten, das Problem auf mehreren Ebenen anzugehen:

  1. eine gründliche Untersuchung bei Ihrem Hausarzt zu machen, um auszuschliessen, dass Sie tatsächlich an einer Erkrankung leiden.
  2. sich psychologische oder psychotherapeutische Unterstützung zu suchen, um einen hilfreichen Umgang mit diesen Ängsten zu lernen bzw. unberechtigte Ängste abbauen zu lernen. In einer Psychotherapie kann abgeklärt werden, woher diese Ängste kommen und wie ihnen hilfreich begegnet werden kann.
  3. sich im Umgang mit dem eigenen Körper und Gefühlen zu schulen, zb. durch Achtsamkeitspraxis, Yoga, Bewegung, Sport oder andere körperbasierten Methoden.

Viel Mut und Erfolg und alles Gute!

Letztes Jahr habe ich meine Freundin an Bauchspeicheldrüsenkrebs leider verloren. Meine Frage: Weiss man heute mehr, was diese agressive Krankheit auslöst, respektive begünstigt?Vielen Dank

Anna Zahno: Der Verlust Ihrer Freundin muss schmerzhaft gewesen sein und Ihre Frage nachvollziehbar. Die genauen Ursachen für Bauchspeicheldrüsenkrebs sind nach wie vor unbekannt. Einige Faktoren erhöhen das Risiko: dazu gehören Lebensgewohnheiten (Rauchen, starkes Übergewicht oder starker Alkoholkonsum), Vorerkrankungen wie chronischen Entzündungen, familäre Belastung und genetische vererbte Mutationen, bei denen Bauchspeicheldrüsenkrebs häufiger vorkommt. Aber eine klare Ursache gibt es nicht und von daher gestaltet sich auch die Prävention einfach in Form eines gesunden Lebensstils.

Ich bin 30. ab wann sollte man welche Krebsvorsorgeuntersuchungen machen?

Anna Zahno: Ohne familäre Belastung und ohne Symptome empfehlen sich Krebsvorsorgeuntersuchungen für diese Krebserkrankung ab 50 Jahren: Brust und Darm. Bei Frauen empfiehlt sich der regelmässige Abstrich bei der Gynäkologin zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs. Weiter Vorsorgeuntersuchungen sind in Ihrem jungen Alter nicht vorgesehen.

Guten Abend Meine Frage wäre, ob es auch Alternative Therapien zu Operation, Bestrahlung und Chemotherapie gibt.

Sabine Schmid: Die Therapieansätze unterscheiden sich je nach Tumortyp und auch Stadium stark und je nachdem sind Operation, bestrahlung und sogeannte Systemtherapien nötig, manchmal aber auch nur eine dieser Modalitäten. Ich habe bewusst das Wort Systemtherapie und nicht Chemotherapie gewählt, da wir heute als medikamentöse Therapien nebst der klassischen Chemotherapie auch verschiedene Arten der Immuntherapie und teils auch sehr zielgerichtete Therapien in Tablettenform zur Verfügung haben. Vielen Patienten fragen aber auch, was sie zusätzlich machen können, um die Therapie zu unterstützen oder auch Nebenwirkungen zu mildern. Hier werden unter dem umgangsprachlichen Begriff Alternativmedizin viele verschiedene Ansätze zusammengefasst, wobei wir hier lieber den begriff der integrativen Mediztin verwenden. Wenn sie diesbezüglich eine beratung wünschen und wissen möchten, was sie sinnvollerweise zusätzlich machen könnten, habe ich ihnen unten einige Angebote verlinkt:

- https://www.h-och.ch/integrative-medizin/

- https://www.usz.ch/sprechstunde/mind-body-medicine-sprechstunde/

- https://www.ikim.unibe.ch/

Im Herbst 2024 erhielt ich aufgrund einer Kontroll-Mammografie und anschliess. Biopsie die Diagnose Brustkrebs. Es folgte eine OP (brusterhaltend) mit anschliessender Bestrahlung! Diese brachte mich psychisch total an meine Grenzen,da ich während dem ganzen Krankheitsverlauf praktisch keinerlei kompetente mediz. Begleitung hatte! Jetzt leide ich an einem Trauma, das ich dadurch erlebte! Auch wenn ich anfangs dieses Jahr einige Male psychoonkologische Gespräche in Anspruch nehmen konnte ,komme ich irgendwie einfach nicht weiter und fühle oft Hilflosigkeit aufgrund einer grossen Trauer über das Nicht-Gesehen-und Wahrgenommen-Worden zu sein! Was könnte ich tun? Wie gehe ich weiter? Vielen Dank für Ihre persönliche Rückmeldung.

Denise Germann: Guten Abend. Das tut mir sehr leid zu hören, dass Sie während des Krankheitsverlaufs keine genügende Begleitung hatten. Wenn man krank ist, ist man besonders verletzlich und oft übersteigt es die eigenen bekannten Strategien im Umgang mit Herausforderungen. Zudem können vorherige emotionale Verletzungen aus der Vergangenheit (nicht-gesehen werden oder ähnliches) leicht wieder getriggert werden. Sehr gut, dass Sie sich psychoonkologische Unterstützung gesucht haben. Dazu hätte ich Ihnen auch geraten. Nun ist es halt so, dass es von vielen Faktoren abhängig ist, ob und wie rasch Sie ein solches Trauma verarbeiten können. Sprechen Sie dieses Problem bei Ihrer aktuellen psychoonkologischen Fachperson an. Teilen Sie ihr mit, dass Sie das Gefühl haben, nicht weiterzukommen und Ihre Trauer noch immer gross ist über das Nicht-Gesehen und Wahrgenommen werden. Manchmal braucht es viel Zeit und Geduld und ein passendes Gegenüber und den richtigen Zeitpunkt, um seine Gefühle ausdrücken zu können und Heilung zu erfahren. Geben Sie nicht auf! Scheuen Sie sich auch nicht, allenfalls eine andere Fachpersonen auszuprobieren. Die Passung und dass Sie sich wohl und ernst genommen fühlen, ist gerade in der psychotherapeutischen Begleitung sehr zentral! Von Herzen alles Gute!

Puls, 24.03.2025, 21:05 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel