William Bradley Pitt ergeht es zu Beginn seiner Laufbahn wie vielen gutaussehenden Nachwuchstalenten: Sie werden auf ihr Äusseres reduziert.
Als er im oscarprämierten Roadmovie «Thelma & Louise» 1991 seinen ersten Auftritt in einem Hollywoodfilm hat, spielt er einen charmanten Kleinganoven.
Seine Leinwand-Präsenz dauert gerade einmal sieben Minuten. Wovon er mehrere Minuten mit nacktem Oberkörper bestreitet. Das genügt, um ihm schlagartig eine grosse, weibliche Fangemeinde zu sichern.
Gutaussehender Naturbursche
Ab da wird Brad Pitt in grösseren Rollen besetzt: Typ «gutaussehender Naturbursche». Im Drama «A River Runs Through It» (1992) spielt er Paul, den rebellischen von zwei gegensätzlichen Brüdern, deren Gemeinsamkeit das Fliegenfischen ist.
Kurz darauf betört Pitt die Herzen der Kinozuschauerinnen als Tristan Ludlow in «Legends of the Fall» (1994). Ein Herz-Schmerz-Epos, das Brad Pitts Popularität in hysterische Sphären katapultiert.
Weg von den Schmachtfetzen
Um nicht vollends in der Schmachtfetzen-Grube zu enden, wechselt Brad Pitt das Genre. Als exzentrischer Verrückter in «12 Monkeys» (1995) kann er als Antiheld neue Facetten zeigen. Er erarbeitet sich damit seine erste Oscarnomination.
Die Stufe in die erste Liga Hollywoods erklimmt Brad Pitt als Ermittler David Mills in «Seven» (1995). Im Film tötet ein unbekannter Täter seine Opfer im Sinne der sieben Todsünden.
Auf Augenhöhe mit Morgan Freeman
Trotz gruseliger Schockmomente und einem atemberaubenden Plot-Twist zum Schluss beeindruckt der Film hauptsächlich durch die starke schauspielerische Leistung. Brad Pitt präsentiert sich in den Augen der Filmkritik auf Augenhöhe mit Morgan Freeman.
Seither sind Filme mit Brad Pitt mehr oder weniger Selbstläufer an den Kinokassen. Megahits werden die Actionkracher «World War Z» (Regie führte der Schweizer Marc Forster) und «Troja» (2004). Sie generieren die höchsten Einnahmen in seinem Palmarès.
Einige Flops finden sich allerdings auch, etwa «By the Sea» (2015) mit seiner damaligen Ehefrau Angelina Jolie als Filmpartnerin. Der Paar-Effekt zog nicht.
Erfolgreicher Produzent
Seit 2002 ist Brad Pitt mit seiner Firma Plan B Entertainment als gewichtiger Filmproduzent im Geschäft. «World War Z» spielte weltweit 540 Millionen US-Dollar ein, wovon Pitt als Co-Produzent profitierte.
Kritikerlob erhält er für Produktionen wie den Sportfilm «Moneyball» (2011), der eine Oscarnomination für den besten Film erhält, oder «12 Years a Slave» (2013), der unter anderem als «Bester Film» mit je einem Oscar und einem Golden Globe ausgezeichnet wird.
Bis Brad Pitt schliesslich auch als Schauspieler die höchstmögliche Anerkennung erhält, dauert es. Seit 1996 wurde er viermal für den Oscar nominiert. Erst 2019 klappt es: Als Stuntman Cliff Booth in Quentin Tarantinos Hollywood-Satire «One Upon a Time … in Hollywood» wird er als bester Nebendarsteller ausgezeichnet.
Einige Kritiker meinen, dass er eigentlich den Preis als besten Hauptdarsteller verdient hätte, verfügt doch seine Figur über fast so viel Leinwandpräsenz wie die Hauptfigur Rick Dalton (gespielt von Leonardo DiCaprio).
Brad Pitt nimmt es gelassen und sagt in seiner Dankesrede an der Oscarverleihung in Richtung seines Kollegen Leonardo DiCaprio: «Ich würde jederzeit wieder in deinem Schatten stehen.» Was er natürlich längst nicht mehr nötig hat.