«Alita: Battle Angel» ist ein Realfilm. Trotzdem sieht die Protagonistin aus wie ein typisches Manga-Mädchen: Stupsnäschen, perfekte Haut, riesige Augen. Sie ist jedoch nicht computeranimiert. Zumindest nicht komplett. Hinter Alita steckt eine Schauspielerin.
Rosa Salazar («Bird Box») bekam für die Rolle nicht Maske und Kostüm. Sondern eine Art Neoprenanzug mit Punkten. Und einen fast 5 Kilo schweren Helm mit einer Kamera, die ihr Gesicht filmt. Alita entstand mit dem sogenannten Performance-Capture-Verfahren.
Sehr vereinfacht funktioniert das so: Rosa Salazar spielte in ihrem Anzug alle Szenen. Gemeinsam mit den anderen Schauspielern am Set. Die Punkte auf ihrem Anzug und ihrem Gesicht übertrugen Bewegungen und Mimik auf einen Computer. Animatoren erstellten nach diesem Vorbild dann Alita.
Das Versprechen der Animatoren
Die Schauspielerin hatte erst Angst, dass man sie gar nicht mehr erkennt. «Doch die Animatoren haben mir versprochen, dass ich mich selbst auf der Leinwand sehen würde», sagt Salazar.
Tatsächlich hätten sie sich daran gehalten, sagt sie. «Das bin wirklich ich! Sie haben nicht nur meine Bewegungen eingefangen. Sondern auch mein Wesen.»
Doch wozu braucht es für Alita überhaupt noch eine Schauspielerin? Die Technik würde es erlauben, die Figur komplett am Computer zu erstellen. So kämpfte Arnold Schwarzenegger in «Terminator: Genisys» (2014) gegen sein jüngeres, computeranimiertes Selbst.
Doch die Bewegungsabläufe sehen nicht so echt aus wie mit Performance Capture. Denn diese Technik überträgt im Prinzip menschliche Bewegungen und Gesichtsausdrücke auf den animierten Charakter. Der wirkt dadurch realer.
Zweck der Übung: Der Zuschauer soll auf einen animierten Charakter reagieren wie auf eine echte Schauspielerin.
Gollum und King Kong
Gerade die Realitätsnähe war Produzent Jon Landau besonders wichtig. «Alita ist die erste Performance-Capture-Figur, die neben echten Schauspielern menschenähnlich aussehen soll.»
Landau produzierte unter anderem auch «Avatar» (2009). Die blauen Riesen-Aliens entstanden ebenfalls mit Performance Capture.
Auch in vielen anderen Filmen kam die Technik bereits zum Einsatz. Einige Darsteller haben sich sogar darauf spezialisiert. Allen voran Andy Serkis. Er war zum Beispiel King Kong, Gollum in den Trilogien «The Lord of the Rings» und «The Hobbit» und Caesar, der Oberaffe in der «Planet of the Apes»-Trilogie. Serkis hat eine eigene Firma für Motion Capture gegründet.
Die Technologie entwickelt sich rasant. Produzent Jon Landau erzählt: Die Animatoren hätten ein einziges Auge von Alita detaillierter gestaltet als die ganze Figur Gollum vor einigen Jahren.
«Wir haben alle Grenzen gesprengt»
Obwohl Alita ein actionbepacktes Spektakel ist, waren die Kämpfe und Verfolgungsjagden nicht das Schwierigste.
«Das war die kurze Szene, in der Alita Schokolade isst», sagt Landau. «Lippen und Mund haben so viele kleinste Details. Beim Essen bewegt sich alles. Die Proportionen müssen stimmen.» Vor einigen Jahren wäre das noch nicht möglich gewesen, meint der Produzent. «Doch alle Grenzen, die es früher gab, haben wir inzwischen gesprengt.»
Mit Performance Capture ist im Film heute also so gut wie alles möglich. Dafür braucht es aber immer auch die Leistung der Schauspieler. Und selbst Darsteller, die keine Performance Capture machen wollen, werden noch lange nicht arbeitslos. Denn Sinn macht die Technik nicht immer.
«Wenn man eine Geschichte erzählen will über eine Figur mit nicht-menschlichen Eigenschaften, dann ist Performance Capture hervorragend», sagt der Produzent. Ansonsten brauche es die Technologie aber nicht.