Eigentlich wollte Miloš Forman zum Theater gehen, wie sein Bruder. Aber die staatliche tschechoslowakische Theaterschule lehnte ihn ab. Darum bewarb er sich eher aus Verzweiflung, um nicht ins Militär zu müssen, bei der Prager Filmschule. So kam Miloš Forman zu einer Grundausbildung als Drehbuchautor.
Miloš Forman hiess eigentlich Jan Thomas Forman. Aufgewachsen ist er bei Verwandten. Seine Eltern waren im KZ gestorben.
Dem Staat, seinen Ideologien und jeglicher Propaganda gegenüber war Forman von jung auf kritisch eingestellt. Seine ersten Filmerfolge «Schwarzer Peter», «Die Liebe einer Blondine» und vor allem die verkappte Kommunismus-Satire «Der Feuerwehrball» brachten ihn bald in Verruf bei den staatlichen Organen.
Der gesellschaftskritische Blick
Als die russischen Panzer 1968 den Prager Frühling beendeten, war Miloš Forman in Paris daran, seine erste US-amerikanische Filmproduktion zu verhandeln. Sein tschechisches Studio soll die Gelegenheit genutzt haben, um ihn zu entlassen. Forman wanderte in die USA aus.
Aber auch da blieb er seinem gesellschaftskritischen Blick treu. Gegen alle Widerstände und mit Hilfe von Michael Douglas als Produzenten verfilmte Forman Ken Keseys kritischen Psychiatrie-Roman «One Flew over the Cuckoo’s Nest».
Der Erfolg mit «Einer flog über das Kuckucksnest» – der Film brachte einen Oscar ein – ermöglichte Forman, seinen Traum umzusetzen: das Hippie-Musical «Hair» als Film über die Verweigerung des Vietnamkriegsdienstes. So löste «Hair» 1979 vor allem in Europa eine kurzfristige Hippie-Renaissance aus.
Seinen grössten, eigentlichen Welterfolg landete Miloš Forman dann allerdings fünf Jahre später, als er Peter Shaffers Bühnendrama «Amadeus» mit Tom Hulce als Mozart und F. Murray Abraham in der Rolle seines Gegenspielers Salieri auf die Leinwand brachte.
Der brave Schaffer Salieri und das rüpelhafte Wunderkind Mozart im höfischen Intrigantenstadel sprach alle möglichen Publikumsschichten an, vom Bildungsbürgertum bis zu den müde gewordenen Jugendbewegten der frühen 1980er-Jahre.
Miloš Forman ist es gelungen, mit gestalterischem Flair und dem richtigen Gespür für die kommerziellen Möglichkeiten des amerikanischen Kinos, seinen satirisch-kritischen Gesellschaftsblick immer wieder neu umzusetzen.
Umstrittenes Denkmal
Formans Selbstbild vom Künstler als kritischem Aussenseiter kommt in seinen Filmen immer wieder zum Tragen. Das ging so weit, dass er 1996 mit «The People vs. Larry Flynt» dem Porno-Mogul und Hustler-Verleger ein umstrittenes Denkmal als Freiheitskämpfer setzte.
Wie alle Künstler war auch Miloš Forman ein Kind seiner Zeit und seiner Umstände. Forman hat es allerdings mit Glück und Geschick und inszenatorischem Genie geschafft, seine Rolle in den USA wieder aufzunehmen und als Opfer des kalten Krieges nicht einfach die Seiten zu wechseln. Er blieb Satiriker.