Eigentlich ist das Theatertreffen ein sehr weibliches Festival. Das Organisationsteam, die Leitung und selbst die Kritikerjury sind überwiegend mit Frauen besetzt. Trotzdem stammen 70 Prozent der Aufführungen, die in diesem Jahr auf dem Programm stehen, von Männern.
Um das zu ändern, hat sich das Festival nun eine Quote ins Statut geschrieben. Mindestens die Hälfte der eingeladenen Inszenierungen muss in den nächsten zwei Jahren von Frauen stammen. Eine Entscheidung, die bejubelt, aber auch scharf kritisiert wurde.
«Die Quote ist kontraproduktiv»
Monika Grütters, die deutsche Staatsministerin für Kultur und Medien, lehnt die Quote ab. «Das wird dazu führen, dass jede Regisseurin verdächtigt wird, die Einladung zum Theatertreffen mehr ihrem Geschlecht, als ihrer Leistung zu verdanken», sagte die Ministerin in einer Rede. Männer seien über derlei Zweifel nach wie vor erhaben, ergänzt sie.
Sie hielt die Rede auf der Konferenz «Burning Issues», die im Rahmen des Theatertreffens stattfand. 450 Theatermacherinnen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum waren nach Berlin gekommen, um über Geschlechtergerechtigkeit zu diskutieren. Das Thema liegt auch Grütters am Herzen.
Studie und Mentoring-Programm
Sie hat vor drei Jahren die Studie «Frauen in Kultur und Medien» in Auftrag gegeben, die für die heutigen Diskussionen das Zahlenmaterial liefert. Frauen in der deutschen Kulturszene werden schlechter bezahlt als Männer und arbeiten in weniger einflussreichen Berufen.
Die Kulturstaatsministerin hat daher ein Mentoring-Programm initiiert, das Frauen für Führungspositionen im Kultur- und Medienbereich fit machen soll. Es gibt 20 Plätze, für die jedes Jahr mehr als 200 Bewerbungen eingehen. Diese Zahl allein widerlegt das gängige Vorurteil, Frauen hätten kein Interesse an Führungsaufgaben.
Auch die «Burning Issues»-Konferenz hat die Kulturstaatsministerin aus ihrem Etat unterstützt. Bei dem dreitägigen Marathon mit Diskussionen und Workshops ging es um Erfahrungsaustausch.
Vorbild Schweden
Auf dem Podium sassen nicht nur Theatermacherinnen aus dem deutschsprachigen Raum, sondern auch Gäste aus anderen Ländern. Nina Röhlcke ist Kulturattachée der schwedischen Botschaft in Berlin.
Sie berichtete von einem Mentoring-Programm, das den Frauenanteil unter den Intendanten der schwedischen Staatstheater erhöhen wollte. Erfolgreich stieg er während sieben Jahren von 5 Prozent auf 54 Prozent an.
Sein Erfolg hätte in der Unterstützung durch den schwedischen Kulturminister gelegen, sagt Röhlcke. «Er hat gesagt, dass er Frauen in Führungspositionen will und dann wurde angefangen, entsprechende Strukturen zu bauen.»
Deutsche Kulturszene steht vor Wandel
Die deutsche Kulturstaatsministerin hat nicht ganz so viel Einfluss, weil sie für die Theater nicht direkt zuständig ist. Aber auch in Deutschland ist schon einiges ins Rollen gekommen. Es gibt Bühnen, die Frauenquoten einführen oder zumindest die unterschiedliche Bezahlung von Männern und Frauen abschaffen.
Es werden auch Intendantenposten mit Frauen besetzt – nicht so viele wie in Schweden, aber die Tendenz ist erkennbar. Bei der Konferenz «Burning Issues» wurden viele Initiativen für mehr Geschlechtergerechtigkeit diskutiert. Dadurch wird klar, dass die deutsche Kulturszene vor einem Wandel steht.