Gertrud (Monica Gubser) ist 89 Jahre alt und fit wie ein Turnschuh. Was ihr aber Angst macht: Sie vergisst immer mehr Kleinigkeiten. Plötzlich steht ein unbekannter britischer Gentleman (Michael Rutman) mit einem Strauss Rosen vor der Tür und behauptet, er und Gertrud hätten sich über eine Dating-Plattform kennengelernt.
Die alte Dame kombiniert: Sie ist dement. Sie beschliesst, ihrem Leben ein Ende zu setzen, solange sie noch imstande dazu ist. Doch das der Familie mitzuteilen, ist gar nicht so einfach.
Das entschlossenste Zitat
«Es ist immer noch mein Leben», sagt Gertrud am Telefon zu ihrer Tochter Chantal (Suly Röthlisberger). Sie hat ihr soeben verkündet, dass sie in wenigen Tagen aus dem Leben scheiden will.
Die Tochter ist Pfarrerin und findet, dass das Leben ein Geschenk ist, das man nicht einfach wegwirft. Selbstmord – «so etwas macht man nicht.» Der Film zeigt, wie unterschiedlich Menschen mit dem Thema Sterben umgehen.
Der Regisseur
Rolf Lyssy wuchs in einer einfachen, jüdischen Familie in Zürich auf. Seine Grosseltern mütterlicherseits waren während des Zweiten Weltkriegs von den Nazis ermordet worden. Lyssy lernte erst Fotograf und kam später als Beleuchter, Kameraassistent und Aufnahmeleiter zum Film.
Bis heute ist seine Komödie «Die Schweizermacher» (1978) der erfolgreichste Schweizer Film aller Zeiten. 1998 erkrankte Lyssy an einer Depression und liess sich in der psychiatrischen Klinik behandeln. Danach drehte er ausschliesslich Dokumentationen. «Die letzte Pointe» ist sein erster Spielfilm seit 23 Jahren.
Fakten, die man wissen sollte
Mit ihrem Sterbewunsch wendet sich Protagonistin Gertrud an eine Sterbehilfe-Organisation. In der Schweiz wählten im Jahr 2014 laut Bundesamt für Statistik 742 Menschen diese Art, um aus dem Leben zu scheiden – Tendenz steigend. Auch Regisseur Rolf Lyssy (81) und sein Sohn Kameramann Elia Lyssy (49) sind Mitglieder einer solchen Organisation.
Das Urteil
Wichtige, grosse, schwere Themen, verpackt in eine leichte Komödie. «Die letzte Pointe» zeigt die Hilflosigkeit unserer Gesellschaft im Umgang mit dem Sterben und hält den Zuschauern den Spiegel vor.
Dass trotzdem gelacht werden kann, dafür sorgt vor allem Monica Gubser (86) als Gertrud. Mit ihrer Entschlossenheit und ihren frechen Sprüchen schafft sie es, sogar die ernsthaftesten Szenen aufzulockern. Ein einfühlsamer Film, aber zwischendurch etwas gar ruhig und langatmig.
Kinostart: 9.11.2017