Es ist das postpandemische Mega-Pop-Event des Jahres: Taylor Swifts «The Eras»-Tour. Die Reise durch Swifts musikalische Epochen ist gerade dabei, die erfolgreichste Tour der Musikgeschichte zu werden. In den USA brach bereits der Vorverkauf für den «Eras»-Konzertfilm Rekorde.
Mehr Swifties in Zürich
Ins Kino Oris in Liestal – das einzige Kino, das den Film in der Region Basel zeigt – sind am vergangenen Freitag nur ein paar «Swifties» gekommen. Sie sind alle jung, weiblich und haben bis zu den Ellenbogen Freundschaftsarmbänder an – die Marker der Swift-Fans.
Anders sah es in Zürich aus, berichtet Journalistin und Swift-Fan Miriam Suter. Das blue Cinema Abaton sei voll gewesen. Viele waren sogar im Stil der unterschiedlichen «Eras» angezogen.
Tanzen vor der Leinwand
«Es war erst schon ein bisschen komisch, ein Konzert im Kino zu schauen», sagt Miriam Suter. Mit der Zeit hätte sich aber ein richtiges Live-Feeling im Saal breitgemacht. Die Leute seien aufgestanden, hätten mitgesungen, geklatscht und getanzt.
Auch im Kino Oris wird an diesem Abend gesungen. Bei den Balladen hört man ein paar Schluchzer.
Das Konzert, und nur das Konzert
Es ist definitiv ein Kinoerlebnis der anderen Art, das uns Swift beschert. Und das, obwohl, oder vielleicht gerade weil sie nur ihr Konzert zeigt. Keine Backstage-Aufnahmen, keine Interview-Sequenzen – dass Taylor auch damit Erfolg hat, ist für Miriam Suter der Beweis, dass sie «der Über-Popstar unserer Generation» sei.
Als ich nach dem Film aus dem Kino rauskam, habe ich mich gefühlt wie Barbie, die aus Barbieland in die echte Welt tritt.
Taylor Swift wirkt im Film nahbar, man spürt ihre starke Verbindung zu den Fans – auch vor 70'000 Menschen und durch die Leinwand hindurch.
Schade, dass man die «Swifties» im Film kaum zu sehen bekommt. Auch Swifts talentierte Tänzerinnen und Tänzer bekommen wenig Screentime. Regisseur Sam Wrench, der schon Konzert-Filme von Billie Eilish und Lizzo gemacht hat, bleibt ganz an Taylor dran. Das hat den Vorteil, dass man ihr natürlich viel näher ist als bei einem eigentlichen Konzert.
Rauszoomen, bitte!
Damit nutzt Wrench aber auch nicht das, was ebenfalls der Mehrwehrt des Konzerts als Film hätte sein können: dass man die beeindruckende Bühnenshow öfters in ihrer Gesamtheit sieht.
Als die «Reputation»-Ära eingeläutet wird, bewegt sich eine riesige animierte Schlange über die Bühne. Beim Lied «Blank Space» zertrümmert Swift mit ein paar Tänzerinnen einen animierten Sportwagen, wie im Video zum Song. Im «Folklore»-Teil des Abends verwandelt sich die Szenerie in einen mystischen Wald. Beim Hit «Shake it off» veranstaltet Swift eine grosse Party auf der Bühne.
Die aufwendigen Nummern wechseln sich regelmässig mit Songs ab, bei denen Swift alleine mit der Gitarre oder am Klavier singt. Dieser Rhythmus wird mit der Zeit etwas repetitiv. Was vielleicht dem Fehlen des echten Konzert-Zaubers geschuldet ist.
Glitzer und Empowerment
«Als ich nach dem Film aus dem Kino rauskam, habe ich mich gefühlt wie Barbie, die aus Barbieland in die echte Welt tritt», sagt Miriam Suter. Der Saal hätte sich wie ein grosser Safe-Space angefühlt, besonders weil vor allem Frauen und queere Menschen anwesend waren.
Auch in Liestal verlässt man den Kinosaal mit dem Gefühl, von Taylors Welten verzaubert und gleichzeitig von einer grossen Schwester ermutigt worden zu sein.
Trotz Glitzer und Empowerment: Der «Eras Tour»-Film kommt vor allem wie eine grosse Werbung für das eigentliche Konzert daher, wie ein Ersatz.