«The Apprentice» führt uns unsere eigene Faszination für das trumpsche Phänomen vor Augen. Der Film manipuliert gewissermassen unsere Empathie, nur um dann doch noch zuzuschlagen.
Der iranische Regisseur Ali Abbasi zeigt einen sehr jungen, sehr unsicheren Donald Trump, mit dessen Situation man widerwillig ein wenig sympathisiert. Gerade so viel, dass der Gedanke aufkommen könnte, man müsse sich demnächst dagegen wehren. Genau dafür liefert Abbasi dann aber eine Art umgekehrten Exorzismus und malt den Teufel genüsslich an die (Lein-)Wand.
![Drei Personen in Abendkleidung, eine Person winkt.](https://www.srf.ch/static/cms/images/960w/1a8300.jpg)
Das Werk des iranischen Regisseurs ist eine Filmbiografie von Trumps jungen Jahren in den 1970er- und 1980er-Jahren, als dieser sein Immobiliengeschäft in New York ausbaut. Der aufstrebende Geschäftsmann wird darin als skrupelloses Monster dargestellt.
Gegen diese Darstellung will der frühere US-amerikanische Präsident Medienberichten zufolge nun vorgehen.
Klage folgt
In einer Szene vergewaltigt Trump als Figur in «The Apprentice» seine frühere Frau Ivana, in einer anderen ist zu sehen, wie er eine Fettabsaugung durchführen lässt.
«Wir werden eine Klage einreichen, um gegen die eklatant falschen Behauptungen dieser angeblichen Filmemacher vorzugehen», sagte Trump-Sprecher Steven Cheung dem Branchen-Magazin «Variety».
![Zwei Männer in Anzügen in einer Limousine, einer telefoniert.](https://www.srf.ch/static/cms/images/960w/eba727e.jpg)
«Dieser Müll ist reine Fiktion, die Lügen aufbauscht, die längst entlarvt sind». Es handele sich um eine Einmischung der Hollywood-Elite in den Wahlkampf, die verhindern wolle, dass Trump ins Weisse Haus zurückkehre.
Grundregeln der Kunst des Verhandelns
Alli Abbasi und seinem Drehbuchautor Gabriel Sherman beschäftigen sich vor allem mit der Frage, wie Donald Trump zu Donald Trump wurde. Dafür sind laut Film vor allem zwei Männer verantwortlich: Donalds Vater Fred, der Baulöwe, und Roy Cohn, Anwalt und Strippenzieher.
Eigentlich erfahren wir in «The Apprentice» kaum etwas über Trumps Biografie, was nicht in den vergangenen Jahren schon spekulativ oder gesichert zusammengetragen wurde. Das hat natürlich ebenso viel mit Trumps Eigenlegende zu tun wie mit der unglaublichen medialen Aufmerksamkeit, die er sich «erbulldozert» hat.
![Person mit rotem Teppich und Fotografen im Hintergrund.](https://www.srf.ch/static/cms/images/960w/f553c7.jpg)
Trumps drei Grundregeln, wie der Film vermittelt und die sich auch in seinem Buch «The Art of the Deal» wiederfinden, waren die Basislektionen, die ihm Roy Cohn eingehämmert hat.
- Immer in die Offensive gehen: Attack, attack, attack
- Es gibt keine Wahrheit: Deny, deny, deny
- Akzeptiere keine Niederlage, verkaufe sie grundsätzlich als Sieg.
Das alles passt zu dem, was Analysen und Zeugenaussagen bereits erklärt haben: Der Film untermauert episodenhaft die Entwicklung des unsicheren jungen Mannes zum Mega-Narzissten.
Fehlende Nuancen
Was «The Apprentice» allerdings vermissen lässt, sind die Zwischentöne. Er präsentiert Trump als Kippbild zwischen vortrumpschen Stadium und volltrumpschen Ornat. Dabei gäben diese Bewegungen mehr her, wenn die zentrale Figur etwas mehr Introspektion zeigen würde.
Andererseits setzt Ali Abbasi mit diesem Film sein filmisches Culture-Hopping fort, von «Gräns» in Skandinavien nun in die USA, bestens getimed auf die dortigen Präsidentschaftswahlen im Herbst. Dieser Filmemacher hat einen offensichtlichen Expansionsdrang.
Oder er beherrscht einfach «The Art of the Deal» im globalen Filmbusiness.