«Streaming-Dienste machen Geld mit Neuheiten. Nicht mit Klassikern», sagt Florian Leupin von der Edition Filmo. Deshalb sind gerade Schweizer Filmperlen auf den Video-On-Demand-Plattformen kaum vorhanden.
Das Label will genau das ändern. Es platziert Schweizer Filmklassiker auf Teleclub, iTunes, upc, cinefile, leKino und Sky. An den Solothurner Filmtagen wird das Projekt der Branche vorgestellt.
An wen richtet sich Filmo?
Die Zielgruppe von Filmo ist die gesamte Schweizer Bevölkerung. Besonders junge Menschen wolle man erreichen. «Ihnen zeigen, dass die Schweiz durchaus eine Filmgeschichte hat. Und dass viele Themen von früher noch immer aktuell sind», sagt Leupin.
Die Werke sollen dort zugänglich werden, wo die Leute heute Filme schauen: auf bestehenden Streaming-Plattformen. «Wenn wir eine eigene Plattform aufbauen würden, würden wir nur eine kleine Gruppe Eingeweihter bedienen», erklärt Leupin.
Was macht Filmo?
Alte Filme für Online-Plattformen aufzubereiten, ist nicht einfach. Erst müssen die Rechte geklärt werden. Im Namen der Rechteinhaber verhandelt Filmo dann mit den Plattformen. «Diese fanden unsere Idee von Anfang an gut», sagt der Projektleiter.
Zahlreiche Filme müssen ausserdem aufwendig digitalisiert werden. Zusätzlich werden für jedes Werk Untertitel in den Landessprachen Deutsch, Französisch und Italienisch erstellt.
Doch wenn die Filme auf der Plattform sind, ist die Arbeit nicht abgeschlossen. «Alte Filme haben es bei Video On Demand oft schwer», sagt Leupin. Sie werden in eine Unterkategorie geschoben, wo sie in der Regel unter all den Blockbustern untergehen.
Dem will die Edition Filmo entgegenwirken. Sie sorgt dafür, dass die Filme gut sichtbar bleiben. Und sie erstellt Zusatzmaterial, das die Filme schmackhaft machen soll.
Wer wählt die Filme aus?
Welche Filme gefördert werden, entscheiden Branchenkennerinnen und -kenner. Filmo fragt diese an. Jede und jeder darf anschliessend zehn Schweizer Filme aussuchen, die er oder sie für besonders wertvoll hält. Zur Auswahl stehen Dokumentar- und Spielfilme, die mindestens zehn Jahre alt sind.
Die Experten sind gleichzeitig Botschafter der kuratierten Filme. Sie begründen ihre Wahl auf der Filmo-Website, die Anfang Juni aufgeschaltet wird.
«Gerade für ein jüngeres Publikum sind die Experten-Meinungen aber vielleicht nicht Grund genug, einen Film zu schauen», sagt Leupin. Deshalb hat er Film-Studenten der Kunsthochschule ECAL (École cantonale d'art de Lausanne) ins Boot geholt. Sie produzieren kurze Clips zu den einzelnen Filmen und erzählen, was ihnen an den Werken gefällt.
Welche Filme werden gezeigt?
An den Solothurner Filmtagen werden fünf Filme aus der Edition gezeigt: «Die letzte Chance» (Léopold Lindtberg 1945), «Der 10. Mai – Angst vor der Gewalt» (Franz Schnyder 1957), «Das Boot ist voll» (Markus Imhoof 1981), «War Photographer» (Christian Frei 2001) und «Das Fräulein» (Andrea Staka 2006).
Im Juni sollen diese und weitere fünf Filme auf den Plattformen hochgeschaltet werden. Zwei weitere Pakete sollen noch dieses Jahr folgen. In den nächsten Jahren sollen jeweils vier Pakete erscheinen.
Die Finanzierung des Projekts ist für drei Jahre gesichert. Ein Förderfonds der Migros-Gruppe ermöglicht Filmo. Träger des Projekts ist ein gemeinnütziger Verein. Reaslisiert wird es von den Solothurner Filmtagen. Gewinne werden mit der Edition Filmo keine erzielt. Sie hat ein anderes Ziel: «Wir möchten die Schweizer Filmgeschichte wiederbeleben», sagt Florian Leupin.