In der Filmreihe «John Wick» kommt Gewalt elegant daher, als brutales und blutiges Ballett. Keanu Reeves spielt den langhaarigen Kämpfer mit Schlagkraft und Schusswaffe. «Gun-Fu» wird dieser Kampfstil zuweilen genannt, bei dem Kämpfer aus nächster Nähe mit Pistolen aufeinander losgehen.
Brutale, aber stilvoll inszenierte Gewalt ist zum Markenzeichen von Keanu Reeves geworden, der schmächtige John Wick mit langen Haaren und massgeschneidertem Anzug zu seiner Paraderolle. Eine Rolle, in der er sich sichtlich wohlfühlt.
Aus der Breite in die Nische
Einst kannte man Reeves nicht nur als Action-Star, sondern auch als jungen Stricher im Drama «My Own Private Idaho» (1991), als Dumpfbacke in der Komödie «Bill & Ted» (1989) oder als verliebten Veteranen in «Dem Himmel so nah» (1995). Doch ab den Kinohits «Speed» (1994) und «The Matrix» (1999) war Reeves zunehmend als Actionheld zu sehen.
Heute hat Reeves' Karriere etwas an Vielseitigkeit eingebüsst, es geht ihm vor allem darum, Bewährtes weiterzuführen. Zuletzt drehte er Fortsetzungen seiner alten Hits «The Matrix» und «Bill & Ted», demnächst folgt eine Fortsetzung von «Constantine». Auch John Wick spielte er immer wieder, bald schlüpft er im Spin-Off «Ballerina» zum fünften Mal in die Rolle des Baller-Ballerinos.
Erfolge als Comic-Autor
Dass Reeves zunehmend seine eigene Nische beackert, passt zu seinem Image als bescheidenem und zurückhaltendem Menschen. Beweisen muss er sich als Schauspieler heute nicht mehr, stattdessen verrichtet er gewissenhaft und pflichtbewusst seinen Job als Action-Star.
Als «John Wick» kann Reeves auf eine treue Fangemeinde zählen, die er gerne bedient. Harte Action der Marke Reeves bekommet diese auch in anderen Inhalten: im Computergame «Cyberpunk» oder dem Comic «BRZRKR» etwa. Reeves leiht Gamefigur und Comicheld sein Aussehen – mit langen Haaren und düsterem Blick wie bei «John Wick».
«BRZRKR» hat sich für Reeves zu einem wichtigen Projekt entwickelt. Er waltet als Co-Autor der Comicreihe, die bislang 12 Bände umfasst. Die Hauptfigur ist ein mystischer, unsterblicher Krieger, der sich durch die Jahrhunderte der Menschheitsgeschichte kämpft. «Berzerker», oder «B», ist eine gnadenlose Kampfmaschine, die sich in Auseinandersetzungen in einen Kampfrausch steigert.
Auch schwerste Verletzungen heilen bei ihm sofort, wenn er stirbt, wird er aus einem schleimigen Ei wiedergeboren. Die Comics zeigen in erster Linie äusserst brutale Schlachten, in denen «B» im Alleingang Heere von Feinden dezimiert.
Buch, Film, Serie: die «BRZRKR»-Franchise
«BRZRKR» ist ein Erfolg. Soeben hat Reeves zusammen mit dem Science-Fiction-Autor China Miéville einen Roman über ihn verfasst. «The Book of Elsewhere» ist redlich bemüht, der ruppigen Hauptfigur Tiefe zu geben. Im Buch versucht B, das Geheimnis seiner Unsterblichkeit zu ergründen und wagt sich an die existenziellen Fragen, die diese aufwirft.
«The Book of Elsewhere» ist für Fans. Wer die Comics nicht kennt, findet den Einstieg in dieses Buch, das mit stetigen Perspektivenwechseln erzählerische Komplexität vorzeigen will, nur schwer. Aber die «BRZRKR»-Reihe dürfte bald über ihre Fangemeinde hinaus bekannt werden: Netflix hat angekündigt, dass es eine Animations-Serie und einen Spielfilm geben wird. Wer im Film den langhaarigen, finsteren und kampferprobten Helden spielen soll? Selbstverständlich Keanu Reeves.