Gary (Glen Powell) ist ein liebenswürdiger, aber nicht gerade cooler Typ. Er unterrichtet Philosophie und Psychologie an einem College. Er beobachtet gerne Vögel und lebt alleine mit seinen zwei Katzen. Als Technik-Nerd hilft er ab und zu der Polizei dabei, Leute zu bespitzeln.
Überraschendes Schauspiel-Talent
Bei einer solchen Aktion muss er eines Tages für einen Kollegen einspringen und sich als Auftragskiller ausgeben, um einen Kriminellen zu überführen.
Der erst völlig überforderte Gary macht den Job wider Erwarten super. Die Polizei-Kollegen und -Kolleginnen sind begeistert, Gary wird weiter als falscher Auftragskiller engagiert. Begeistert macht es sich der Psychologie-Professor zur Aufgabe, bei jedem Mal einen anderen Auftragskiller zu mimen. Massgeschneidert auf die Person, die ihn beauftragt.
Mal taucht Gary als versiffter Drogen-Junkie auf, mal ist er der waffenbegeisterte Redneck. Dann wiederum spielt er den unheimlichen, aber blöden Russen. Und als Highlight gibt er den schmierigen Neurotiker im Stile von Patrick Bateman aus «American Psycho».
Coole Kostüme, falsche Akzente
Glen Powell sah man in den letzten Jahren hauptsächlich als Actionhelden und Romcom-Schönling. Umso grossartiger ist es, ihm dabei zuzuschauen, wie er sich in die unterschiedlichsten Rollen schmeisst und dabei sichtlich Spass hat. Inklusive toller Kostüme, beeindruckendem Make-Up und falschen Akzenten.
Die irrwitzige Geschichte wird aber noch schräger. Denn Gary lernt bei einem seiner Aufträge Madisson (Adria Arjona) kennen, die ihren Ehemann umbringen lassen will. Doch es kommt anders: Gary und Madisson verlieben sich und fangen eine heimliche Beziehung an.
Verliebt in eine Maske
Das Problem: Gary spielt bei ihrem ersten Treffen den Auftragskiller Ron, der viel cooler, leidenschaftlicher und mutiger ist als Gary. Während man im ersten Teil des Films die unrealistische, aber lustige Geschichte hinnimmt, wird es hier dann doch etwas gar skurril.
Denn obwohl Garys echte Identität irgendwann auffliegt, bleiben Madisson und Gary zusammen. Aber hat sich Madisson jetzt in den Auftragskiller Ron oder in Gary verliebt? Es ist schwer, bei diesem Maskeraden-Chaos eine authentische Chemie zu spüren und mit den Verliebten wirklich mitzufühlen.
Sei einfach jemand anderes!
Es wird schliesslich suggeriert, dass Gary zu einer Mischung aus sich selber und Ron wird, der «besseren» Version seiner selbst. Abgesehen davon, dass Gary als Ron vor allem klassische Männlichkeitsideale reproduziert, ist die Botschaft des Films hier ziemlich fragwürdig bis verwirrend.
Genauso wenig funktioniert der Versuch, die Geschichte philosophisch einzuordnen. Immer wieder sehen wir Gary, wie er vor seinen Studierenden über das Thema Identität referiert. Das nervt mit der Zeit, wirkt vereinfacht und aufgesetzt.
Nichtsdestotrotz wird man sich bei «Hit Man» keine Sekunde langweilen. Denn ob im positiven oder negativen Sinne: Vorhersehbar ist die schräge Geschichte nie. Misst man «Hit Man» aber an der Bezeichnung seines Genres, wird er dem komischen Aspekt der romantischen Komödie auf jeden Fall gerecht. Dem romantischen eher weniger.
Kinostart: 16.7.2024