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Marvels Kassenschlager: Die Comicreihe X-Men wird 60
Aus #SRFglobal vom 31.08.2023. Bild: Alamy/Cinematic
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60 Jahre X-Men Hier ist Anderssein schon lange angesagt

Die Superhelden-Saga X-Men gibt es seit 1963. In Sachen Diversität sind die maskierten Mutanten mit ihren übermenschlichen Kräften schon seit jeher relevant.

Die X-Men sind Mutanten, also Frauen und Männer mit einer genetischen Besonderheit, die ihnen fantastische Fähigkeiten gibt – und oft auch ein aussergewöhnliches Erscheinungsbild.

Seit 1963 gibt es die X-Men als Comic. In den 1980er- und 1990er-Jahren gehörten sie zu den erfolgreichsten Titeln des Verlagshauses Marvel. In dieser Zeit entwickelte sich das Team zu der diversen Truppe, wie man sie heute kennt. Die bekanntesten Helden sind Wolverine und Deadpool.

Ein muskulöser Mann mit Klauen.
Legende: Hollywoodstar Hugh Jackman gab Wolverine, dem Mutanten mit animalischen Instinkten, Selbstheilungskräften und Klauen, sein Gesicht. Sony

Seit über 20 Jahren kämpfen die Maskierten auch auf der Kinoleinwand. Über sechs Milliarden Dollar haben sie eingespielt. Das macht sie zu einer der erfolgreichsten Kinoreihen überhaupt.

Divers und kosmopolitisch

Die X-Men kommen aus aller Welt, gehören allen Glaubensrichtungen an, es gibt sie in allen Formen. Da ist beispielsweise die blauhäutige Mystique, die sich in jeden Menschen verwandeln kann. Egal, ob männlich oder weiblich. Seit den späten 1990er-Jahren gibt es in den Comics auch homosexuelle Figuren.

Zwei Männer in Anzügen küssen sich.
Legende: 2012 heiratet der Mutant Northstar, Marvels erster homosexueller Held. Marvel

Was diesen bunten X-Men-Haufen eint: Die normalen Menschen grenzen sie aus und jagen sie. Aus dem erschreckend einfachen Grund: Die Mutanten sind anders.

Schwierigkeiten in einer unfreundlichen Welt

«Die X-Men können als Sinnbild für jedes Individuum jeden Alters gelten, das seine Schwierigkeiten mit einer unfreundlichen Welt hat. Mehr noch: für jede Gruppe, die sich diskriminiert fühlt, sei es ethnisch, politisch, kulturell oder in der Geschlechterrolle», schrieb der US-amerikanische Comic-Kritiker und Historiker Peter Sanderson 1998 im Nachwort einer deutschen Sammlerausgabe der ersten zehn X-Men-Hefte.

Comicbild, auf dem acht Fantasiefiguren mit bunten Kostümen zu sehen sind.
Legende: Diversity Alamy Cinematic

Ausgrenzung, Rassismus, Hass: Dass diese Themen immer wieder bei den X-Men auftauchen, ist kein Wunder. Die Figuren entstanden in der grossen Zeit der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung.

Superhelden im Spiegel der US-Geschichte

In dem Jahr, in dem das erste Comicheft erschien, hielt Martin Luther King seine weltberühmte «I Have a Dream»-Rede, US-Präsident John F. Kennedy sprach sich gegen Rassentrennung aus und der Marsch auf Washington fand statt, bei dem 200'000 Menschen das Ende der Rassendiskriminierung forderten.

Stan Lee, der damalige kreative Kopf bei Marvel, reagierte auf die Ereignisse. «Ich dachte mir: Was, wenn es nicht Helden wären, die jeder verehrt? Was, wenn die Menschen sie wegen ihrer Andersartigkeit fürchten würden», erzählte der X-Men-Erfinder im Jahr 2000 dem «Guardian».

Ein alter Mann mit Sonnenbrille sitzt entspannt auf einem Stuhl und lächelt. Im Hintergrund steht eine mannshohe Figur.
Legende: Stan Lee (1922-2018) mit einem seiner erfolgreichsten Helden, Spiderman. Neben den X-Men und den Fantastic Four erschuf er ausserdem die Superhelden Thor und Hulk. IMAGO / ZUMA Press

Im Laufe der Jahrzehnte wurden Figuren und Geschichten komplexer und die Botschaft des Comics deutlicher. Ein gutes Beispiel: Magneto, der Meister des Magnetismus, einer der ältesten Gegner der Gruppe.

Bei Stan Lee war Magneto ein eindimensionaler Superschurke, der als Mutant auf die normalen Menschen herabblickte. Ab den 1980er-Jahren entwickelte er sich (unter einem neuen Autor) zu einem vielschichtigen Charakter, der den Holocaust überlebt hatte.

Mutanten als Metapher

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Legende: Iceman Marvel

Vieles wurde im Laufe der Zeit in die Mutanten hineininterpretiert:

Coming Out

Iceman, ein Teenager namens Bobby, der alles gefrieren lassen kann, muss im zweiten X-Men-Film von 2003 seinen Eltern gestehen, dass er ein Mutant ist. Die Mutter, die das gar nicht gut findet, fragt daraufhin, ob er nicht einfach versuchen könne, keiner zu sein.

Das erinnert stark an die Situation eines Coming-Out, nur dass die sexuelle Ausrichtung mit der genetisch bedingten Superkraft ausgetauscht wurde.

Ob die Filmszene irgendwie die Comicmacher inspiriert hat, weiss man nicht, aber im Heft 40 der «All-New X-Men» von 2015 kommt heraus, dass Iceman schwul ist.

Martin Luther

Fans und Forscher verglichen seit den 1990er-Jahren X-Men-Gründer Professor X, der stets ein friedliches Miteinander mit Menschen möchte, und seinen Gegenspieler Magneto mit den Legenden der Bürgerrechtsbewegung, mit dem gemässigten Martin Luther King und dem radikaleren Malcolm X.

Wie Professor X, der Gründer und Lehrer der originalen X-Men, kämpfte Magneto nun für die Rechte der Mutanten. Mit Gewalt und jenseits der Legalität, weshalb er immer wieder in Konflikt mit den X-Men geriet.

Ein alter Mann mit einem seltsamen roten Helm.
Legende: Magneto, in der ersten X-Men-Filmtrilogie gespielt von Ian McKellen. Sony

Die X-Men bieten Interpretationsfläche für gesellschaftliche Probleme und thematisieren diese. Darin liegt der Spass, darin liegt die Relevanz guter Popkultur, wozu die maskierten Mutanten auf jeden Fall gehören.

Radio SRF 3, 31.08.2023, 16:15 Uhr

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