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Independent Film-Studio A24 erobert Oscar-Rampenlicht
Aus 10 vor 10 vom 15.08.2023.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 58 Sekunden.

Film «Past Lives» Filmstudio A24: Der Underdog, der Oscar um Oscar abräumt

Das Independent-Filmstudio ist der David unter den Goliaths. Dieses Jahr räumte das Kultlabel alle wichtigen Oscars ab. Auch sein neuster Streich «Past Lives» überzeugt.

«Past Lives», das Beziehungsdrama zwischen zwei Kulturen, lief schon auf Festivals wie der Berlinale. Der von der Kritik gelobte Film ist erneut ein preisverdächtiges Werk aus dem Hause A24.

Erst dieses Jahr räumte das Studio gleich neun Oscars in allen wichtigen Kategorien ab – ein Rekord. Darunter die unkonventionellen Filme «The Whale» und «Everything Everywhere All at Once».

Eine junge Frau und ein Mann verstecken sich hinter einer Frau mit blutiger Stirn
Legende: Der Überraschungshit des letzten Jahres: Der Multiversums-Film «Everything Everywhere All at Once» überzeugte auch an den Oscars. FILMCOOPI / A24

Letzterer heimste gleich sieben Trophäen ein. Ein schräges Multiverse-Science-Fiction-Spektakel, das sich um familiäre und kulturelle Probleme einer chinesischen Einwandererfamilie in den USA dreht.

Von «Moonlight» bis «Euphoria»

Filmfans ist A24 bereits seit Längerem ein Begriff. Seit der Gründung im Jahr 2012 vertreibt und produziert das unabhängige Studio aus New York Kino- und TV-Produktionen. Von Oscar-Gewinnern wie «Room» oder «Moonlight» bis zur preisgekrönten Serie «Euphoria» hat das Studio bisher fast 50 Oscar-Nominationen erhalten und 16 der begehrten Trophäen gewonnen.

Ihre Filme sind keine grossen Mainstream-Kracher, hatten mehrheitlich ein relativ geringes Produktionsbudget und ecken thematisch gerne an. Wie ihr erster Hit «Spring Breakers»: Ein Film wie ein halluzinogener-Trip mit den Disney-Stars Selena Gomez und Vanessa Hudgens als schwerbewaffnete Gangster-Girls im Bikini.

Ein Filmstudio als Kultmarke

Filme wie «Springbreakers» kommen gerade bei jungen Zuschauerinnen und Zuschauern gut an. Das Studio zielt auch mit seiner viralen Marketingstrategie auf ein Gen-Z Publikum ab.

Während die Major-Studios ihre Filme mit teuren Werbekampagnen ankündigen, setzt A24 von Anfang an auf Social-Media-Hypes und ein Kult-Following. So löste der Horrorfilm «Pearl» einen Halloween-Trend auf TikTok und Instagram aus.

Dazu bietet das Studio limitierte Fanartikel von Filmen an, die wegen ihrer Exklusivität oft schnell vergriffen sind. Es gibt Shorts, T-Shirts und Hoodies mit dem A24-Logo. Für fünf Dollar monatlich kann man Teil einer A24-Community werden, mit der man zuerst Zugriff auf neue Produkte erhält. Damit ist es dem Studio gelungen, ihrer Marke eine Art Kultstatus zu verleihen.

Die Talentschmiede

Was sich das Studio an teuren Werbekampagnen spart, investiert es in die Risikobereitschaft bei der Produktion seiner Filme.

Links ein koreanischer Mann, recht Frau mit koreanischen Wutzeln
Legende: Die Hauptfigur von «Past Lives» lebt als Autorin in New York und ist glücklich verheiratet. Doch dann trifft sie ihre Kindheitsliebe Hae Sung wieder. Filmcoopi

Neben grossen Namen arbeitet A24 auch mit vielen Newcomerinnen und Newcomern zusammen, wie etwa mit der «Past lives»-Regisseurin Celine Wong. Sie schätzte die kreative Freiheit bei der Entstehung ihres ersten Filmes, erklärt sie: «Ich hatte das Gefühl, die volle Kontrolle über meinen Film gehabt zu haben.»

Filmkritik zu «Past Lives»

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Nora wandert als 12-Jährige mit ihren Eltern von Südkorea nach Nordamerika aus und hinterlässt ihren liebgewonnenen Schulfreund.

24 Jahre später lebt sie in New York, ist Theaterautorin und glücklich verheiratet. Als ihre Kindheitsliebe einen Besuch in New York ankündigt, kommen alte Gefühle hoch und ihre Ehe wird auf die Probe gestellt.

Zwischen Anziehung und Nostalgie

Die koreanische Regisseurin Celine Song erzählt in ihrem Debütfilm eine romantische Geschichte zwischen zwei Kulturen. In lebensnahen Szenen und Dialogen zeigt sie die Zerrissenheit zwischen Anziehung und Nostalgie, Träumereien im Widerspruch zu realen Lebensumständen.

«Past Lives spricht sein Publikum sehr direkt an über den Umstand, dass wir alle so etwas wie vergangene Leben haben», sagt SRF-Filmredaktor Michael Sennhauser. «Leben, die wir vielleicht aufgegeben haben oder aufgeben mussten, und in denen etwas von uns zurückgeblieben ist.»

Unter den Teppich gekehrt

Ist A24 generell ein Garant für erfolgreiche und gute Filme? Fast. Wie jedes andere Studio produziert auch A24 gelegentlich Flops. Nur kriegt man von denen kaum etwas mit, weil sie Fehltritte nicht gross ankündigen oder es diese erst gar nicht ins Kino schaffen, sondern klammheimlich im TV oder bei Streaming-Anbietern untergebracht werden. Erst kürzlich scheiterte sogar A24s teuerste Produktion «Beau Is Afraid» an den Kinokassen.

Doch spätestens seit dem diesjährigen Oscarregen ist das einst kleine Unternehmen aus New York in Hollywood vom David zum Goliath aufgestiegen. Es bleibt spannend, ob und wie lange das Studio noch unabhängig bleibt und mit kleinen Filmen grosses Kino macht.

SRF 1, 10vor10, 15.08.2023, 21:50 Uhr

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