Irgendwann steht Ringo (Björn Meyer) verkleidet als «arabischer Scheich» im Bundeshaus und faselt vor dem versammelten Nationalrat etwas von arabischen Sitten und grossen Investitionen. Dabei kennt der zweifache Familienvater aus dem Schwarzwald nur ein Wort auf Arabisch: «Inshallah». Und viel Geld hat er auch nicht, im Gegenteil. Er hat gerade seinen Job verloren.
Dass ihm die halbe Schweiz glaubt, dass er ein Scheich aus Katar ist, hat er seinem Talent fürs Geschichtenerzählen zu verdanken.
Die Story der neuen Serie «Der Scheich» klingt schräg. Warum sollten gestandene Geschäftsleute dem bleichen, akzentfrei Deutsch sprechenden Ringo glauben, dass er ein reicher arabischer Sohn ist, der sein Milliardenvermögen in ihre Projekte investieren will?
Doch der Serie liegen wahre Begebenheiten zugrunde. Oder eben «wahre Lügen», wie zu Beginn jeder Folge verkündet wird. Einen Deutschen, der als falscher Scheich die Schweiz narrte, gab es wirklich: Volker Eckel wurde 2012 wegen Betrugs zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Er versprach 2009 unter anderem, 300 Millionen Franken in den Zürcher Fussballclub GC zu investieren.
Durch einen Artikel über ebendiesen Volker Eckel kam Regisseur Dani Levy auf die Idee für seine Serie. «Ich war fasziniert von diesem Mann. Wer kommt auf so eine Idee, sich als Scheich auszugeben und anderen Menschen so viel Geld zu versprechen? Und hatte er irgendwann selber vergessen, dass das alles Lüge war? », sagt er. Den echten Volker Eckel hat Levy aber nicht getroffen. Bewusst.
«Über die psychische Verfassung von Volker Eckel wussten wir einfach zu wenig. Aber die Hauptfigur einer Serie muss man verstehen, auch um sie zu lieben. Deshalb nahm ich die Idee als Grundlage. Und baute darum herum eine Geschichte, die auf der emotionalen Ebene nachvollziehbar war.»
Ein liebenswürdiger Hochstapler
Dani Levys Ringo ist ein liebenswerter Bär, der sich immer tiefer in seine Lügen verstrickt. Weil er nicht Nein sagen kann und niemanden verletzen möchte.
Es ist ein Zusammenspiel zwischen Täter und Opfern. Die Opfer werden selbst auch zu Tätern. Die geldgierigen Politikerinnen und Geschäftsmänner, die für die Erreichung ihrer Ziele alles tun würden, treiben den Hochstapler immer tiefer in seine Lüge.
«Mich hat fasziniert, wie man mit seiner eigenen Gier und Sehnsucht einer Wahrheit aufsitzen kann, die man einfach glauben will, obwohl man mit ein bisschen Nachdenken schnell merken würde, dass sie nicht stimmen kann», sagt Dani Levy.
Der Regisseur sieht seine Serie auch als Kommentar zur Gesellschaft. «In einem kapitalistischen System wie dem unseren funktionieren solche Hochstapler. Wir sind alle anfällig für jemanden, der uns verspricht, all unsere Wünsche mit seinem Geld zu erfüllen.»
Seit 22. Dezember auf Paramount+