«Man hat sich noch nicht von der Pandemie erholt, schon kommt der nächste Schlag», sagt Roman Steiner, der Geschäftsführer des Schweizerischen Bühnenverbands. Er vertritt die grossen und mittelgrossen Theater im Land – also diejenigen, die Geld von der öffentlichen Hand erhalten.
Sie alle haben keine Ahnung, was der Winter bringt. In Deutschland hat die Bundesregierung auf diese Ungewissheit reagiert: Sie unterstützt die Kulturstätten mit einer Milliarde Euro.
Steiner schlägt den Theatern vor, erstmal selbstständig den Energieverbrauch zu senken: «Heizung optimieren, Lüftung den Betriebszeiten anpassen und die konventionellen Leuchtmittel durch LED-Lampen ersetzen. Das sind Felder, wo wir einsparen können.»
Nicht alle müssen bibbern
Ein Theater mit einigen 100 Plätzen gehört bereits zu den grossen Stromverbrauchern. Nicht alle Häuser müssen jedoch mit horrenden Stromrechnungen rechnen. «Die meisten beziehen ihren Strom über die Grundversorgung. Die haben dieselben Preissteigerungen, die alle spüren», so der Bühnenverbandschef.
Es komme also darauf an, woher man den Strom bezieht: ob vom freien Markt mit seinen Ausschlägen oder von den Gemeinden, wo die Preise weniger schwanken.
Bald teurere Tickets?
Gleichwohl: Alles wird teurer, nicht nur der Strom. Während die subventionierten Theater die Kostensteigerungen aushalten können, müssen die privaten Häuser reagieren.
«Dort wo es notwendig ist, machen wir Preiserhöhungen – aber natürlich mit grossem Respekt», sagt Beat Imhof, der Geschäftsführer des Casinotheaters Winterthur.
«Bei unserem langjährigen Format ‹Stille Kracht› erhöhen wir den Ticketpreis um 4 Franken», so Imhof. «Wir haben selektiv geschaut, wo man die Preiserhöhung auch gut verargumentieren kann.» Nicht jeder Preisaufschlag schmerze das Publikum gleichermassen weh.
Balanceakt für öffentliche Häuser
Für die subventionierten Häuser ist es heikel, höhere Kosten weiterzugeben, so Roman Steiner. Die Theater hätten einen Auftrag, für möglichst alle Menschen erschwingliches Theater anzubieten. Und das stehe Preissteigerungen entgegen. Sollten die Lichter aber wirklich ausgehen, weil zu wenig Strom fliesst, könnte auch der Bund helfen.
Sollte es zu Abschaltungen kommen, gehen wir von Entschädigungen aus.
Man habe sowohl das Departement von Bundesrätin Sommaruga als auch von Bundesrat Parmelin angeschrieben, erklärt Steiner. «Ich denke, dass wir unterstützt werden, sollte es so weit kommen.»
Ähnliche Gedanken machen sich auch die Privaten. Beat Imhof ist zuversichtlich: «Sollte es Abschaltungen geben, gehen wir davon aus, dass es zu Entschädigungen kommen würde.»
Bühne sucht Publikum
Allerdings plagten die privaten Häuser auch grundsätzliche Ängste, erklärt Imhof: «Es werden weniger Theatertickets verkauft – unabhängig vom Preis. Das ist ein viel grösseres Problem.»
Seit der Pandemie kommen weniger Leute ins Theater. Das Casinotheater Winterthur verkaufe 30 bis 50 Prozent weniger Tickets als früher. Anderen Häusern ergehe es ähnlich.
Corona hat Grundsätzliches verändert: Die Leute, die damals nicht ins Theater kommen konnten, sind längst nicht alle wieder da. Auch wenn die Lichter derzeit noch brennen.