Ridley Scotts «Alien» von 1979 war nur eines: Ein Horrorfilm im Weltraum, in dem das Monster kein Hai oder Godzilla war, sondern ein bösartiges schwarzes Alien, mit Säure statt Blut.
In den folgenden 45 Jahren wichen die verschiedenen Macher meistens vom Horrorkonzept ab: James Cameron drehte mit «Aliens» (1986) einen Actionfilm. David Fincher versuchte in «Alien 3» (1992) wieder gruselig zu werden. Jean-Pierre Jeunets «Alien: Resurrection» (1997) war comichaft wie ein Superheldenfilm. Eines verband die ersten vier Monster-jagt-Mensch-Spektakel: Sigourney Weaver in der Hauptrolle, als unverwüstliche Ripley.
Ausserdem gab es immer einen Hauch Kapitalismuskritik: Stets waren die Helden und Heldinnen unterbezahlte Weltraumarbeiter, einfache Soldaten oder Häftlinge, die im Dienste einer Firma standen, der es nur um Geld geht und die aus dem Alien eine Waffe machen wollte.
In den 2000er-Jahren folgten die Tiefpunkte der Filmreihe: mit den sinnlosen Franchise-Crossovers «Alien vs. Predator» (2004) und «Alien vs. Predator: Requiem» (2007), bevor Ridley Scott wieder auf den Regiestuhl zurückkehrte.
In «Prometheus» (2012) und «Alien: Covenant» (2017) erzählte er die Vorgeschichte des ersten Films. Inhaltlich wenig Horror, sondern bedeutungsschwangerer Science Fiction, aufgepumpt mit philosophischen Geplauder über Sterblichkeit und die Entstehung die Menschheit.
Der neue «Alien: Romulus» kehrt nun zu den Anfängen zurück: ein Albtraum im All. Dass es Richtung Grusel geht, sagt einem schon die Filmografie des Regisseurs.
Der Experte in Sachen Grusel und Grauen
Fede Álvarez ist ein leidenschaftlicher Horrorfilmemacher, der mit «Evil Dead» (2013) und «Texas Chainsaw Massacre» (2022) zwei bekannte blutige Reihen fortgesetzt hat und mit «Don`t Breathe» 2021 seinen grössten Erfolg gefeiert hat.
Zeitlich spielt «Alien: Romulus» zwischen Teil 1 und 2. Vorwissen benötigt es keines. Eine Gruppe jugendlicher Kolonisten, quasi Leibeigene eines grossen Bergwerkskonzerns, plündern eine verlassene Raumstation in der Umlaufbahn, um den dreckigen Minen-Planeten zu verlassen. Aber da lauert das Alien und ein Kampf auf Leben und Tod beginnt.
Wie entstehen Baby-Aliens?
Die Handlung dreht sich zu einem grossen Teil um die Fortpflanzung des Aliens. Fans erinnern sich, die ging so: Eine Königin legt Eier, in denen entwickeln sich sogenannte Facehugger, die – dem Namen entsprechend – ihrem Opfer ins Gesicht springen und über die Speiseröhre eine Larve im Körper ablegen. Ist ein bestimmtes Entwicklungsstadium erreicht, platzt die aus der Brust des Wirts und wächst schnell zum Monster.
Spoileralarm: Der Film variiert diesen Fortpflanzungsprozess auf originelle Art und Weise.
Die Geschichte ist spannend, düster, voller Schockmomente und Action. Mit einem starken, jungen Cast rund um die 26-jährige Cailee Spaeny, die 2023 mit «Priscilla» als Elvis Presleys Ehefrau und dieses Jahr mit dem Drama «Civil War» auf sich aufmerksam gemacht hat.
«Alien: Romulus» ist für Fans, die nicht genug vom Weltraummonster bekommen und auf Horrorfilme stehen. Auch wenn der Film mit bekannten Elementen spielt, ist es nie eine simple Aneinanderreihung von Zitaten, sondern eine eigenständige Geschichte. «Alien: Romulus» ist einer der besseren Fortsetzungen, die sich vor ihren Vorgängern verbeugt, aber nie in die Knie geht.
Kinostart am 15.08.2024.