Die X-Men sind Mutanten, also Frauen und Männer mit einer genetischen Besonderheit, die ihnen fantastische Fähigkeiten gibt – und oft auch ein aussergewöhnliches Erscheinungsbild.
Seit 1963 gibt es die X-Men als Comic. In den 1980er- und 1990er-Jahren gehörten sie zu den erfolgreichsten Titeln des Verlagshauses Marvel. In dieser Zeit entwickelte sich das Team zu der diversen Truppe, wie man sie heute kennt. Die bekanntesten Helden sind Wolverine und Deadpool.
Seit über 20 Jahren kämpfen die Maskierten auch auf der Kinoleinwand. Über sechs Milliarden Dollar haben sie eingespielt. Das macht sie zu einer der erfolgreichsten Kinoreihen überhaupt.
Divers und kosmopolitisch
Die X-Men kommen aus aller Welt, gehören allen Glaubensrichtungen an, es gibt sie in allen Formen. Da ist beispielsweise die blauhäutige Mystique, die sich in jeden Menschen verwandeln kann. Egal, ob männlich oder weiblich. Seit den späten 1990er-Jahren gibt es in den Comics auch homosexuelle Figuren.
Was diesen bunten X-Men-Haufen eint: Die normalen Menschen grenzen sie aus und jagen sie. Aus dem erschreckend einfachen Grund: Die Mutanten sind anders.
Schwierigkeiten in einer unfreundlichen Welt
«Die X-Men können als Sinnbild für jedes Individuum jeden Alters gelten, das seine Schwierigkeiten mit einer unfreundlichen Welt hat. Mehr noch: für jede Gruppe, die sich diskriminiert fühlt, sei es ethnisch, politisch, kulturell oder in der Geschlechterrolle», schrieb der US-amerikanische Comic-Kritiker und Historiker Peter Sanderson 1998 im Nachwort einer deutschen Sammlerausgabe der ersten zehn X-Men-Hefte.
Ausgrenzung, Rassismus, Hass: Dass diese Themen immer wieder bei den X-Men auftauchen, ist kein Wunder. Die Figuren entstanden in der grossen Zeit der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung.
Superhelden im Spiegel der US-Geschichte
In dem Jahr, in dem das erste Comicheft erschien, hielt Martin Luther King seine weltberühmte «I Have a Dream»-Rede, US-Präsident John F. Kennedy sprach sich gegen Rassentrennung aus und der Marsch auf Washington fand statt, bei dem 200'000 Menschen das Ende der Rassendiskriminierung forderten.
Stan Lee, der damalige kreative Kopf bei Marvel, reagierte auf die Ereignisse. «Ich dachte mir: Was, wenn es nicht Helden wären, die jeder verehrt? Was, wenn die Menschen sie wegen ihrer Andersartigkeit fürchten würden», erzählte der X-Men-Erfinder im Jahr 2000 dem «Guardian».
Im Laufe der Jahrzehnte wurden Figuren und Geschichten komplexer und die Botschaft des Comics deutlicher. Ein gutes Beispiel: Magneto, der Meister des Magnetismus, einer der ältesten Gegner der Gruppe.
Bei Stan Lee war Magneto ein eindimensionaler Superschurke, der als Mutant auf die normalen Menschen herabblickte. Ab den 1980er-Jahren entwickelte er sich (unter einem neuen Autor) zu einem vielschichtigen Charakter, der den Holocaust überlebt hatte.
Wie Professor X, der Gründer und Lehrer der originalen X-Men, kämpfte Magneto nun für die Rechte der Mutanten. Mit Gewalt und jenseits der Legalität, weshalb er immer wieder in Konflikt mit den X-Men geriet.
Die X-Men bieten Interpretationsfläche für gesellschaftliche Probleme und thematisieren diese. Darin liegt der Spass, darin liegt die Relevanz guter Popkultur, wozu die maskierten Mutanten auf jeden Fall gehören.