Liebe Redaktion
Auf der Suche nach einer Anstellung im Journalismus stolperte ich über eure Ausschreibung. Ihr sucht eine starke Stimme «without bias» als Taylor-Swift-Reporterin.
Ich gebe zu: Seit Jahren bin ich heimlicher «Swiftie». Als Millennial wuchs ich in einer Welt auf, in der man verstecken musste, wenn man Mädchenhaftes cool fand. Heimlich frönte ich bei Liebeskummer Taylors Kitsch, weinte beim Schauen ihrer Netflix-Doku «Miss Americana».
Inzwischen weiss ich: Es ist peinlich, sich dafür peinlich zu finden, Taylor Swift gut zu finden. Spätestens seit «Barbie» ist klar: Glitzer, Pink und Verletzlichkeit sind voll im Trend.
Das weiss Swift schon lange und macht aus der Pop-Kultur langsam die «Swift-Kultur». Als Swift-Reporterin schlage ich deshalb folgende Aufgabenbereiche vor:
Ich dokumentiere ihre unzähligen Erfolge und Rekorde
Sie war die jüngste Person, die einen Nummer-1-Country-Hit schrieb. Sie gewann die meisten MTV-Music-Awards und ist die meistgestreamte Frau. Sie brach in Grossbritannien den Rekord der Beatles für drei am schnellsten aufeinanderfolgende Nummer-1-Alben und letzte Woche schleppte sie neun MTV-Video-Music-Awards nach Hause.
Ich belege, wie sie die Musikindustrie revolutioniert
Taylor Swift war eine der ersten Musikerinnen, die sich gegen das ausbeuterische Streaming-System aussprach. 2014 boykottierte sie Spotify und der Dienst verlor zwei Millionen Abonnenten.
2019 verlor Swift die Rechte an ihren Songs an ihren Ex-Plattenlabel-Chef Scooter Braun. Was macht Tay Tay? Sie nimmt die Alben erneut auf. Das Machtgefälle im Musikbusiness verschiebt sich – dank Swift.
Ich analysiere das «Taylor Swift Cinematic Love Universe»
Was DC und Marvel können, schafft Taylor Swift auch. Ihre Musikvideos sind aufwendig inszenierte Kurzfilme mit grossen Stars, die sich zu einer filmischen Welt zusammenfügen. Darin gibt es wiederkehrende Themen und Figuren wie «Taylor the Mad Woman» oder ihren Krieg mit Kanye West.
Auch ihre Liebesbeziehungen zu berühmten Männern sind Thema. So beschenkte sie uns dank einer kurzen «Situationship» mit Jacke Gyllenhaal mit dem 10-minütigen Song «All Too Well», dank Harry Styles gibt es den Hit «Style» und in «Midnight Rain» soll es um Tom Hiddleston gehen.
Ich arbeite mit Swifties zusammen
In der modernen Medienbranche muss auch eine Taylor-Swift-Reporterin den Job von vielen machen: «Writer, Photographer und Social Media Pro». Kein Problem. Für die musik- und psychoanalytische Entschlüsselung von Taylors Musik und Videos kann ich mich auf die Theorien ihrer Fans verlassen. Von der Era-Tour, die mit über 2 Milliarden Dollar Umsatz zur erfolgreichsten in der Musikgeschichte werden soll – wird es etliche brauchbare Konzertvideos geben.
Ich bin Teil ihres Wirtschaftswunders
Swift-Konzerte sind ein wirtschaftlicher Segen. Überall, wo Swift ist, fliesst Geld. Denn Swifties müssen auch essen, übernachten und Freundschaftsarmbänder kaufen. «Wäre Taylor Swift eine Wirtschaft, wäre sie grösser als 50 Länder», sagt Dan Fleetwood, Präsident des Forschungsplattform Question Pro.
Darum sehe ich die Stelle als Taylor-Swift-Reporterin als einen der sichersten Jobs. Und ich hoffe, dass mit einer Anstellung auch eine Karte für eines der ersten Schweizer Swift-Konzerte im Juli 2024 verbunden ist. Für ein Ticket fehlte mir nämlich das Geld.
Liebe Grüsse
Ann