Wir sind die Klasse 6A aus Wallisellen im Kanton Zürich. Viele kennen unsere kleine Stadt, weil sie den folgenden Abzählreim kennen:
Wir wollen wissen, woher dieser Reim überhaupt kommt. Wieso geht es um eine Katze und wieso kommt sie nach Wallisellen?
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Bei einer ersten Recherche, also einer Suche im Internet, finden wir nicht viel. Deshalb ziehen wir los und befragen Wallisellerinnen und Walliseller, die in der Stadt unterwegs sind. Fast alle kennen den Reim, aber viele kommen ins Stocken beim Aufsagen, weil sie ihn schon lange nicht mehr gebraucht haben. Wieso es um eine Katze geht und wieso diese ausgerechnet nach Wallisellen geht, kann uns niemand beantworten. «Vielleicht weil es schön ist hier», meint eine ältere Frau. «Oder es gibt einfach viele Katzen in Wallisellen», sagt jemand anderes.
Wir merken: Wir brauchen einen Experten oder eine Expertin! Um den wirklichen Ursprung des Wallisellen-Reims zu finden, treffen wir Martin Graf. Er ist Redaktor beim Schweizerischen Idiotikon. Das ist ein Wörterbuch der schweizerdeutschen Dialekte und befasst sich auch mit der Geschichte von einzelnen Wörtern, Dialekten oder eben Redewendungen und Sprüchen.
Martin Graf erklärt uns: Es handelt sich beim Wallisellen-Spruch um einen «Nonsense-Reim», also einen Reim, der keinen Sinn ergibt. Wieso jemand genau auf die Idee mit dem «Bölle schelle» und der Katze kam, das wisse man nicht. «Nach Wallisellen geht die Katze wohl einfach, weil es sich auf den vorherigen Satz reimt und weil es einen schönen Rhythmus in den Spruch bringt.»
Seit wann es das Sprüchlein schon gibt, ist laut Martin Graf auch schwierig zu beantworten. Vor allem, weil das Sprüchlein nur mündlich weitergesagt wird und in der Regel nicht schriftlich festgehalten wird. «Der erste Beleg, den ich gefunden habe, stammt aus dem Jahr 1970.» Martin Graf geht aber davon aus, dass der Wallisellen-Reim noch rund 20 Jahre älter ist.
Nach unserem Interview wissen wir zwar immer noch nicht, wie der Spruch wirklich zustande kam. Aber wir wissen, dass er wahrscheinlich keine tiefere Bedeutung hat. Und wir wissen, dass schon viele Schulklassen vor uns den Reim brauchten, um zu entscheiden, wer das letzte Schoggistängeli bekommt. Oder wer zuerst ins Mikrofon sprechen darf, wenn SRF Kids vorbeikommt.
Danke dir fürs Lesen, Zuschauen und Zuhören!