Internationale Gäste und Starauflauf auf der Piazza Grande? Dieses Jahr wohl eher nicht. Der britische Rapper und Oscarpreisträger Riz Ahmed («Sound of Metal») hätte am Eröffnungsabend den ersten Preis des Festivals bekommen sollen.
Aber aus Solidarität mit den streikenden Schauspielerinnen und Schauspielern in den USA, die bessere Löhne und gerechtere Tantiemenverteilung fordern, hat der 40-Jährige kurzfristig abgesagt.
Aus demselben Grund werden auch die Schauspielerinnen und Schauspieler der US-amerikanischen Disney-Komödie «Theater Camp» nicht an den Lago Maggiore reisen.
Thors Freund kommt, aber will keinen Preis
Der schwedische Schauspieler Stellan Skarsgård, den die meisten entweder aus den Filmen von Lars von Trier oder aus den Marvel-Superhelden-Spektakeln kennen, wird vor Ort sein.
Allerdings wird er, laut Festival, nur an der Vorführung seines neuen Films «What Remains» in der Sektion Fuori Concorso teilnehmen. Das Publikumsgespräch und eine geplante Preisverleihung auf der Piazza Grande hat er wegen des Streiks abgesagt.
Sie kommt ... nicht
Superstar Cate Blanchett hatte bis zum Festivalstart noch nicht abgesagt. Die australisch-US-amerikanische Schauspielerin hat das Drama «Shayda» der iranisch-australischen Regisseurin Noora Niasari produziert. Nun liess Blanchett verlauten, dass auch sie aus Solidarität nicht in Locarno erscheinen wird. Ein Topstar weniger.
Einer, der auf jeden Fall da sein wird, ist der französische Star Lambert Wilson. Der Merowinger-Darsteller aus den «Matrix»-Filmen wird die Jury für den internationalen Wettbewerb leiten.
Ciao, Marco Solari!
Promiarm, aber politisch wird also das letzte Festival unter der Leitung Marco Solari sein, dem scheidenden Präsidenten des Internationalen Filmfestivals. Der 79-Jährige hört nach 23 Jahren an der Spitze auf.
Designierte Nachfolgerin ist Kunstmäzenin und Roche-Erbin Maja Hoffmann. Wird sie von der ausserordentlichen Generalversammlung im September bestätigt, wäre sie die erste Frau in diesem Amt.
Wie präsent sie auf dem diesjährigen Festival sein wird, ist unklar. Interviews hat sie abgesagt, bis sie offiziell im Amt ist.
Die Schweiz ist dabei
Offiziell fest steht: Ein Schweizer – wenn man eine Koproduktion ausser Acht lässt – kämpft im internationalen Wettbewerb mit um den Sieg: Basil da Cunha, der Gewinner des Schweizer Filmpreises 2020 in der Kategorie Beste Kamera.
In Da Cunhas neuem Werk «Manga d’Terra» geht es um eine 20-Jährige, die ihre Kinder auf den Kapverden zurücklässt und nach Lissabon auswandert.
Ein weiterer Gewinner des Schweizer Filmpreises vertritt die Schweiz auf der Piazza Grande. Der Walliser Frédéric Mermoud zeigt «La voie royale», in dem eine junge Frau den elterlichen Bauernhof verlässt, um an einer Eliteuniversität zu studieren.
Eine Universität für Film, so könnte man wohlwollend Locarno bezeichnen. Denn das Festival ist bekannt für seine Retrospektiven. Dieses Jahr können die Zuschauenden den mexikanischen Film studieren.
International trotz Promimangels
Es geht nicht um die heutigen Grössen wie Guillermo Del Toro, Alfonso Cuarón oder Alejandro González Iñárritu. Das Festival schaut auf die drei kreativen Jahrzehnte des mexikanischen Kinos von 1940 bis 1960.
Wenn also schon viele Gäste aus aller Welt wegbleiben, das Programm bleibt international.