Die zwei Blockbuster «Barbie» und «Oppenheimer» sind ein Glücksfall für Kinobetreiber – vor allem Barbie schlägt derzeit alle Rekorde. Das Besondere daran: Die Kassen klingeln auch bei den Studiokinos, die sonst mehrheitlich auf unabhängige Filme und Nischenproduktionen setzen.
So zeigt das Kultkino Basel sowohl «Oppenheimer» als auch «Barbie». Gerade bei «Barbie» hätten sie lange überlegt, ob sie den Spielfilm überhaupt in ihr Programm aufnehmen wollen, erklärt Tobias Faust, Co-Geschäftsleiter des Kultkinos: «Wir wägen bei jedem Film sorgfältig ab, ob er ins kuratierte Programm unserer Kinos passt.»
Blockbuster blockieren Vielfalt
Die Entscheidung für «Barbie» sei vor allem aufgrund der Regisseurin Greta Gerwig gefallen. Die Amerikanerin («Little Women», «Lady Bird») hat bisher vor allem unabhängige Filme mit kleineren Budgets gemacht, die alle im Kultkino Basel liefen.
Wenn Studiokinos Blockbuster zeigen, könne das die Kinogängerinnen und Kinogänger verärgern, gibt Tobias Faust zu. Stammgäste seien sich ein breites Angebot an unabhängigen Filmen gewohnt. Dass derzeit mit Barbie und Oppenheimer gleich zwei grosse Hollywoodfilme das Programm dominieren, gefalle nicht allen: «Viele unserer Vorstellungen sind derzeit mit den beiden Filmen belegt. Die Vielfalt hat jetzt im Sommer vielleicht kurzfristig gefehlt.»
Dass Blockbuster-Filme die Leinwände von kleineren Studiokinos belegen, kann durchaus auf Kosten kleinerer Produktionen gehen. Das räumt auch Martin Aeschbach ein, der für das Programm der Kinos Riffraff, Bourbaki und Houdini in Zürich und Luzern verantwortlich ist.
«Insbesondere ‹Barbie› läuft ausserordentlich gut in unseren Kinos», so Aeschbach. Dazu habe auch das schlechte Wetter der letzten Wochen beigetragen. «Dadurch belegen die Filme länger als gedacht die grossen Kinosäle.»
Das Ergebnis: Einige Filmstarts wurden kurzfristig verschoben. So etwa beim Indie-Film «Past Lives», der in Deutschland und in der Folge auch in der Deutschschweiz um eine Woche nach hinten geschoben wurde.
Änderungen gehören zum Geschäft
Allerdings sei die Verschiebung von Filmstarts nichts Ungewöhnliches, erklärt die Präsidentin des Schweizer Kinoverbands, Edna Epelbaum: «Grundsätzlich sind wir eine sehr dynamische Branche. Filmverschiebungen können immer passieren.»
Das gilt auch für den Science-Fiction-Film «The Pod Generation» mit dem Game of Thrones-Star Emilia Clarke in der Hauptrolle. Der Entscheid, diesen Film in den September zu schieben, habe durchaus mit den erfolgreichen Sommerfilmen zu tun. «Die strategische Entscheidung des Verleihs liegt hier ganz klar in den Erfolgen von ‹Barbie› und ‹Oppenheimer›», so Epelbaum.
Das bestätigt auch Martin Aeschbach: «Startdaten werden immer wieder verschoben, jedoch in den wenigsten Fällen so kurzfristig wie jetzt.»
Sollten Blockbusterfilme also am besten gar nicht in Studiokinos laufen, weil kleinere Filme darunter leiden? Nein, sagt Edna Epelbaum: «Die Einteilung von Filmen in Hollywoodblockbuster einerseits und künstlerisch wertvolle Arthousefilme andererseits ist ein Klischee von früher.»
Barbie und Oppenheimer würden dies illustrieren. «Es sind einfach tolle Filme.» Und die verdienen einen Platz in jedem Kinosaal.