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Video
«MeToo»: zwei Wörter, zwei Jahre
Aus Kulturplatz vom 16.10.2019.
abspielen. Laufzeit 27 Minuten 49 Sekunden.

#MeToo im Theater «Junge Schauspielerinnen stehen am meisten unter Druck»

Kann eine Broschüre etwas gegen sexuelle Belästigung, Mobbing oder Missbrauch von Machtpositionen am Arbeitsplatz tun? Der Schweizerische Bühnenkünstlerverband (SBKV) findet, dass das ein Anfang ist.

Die Geschäftsführerin Salva Leutenegger erklärt im Interview, worum es bei dieser Broschüre geht und was darüber hinaus noch nötig ist.

Salva Leutenegger

Geschäftsleiterin SBKV

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Seit 2015 ist Salva Leutenegger Geschäftsleiterin des Schweizerischen Bühnenkünstlerverbands.

Dieser publizierte letzte Woche einen Verhaltenscodex, welcher sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz und Mobbing definiert. Zudem empfiehlt die Broschüre eine Best Practice im Umgang mit Fällen von sexueller Belästigung und Mobbing.

SRF: Was ist das Ziel Ihrer Broschüre?

Salva Leutenegger: Der Verhaltenskodex richtet sich an Künstler und Künstlerinnen in der darstellenden Kunst und an ihre Vorgesetzten. Die Broschüre soll zuerst einmal sensibilisieren.

Es wird erklärt, was Belästigung am Arbeitsplatz überhaupt bedeutet. Wir definieren und erklären drei Formen von Missbrauch: sexualisierte Belästigung, Mobbing und Diskriminierung.

Audio
Verhaltenskodex: Sexuelle Belästigung im Theater
aus Kultur-Aktualität vom 22.10.2019.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 13 Sekunden.

Richten Sie sich damit an die Opfer oder an potenzielle Täter?

In erster Linie an die Opfer. Durch die Broschüre wissen die Betroffenen im Falle eines Vorkommnisses, wie sie mit einem Vorfall umgehen können. Und sie erfahren, wo sie Unterstützung bekommen können.

Gleichzeitig richtet sich die Broschüre auch an potentielle Täter, die ihr Verhalten reflektieren können.

Alle Betroffenen müssen die Grenzen kennen.

Diese Broschüre liegt nun überall aus. Was unternehmen Sie, dass sie nicht nur gelesen wird, sondern auch danach gelebt wird?

Beim Verteilen des Verhaltenskodex sprechen wir das Thema auch in unseren Gremien an. Und wir organisieren im nächsten Jahr ein Podiumsgespräch zum Thema Macht und Machtmissbrauch in der darstellenden Kunst.

Diese Broschüre dient vor allem der Prävention. Wie aber überprüft man, dass ein Arbeitsumfeld frei von sexueller Belästigung ist?

Das ist eine schwierige Frage. Es ist wichtig, dass beide Seiten, also potenzielle Opfer und potenzielle Täter, das gegenseitige Verhalten reflektieren.

Alle Betroffenen müssen die Grenzen kennen. Gerade junge Schauspielerinnen sind am häufigsten von Missbrauch betroffen. Sie stehen am Anfang ihrer Karriere so unter Druck und haben das Gefühl, sie müssen alles tun, weil eine Schauspielerin alles können muss.

Sie müssen lernen, wie weit die professionelle Arbeit reicht und ab wann sie etwas nicht mehr mitmachen müssen. Diese Grenzen müssen aber auch die Vorgesetzten kennen.

Sexuelle Belästigung ist eine Straftat.

Viele betroffene Frauen trauen sich mit ihren Vorwürfen nicht an die Öffentlichkeit, weil sie Angst vor einem möglichen schlechtem Ruf haben. Wie nehmen Sie diesen Frauen die Furcht vor diesem Schritt?

Wir versuchen, die Betroffenen zu stärken. Wir müssen aber auch akzeptieren, wenn diese Frauen sich nicht outen wollen. Aber wir helfen auch schon, wenn wir sie in einem vertraulichen Gespräch stärken und ihnen Tipps geben, wie sie damit umgehen können.

In der Broschüre bieten Sie Definitionen und geben Tipps für Betroffene. Wie sehen denn Sanktionen aus?

Unsere Hilfe besteht darin, dass wir das Gespräch suchen und individuelle Lösungen anbieten. Aber am Ende – wenn nichts hilft – dann gibt es die rechtliche Seite. Sexuelle Belästigung ist eine Straftat.

Das Interview führte Katrin Becker.

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