Nun ist sie da, die viel beschworene Tragödie. «Zunächst ist es eine grosse Enttäuschung», sagt Benjamin von Blomberg. Der Co-Intendant des Schauspielhauses Zürich wünschte sich einen neuen Theatersaal. Das Zürcher Stadtparlament hat sich dagegen entschieden.
Seit Jahren streitet die Politik
Alle sind sich einig, dass das Theater am Pfauen saniert werden muss. Auch klar ist, dass Gebäudehülle und Fassade unverändert bleiben. Über den Pfauensaal aus den 1920er-Jahren streiten Politik und Theater aber seit Jahren.
Die Stadtregierung will einen Neubau, aber Denkmal- und Heimatschutz haben das durchkreuzt. Ihr Argument, dass der traditionsreiche Saal erhalten bleiben müsse, überzeugte die Mehrheit am Stadtparlament. Zu wichtig sei seine Geschichte während und nach dem Zweiten Weltkrieg.
Vieles bleibt beim Alten
Stadtregierung und Schauspielleitung betonten schon im Vorfeld vor allem, was im alten Saal nicht mehr möglich sein würde: kein modernes Theater und kein Platz für Gestaltung.
«Es wäre gut gewesen, wenn man konkrete Visionen hätte zeigen können», sagt Benjamin von Blomberg. «Visionen, was mit neuer Technik, mit mehr Lagerraum und einem grösseren Foyer möglich wäre.» Das alles bleibe nun auf der Strecke.
Der Schiffbau ist keine Alternative
Saniert wird nur das Nötigste, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Mit einzelnen Produktionen auf die zweite Spielstätte des Schauspielhauses – den bereits sanierten Schiffbau – auszuweichen, ist für den Co-Intendanten keine Option. Der Schiffbau könne nicht dasselbe leisten wie der Pfauen, betont er.
Der Schiffbau sei kein Repertoire-Theater. Kein Haus also, an dem über längere Zeit gleichzeitig mehrere Stücke gespielt werden können. «Der Ort leistet nicht das, was sich eine Stadt wie Zürich wünscht: ein lebendiges und vitales Theater sowie aufregendes, wechselndes Repertoire-Theater. Das geht nur in einem Betrieb wie dem Pfauen.»
Kunstschaffende springen ab
Nun also müssen die beiden Intendanten Nicolas Stemann und Benjamin von Blomberg mit dem alten Pfauensaal weiterhin auskommen. Auswirkungen auf den Theaterbetrieb sind absehbar. «Technik, Zeit, Probebedingungen: Alles, was wir brauchen, um zu produzieren – ist schwierig hier.»
Deshalb rechnet von Blomberg damit, dass einige Künstlerinnen und Künstler nicht mehr mitspielen. «Wir haben definitiv ein grosses Problem, dass manche von den Künstlerinnen und Künstlern nicht mehr im Pfauen arbeiten wollen. Es gibt Aufführungen, die das Publikum schon im Pfauen erlebt hat, die wir nicht wiederholen, weil die Bedingungen für die Künstler nicht stimmen.»
Das Stimmvolk hat das letzte Wort
Von Blomberg und Stemann aber wollen dranbleiben: «Solange Nicolas und ich hier sind, werden wir alles dafür tun, dass trotzdem aufregendes Theater entsteht. Das ist unser Auftrag. Den werden wir bis zum letzten Tag ernst nehmen und versuchen umzusetzen.»
Das allerletzte Wort über die Zukunft des Pfauensaals ist noch nicht gesprochen. Über die endgültige Finanzierung muss noch das Zürcher Stimmvolk abstimmen.