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Neu im Kino: «Les histoires d'amour de Liv S.»
Aus Kultur-Aktualität vom 14.06.2024. Bild: Xenix Filmdistribution GmbH
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Neu im Kino «Les histoires d'amour de Liv S.»: Wieso scheitert Liebe ständig?

Die Schweizer Regisseurin Anna Luif will in ihrem Film den Ursachen gescheiterter Liebe auf den Grund gehen. Eine herzerwärmende Idee – die einen leider kaltlässt.

«Les histoires d' amour de Liv S.» beginnt schwungvoll: Die 38-jährige Liv Sàndor (Agnès Delachair) verliebt sich beim Baden im See in John (Rémi Fortin). Doch schon ein Jahr später irrt sie nach einem heftigen Beziehungsstreit ratlos durch die Stadt. Sie hatte gedacht, in ihm endlich ihren «Mr. Right» gefunden zu haben, den sie seit ihren Teenagerjahren erfolglos sucht.

Die Idee der Geschichte ist attraktiv: Während Liv manisch durch die Strassen Zürichs wandert, lässt sie ihre verflossenen Liebschaften Revue passieren. Es ist jedes Mal dasselbe: An einem bestimmten Punkt beginnen die Dinge schief zu laufen. Wird es ihr zu intim, haut sie ab. Diesem Scheitern will Liv auf den Grund gehen – sie will nicht aufhören, an die wahre Liebe zu glauben.

Eigener Herzschmerz als Inspiration

Die Schweizer Regisseurin und Drehbuchautorin Anna Luif mit ungarischen Wurzeln macht einen Film über Liv – die Ähnlichkeit der Namen ist wohl Absicht: «Die Geschichte von Liv ist stark von meinem eigenen Leben inspiriert», sagt die 52-Jährige. «Eine wichtige Rolle spielt auch die Vergangenheit meiner Eltern während des Krieges und des Aufstandes 1956 in Ungarn – und dann ihre schwierige Ehe in der Schweiz.»

Was ist 1956 in Ungarn passiert?

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Am 23. Oktober 1956 entwickelte sich aus Studentenprotesten in Budapest ein landesweiter Volksaufstand gegen das kommunistische Regime. Die Sowjetunion intervenierte und liess die Proteste blutig niederschlagen.

Livs Beziehungen sind ein rasches Wechselspiel von «himmelhochjauchzend» und «zu Tode betrübt». Sei es mit einem Narzissten, einem Selbstdarsteller oder einem unsicheren Softie, die Liebe kommt und die Liebe geht. Von der Entwicklung dazwischen erfährt man wenig. Dieses elliptische Erzählen hat Tempo, aber kaum Tiefe und erschwert so das Mitempfinden.

Liebesdramen sind Luifs Leidenschaft

Die Karriere von Anna Luif begann im Jahr 2000 mit dem verschmitzten Kurzfilm «Summertime» über ein Mädchen, das sich zum ersten Mal verliebt. Damit gewann die Regisseurin und Drehbuchautorin den Schweizer Filmpreis.

Anna Luif vor einem blauen Hintergrund voller Texte.
Legende: Dreht mit Vorliebe Liebesfilme: Die Schweizer Regisseurin und Drehbuchautorin Anna Luif. Imago/Becker&Bredel

Mit ihrem ersten Langspielfilm «Little Girl Blue» gelang ihr 2003 wiederum ein erfolgreiches Pubertätsdrama: Die Achterbahn der Gefühle von Eltern und Jugendlichen inszenierte sie leise, feinfühlig und echt.

2010 folgte die knallbunte, zuckersüsse Liebesgeschichte «Madly in Love», ein Kollywoodmärchen – die sri-lankische Version von Bollywood – über einen tamilischen Jungen in der Schweiz, dem bei seiner arrangierten Hochzeit die Liebe in die Quere kommt.

Französisch in Zürich?

«Les histoires d'Amour de Liv S.» erzählt von der Liebe und ihrem Scheitern: verspielt, humorvoll und zuweilen ironisch, mit passend süsslicher Musik und einem flotten Schnitt. Das hat seinen Reiz, doch die Figuren lassen einen kalt und die Gründe des Scheiterns bleiben undurchsichtig – deshalb vermag einen der Film nicht wirklich zu packen. Die Regisseurin erzählt zwar Persönliches, verfremdet aber vieles davon.

Ein Mann und eine Frau sitzen zusammen auf einem kleinen roten Sofa, sie legt den Kopf auf seine Schulter.
Legende: Keine fröhlichen Geschichten: Liv (Agnès Delachair) erinnert sich in «Les histoires d'amour de Liv S.» an ihre verflossenen Liebschaften. Xenix Filmdistribution GmbH

Die Handlung spiele zwar in Zürich, wo sie tatsächlich stattgefunden habe, sagt Luif, gleichzeitig habe sie aber eine gewisse Distanz schaffen wollen zu ihrer eigenen Geschichte: «Deshalb drehten wir den Film auf Französisch, der Sprache der Liebe».

Das irritiert und macht die Sache nicht klarer – und den Film nicht besser. Aber: Liebe ist eben kompliziert.

Kinostart: 13.06.2024

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Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 14.06.2024, 17:20 Uhr.

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