Büne Huber, Gründer und Frontmann der Band Patent Ochsner, ist eine tiefgründige Person. Sein Schlagzeuger Andi Hug sagt: «Mich nähme Wunder, was im Kopf von Büne so abgeht».» Die Sendung «Gredig direkt» ist dieser Frage nachgegangen.
SRF: Weisst du immer, was in deinem Kopf abgeht?
Büne Huber: Ich denke schon. Aber ich mäandriere gern. Wenn ich zu Beginn bereits das Ziel kenne, fällt es mir schwer, loszugehen. Ich muss immer ein wenig überrascht werden.
Ohne Freunde, Therapie und Medikamente wäre ich wohl nicht mehr hier.
Musik, Schreiben, Malen – fällt es dir manchmal schwer, zu fokussieren?
Im schöpferischen Prozess ist mein Fokus sehr präzis, aber ich lasse mich einfach gern treiben. Daraus hat sich wohl auch diese Technik ergeben – Musik, Malen und Schreiben gleichzeitig.
Kommt dein Tun stark aus dem Herz?
Genau. Kopf, Herz, Hand – und ein kleines bisschen Sachverstand (lacht).
Wie erklärst du dir, dass dein Schaffen so viele Menschen anspricht?
Ich befasse mich mit diesem Thema nicht. So wie ich mich auch nicht damit befasse, wie man gute Songs schreibt. Ich will das nicht wissen.
Hast du Angst, dass deine Inspiration plötzlich nicht mehr da ist?
Klar. Ich hatte auch fast zwei Jahre, wo mir überhaupt nichts mehr gelang. Da fragt man sich dann schon, ob einem die Schutzengel eigentlich verlassen haben.
Was war der Grund deiner Depression?
Die Trennung von meiner ersten Frau und die Angst um unsere Tochter Hannah.
Wie tief bist du da gefallen?
Ich weiss nicht, ob es noch viel tiefer gegangen wäre. Ohne Freunde, Therapie und Medikamente wäre ich wohl nicht mehr hier.
Für mich ist es die grösste Horrorvorstellung, in einer Band zu spielen, die nur Hits herunternudelt.
Zu deinen wiederkehrenden Themen gehören Abschied und Tod. Weshalb?
Ich denke schon, dass ich traumatisiert bin, weil ich mit 18 meinen Vater verloren habe.
Hast du Verlustängste?
Ja.
Du hast auch einmal an der Abdankung eines achtjährigen Jungen gesungen.
Ich musste da aber Betablocker nehmen und konnte zudem die Anwesenden nicht anschauen. Doch wer trösten soll, darf nicht weinen.
Du warst im Moment seines Todes bei deinem Vater. Wie war das für dich?
Das ist noch heute aufwühlend. Ich hatte tatsächlich das Gefühl, dass die Seele seinen Körper verlässt. Das hat mich sehr erschüttert – aber auch im positiven Sinn. Verblüffend war, dass sein vorletztes Ausatmen ganz anders roch als das letzte.
Wieso bist du immer so persönlich in deinen Liedtexten?
Für mich ist es die grösste Horrorvorstellung, in einer Band zu spielen, die nur Hits herunternudelt. Glaub mir, da würde ich aufhören, Musik zu machen.
Du hast früher exzessiv gelebt. Bist du altersmild geworden?
Bei der Geburt meines Sohns war ich 53. Ich kann mir nicht erlauben, auf den Putz zu hauen wie mit 20. Obwohl ich teils ein Ziehen verspüre. Das bringe ich nicht weg.
Bis du in Würde gealtert?
Bis jetzt schon. Viele meiner Freunde freuen sich jetzt aufs pensioniert sein. Ich aber werde nicht in Pension gehen und bin froh, dass es so ist.
Viele deiner Lieder gehören schon fast zum Kulturgut. Nimmst du das auch als Verantwortung wahr?
Ja, aber ich schiebe das ein wenig von mir weg. Beim Komponieren und Aufnehmen ans Publikum oder die Presse zu denken, kommt einfach nie gut.
Hast du Angst, dass es mit Patent Ochsner irgendwann zu Ende ist?
Dieser Moment wird kommen, aber ich beschäftige mich nicht damit.
Wie viele Pläne hast du noch?
Immer noch unendlich viele.
Zum Beispiel?
Ich möchte auf eine Insel im Pazifik. Da war ich noch nie.
Was hast du im Leben gelernt?
Mich nicht so wichtig zu nehmen und nahbar zu bleiben.
Das Gespräch führte Urs Gredig.