Wir erinnern uns: Kaum setzt man einen Fuss ins Gebäude, strömt einem der salzige, warme Duft nach Popcorn in die Nase.
Die samtweichen Sessel sind einladend, da lässt man sich gerne hineinfallen. Licht aus. Zurücklehnen und alles andere vergessen. Das ist Kino!
Das kann man ab Samstag wieder erleben. «Seit wir schliessen mussten, haben wir sehnlichst auf diesen Tag gewartet», sagt Frank Braun. Er ist Programmleiter der Neugass Kino AG, zu der drei Programmkinos mit insgesamt 13 Sälen gehören: zwei in Zürich (Riffraff / Houdini) und eines in Luzern (Bourbaki).
Es wird einiges anders sein. Die Betreiber der Lichtspielhäuser geben gerade Vollgas, damit sie unter den auferlegten Hygiene- und Verhaltensregeln wieder öffnen können.
Unmaskiert ins Kino
Denn die Lichtspielhäuser können zwei Tage früher geöffnet werden, als viele erwartet haben.
René Gerber von ProCinema, dem Dachverband der Kino- und Filmverleihunternehmen, ist sehr zufrieden mit den Auflagen des Bundesrates. «Man muss nicht zwei Meter Abstand halten und es gibt auch keine Maskenpflicht», sagt er.
Abstand und Contact Tracing
Dafür muss mindestens ein Platz links und rechts neben einer Gäste-Gruppe frei bleiben.
Das klingt einfach. Aber das Ticketsystem der Online-Buchung musste kurzfristig umprogrammiert werden, damit das automatisch passiert.
«Je nach dem, wie viele Einzelbesucher oder Gruppen ein Ticket kaufen, kann ein Saal bis zu 60 Prozent gefüllt werden», erklärt René Gerber.
Weil die Zwei-Meter-Abstandregel nicht gilt, müssen die Besucher ihre Kontaktdaten angeben. Bei einer Online-Buchung passiert das automatisch. Wenn man am Schalter ein Ticket kauft, muss man Vorname, Name und Telefonnummer in eine Liste eintragen.
Was aber, wenn sich ein Gast weigert? Damit gehen die Kinos unterschiedlich um. Bei KITAG CINEMAS, dem grössten Kinobetreiber der Schweiz, wird mit dem Ticketkauf ein Formular ausgedruckt, das man vervollständigen soll. «Wir können Gäste jedoch nicht zwingen, dieses auszufüllen, da diese Angaben aus Datenschutzgründen nicht Pflicht sind», teilt Kitag Cinemas schriftlich mit.
Anders beim Neugass Kino. «Wer sich nicht in die Liste vor Ort eintragen will, darf die Vorstellung nicht besuchen», erklärt Frank Braun.
Dieses Beispiel macht klar, dass die Massnahmen nicht von allen Betrieben gleich verstanden und umgesetzt werden.
«Wir wollen ein Statement setzen»
Für die Kinobetreiber ist der Neustart nicht unproblematisch. Nicht nur wegen der Abstandsregelung in den Kinosälen, die weniger Gäste bedeutet.
Sie müssen auch darauf achten, dass sich Besucher nicht zu lange im Foyer aufhalten, kommende und gehende Gäste nicht aufeinandertreffen und die Vorführräume nach jeder Vorstellung gereinigt werden. Neben dem Mehraufwand bedeutet das vor allem weniger Vorstellungen. Das geht ins Geld.
«Unter diesen Umständen ist es garantiert nicht rentabel. Wir machen auf, weil wir ein Statement setzen wollen. Wir fangen auf den Knien an, aber wir werden sukzessiv wieder aufstehen», sagt Frank Braun optimistisch.
Kitag Cinemas will sich auf Nachfrage nicht zur wirtschaftlichen Situation äussern.
Das Kino lockt
Meteorologisch stehen die Zeichen gut für den Neustart. Am Samstag soll es in Strömen regnen – perfektes Wetter, um sich gemütlich in einem Kinosaal zu verkriechen.