Reto Hänny (geb. 1947 in Tschappina, Graubünden) wuchs auf dem Bergbauernhof seiner Eltern auf. Er absolvierte das Lehrerseminar in Chur, unterrichtete danach und reiste immer wieder lange ins Ausland. Nach einer Station als Bühnenarbeiter am Theater Chur zog Hänny nach Zürich und begann ein Studium in Germanistik und Ethnologie.
Sein Debüt «Ruch. Ein Bericht» erschien 1979. Schon ein Jahr später sorgte Hänny mit «Zürich, Anfang September» für grosses Aufsehen: Er beschrieb darin die Zürcher Jugendunruhen, die er selbst miterlebt hatte. Hännys Werk wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis 1994. 2022 erhielt er den Grand Prix Literatur des Bundesamts für Kultur.
Lesetipp
«Sturz» (2020). Wer Reto Hänny liest, will hoch hinaus. Denn dieser Autor hebt gerne ab. Es geht ihm aber nicht einfach darum, die längsten Sätze der Schweizer Literatur zu schreiben. Vielmehr will er Laute, Sätze und Rhythmen mit so viel Schub erzeugen, dass sie sich in die Lüfte schwingen. Worüber Reto Hänny schreibt, ist jedoch durchaus geerdet: In «Sturz» schreibt er über einen Buben aus den Bündner Bergen, den man für beschränkt hält, als Bauerndepp abtut, weil er es als Linkshänder und Legastheniker schwer hat in der Schule. Doch mit Hilfe der Literatur und Musik schwingt er sich in die Lüfte. Mit «Sturz» legt Reto Hänny ein herausforderndes Werk vor, das seine grossen Lebens- und Literaturthemen variiert und erweitert. Es ist viel mehr als nur eine Autobiographie. Es beweist, wie lebensrettend die Kunst sein kann. (Julian Schütt, SRF Literatur)
Wichtigste Werke
- «Sturz». Matthes & Seitz, 2020.
- «Blooms Schatten». Matthes & Seitz, 2014.
- «Helldunkel. Ein Bilderbuch». Suhrkamp, 1994.
- «Am Boden des Kopfes. Verwirrungen eines Mitteleuropäers in Mitteleuropa». Suhrkamp, 1991.
- «Flug». Suhrkamp, 1985.