Jeden August präsentieren sich in Zürich Künstlerinnen, Performer und Theatergruppen aus der ganzen Welt auf der Landiwiese. Auch der Schauspieler Julius Griesenberg arbeitet hier jeden Sommer.
Seit zehn Jahren steht er aber nicht auf, sondern hinter der Bühne, nämlich als Gruppenbetreuer: «Ich schaue, dass die eingeladenen Künstler und Künstlerinnen hinter den Kulissen möglichst ideale Bedingungen haben, damit sie auf der Bühne ihr Bestes geben können.»
Griesenberg ist zum Beispiel für den Backstage-Bereich verantwortlich, von den Garderoben und Requisiten bis zu Zeitplänen und dem Transport der Künstlerinnen.
Der Hintergrund-Gastgeber
Julius Griesenberg versteht sich als «Gastgeber», sagt er. «Da ich selber Schauspieler bin, weiss ich, was Künstler und Künstlerinnen brauchen». Oft seien es kleine Gesten: «Zum Beispiel, dass in den Garderoben nicht die Kostüme von der Gruppe, die davor gespielt hat, hängen. Oder ein Korb mit frischen Früchten, ein aufmunterndes Wort.»
Manchmal muss er aber auch aussergewöhnliche Aufgaben meistern. Dieses Jahr besorgte er für eine Aufführung Neoprenanzüge und organisierte einen Chor, der bereit ist, im See zu singen.
Viele internationale Gruppen kommen von weit her. Manche waren noch nie in der Schweiz oder in Europa. «Für sie ist es besonders wichtig, dass ich sie im Alltag unterstütze und mit den lokalen Bedingungen vertraut mache.»
150 unsichtbare Helferinnen und Helfer
Fürs Publikum bleibt Griesenberg meist unsichtbar. So wie die meisten seiner Kollegen und Kolleginnen, die hinter den Kulissen internationale Tanz- und Theaterfestivals wie das Zürcher Theaterspektakel oder das Theaterfestival Basel überhaupt erst möglich machen.
Während des Jahres arbeiten neben dem Leitungstrio nur eine Handvoll Mitarbeitende im Teilzeitpensum für das Theaterspektakel. Aber wenn der August näherrückt, wächst das Team auf rund 150 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an, vom Bühnentechniker und Ticketing-Manager bis hin den Gruppenbetreuerinnen und dem Einlasspersonal. Viele von ihnen sind schon seit Jahren dabei.
Internationales Flair
Griesenberg mag es, einmal im Jahr nicht selbst auf der Bühne zu stehen, sondern im Hintergrund zu wirken. «Ich lerne so viele interessante Menschen aus der ganzen Welt kennen. Ich kann Tanz- und Theaterperformances besuchen, die ich sonst nicht sehen würde und erfahre, unter welchen Bedingungen internationale Künstler und Künstlerinnen in ihrer Heimat arbeiten.»
Noch etwas anderes lockt ihn ans Spektakel: «Die Landiwiese in Zürich als Arbeitsplatz zu haben, ist ein grosses Privileg.»
Brotjob mit Herzblut
Aber die Arbeit im Hintergrund ist auch ein Knochenjob: «Wir arbeiten alle wie die Ameisen, um den Besucherinnen ein tolles Festival zu ermöglichen.»
Bei aller Begeisterung sieht Griesenberg seine Arbeit allerdings auch pragmatisch. «Es ist mein Sommerjob. Ich finanziere mir damit die Ferien. Als freiberuflicher Schauspieler muss ich schauen, wie ich überlebe.»
Zurück ins Rampenlicht
Direkt nach dem Festival steht der Schauspieler denn auch selbst wieder auf der Bühne: «Es geht nahtlos weiter«, sagt er. »Schon am Montag nach dem Festivalende fangen die Proben für mein neues Stück im Figurentheater St. Gallen an.»