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«Tatort: Ich oder Du» für die beiden Schweizer Ermittlerinnen
Aus Gesichter & Geschichten vom 26.04.2023.
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Neue Schweizer «Tatort»-Folge «Seilschaft»: Das Zürcher Duo jagt einen sadistischen Rachegeist

Der neue Zürcher «Tatort» ist ungewöhnlich brutal. Die beiden Drehbuchautorinnen erklären im Gespräch, warum.

Leichen häufen sich im Umfeld einer wohltätigen Zürcher Organisation. Deren Verantwortliche habe dubiose Zweigstellen eingerichtet, die zwischen den Spendengeldern und den Bedürftigen stehen. Aber ist das ein Grund, ihnen gleich mit einem Bolzenschussgerät zu Leibe zu rücken?

Zwei Frauen und ein Mann in Polizeiuniform betrachten einen gefesselten und geknebelten Toten am Seeufer
Legende: Leichenfund mit Folgen: Der Tote, den die beiden Kommissarinnen Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) und Tessa Ott (Carol Schuler) aus dem See fischen, scheint zuerst nicht im Zusammengang mit den anderen Morden zu stehen. SRF/Sava Hlavacek

Bereits zum fünften Mal ermitteln Tessa Ott und Isabelle Grandjean von der Zürcher Kantonspolizei im «Tatort». Die Folge «Seilschaft» stammt aus der Feder der Autorinnen Claudia Pütz und Karin Heberlein.

Beide sind neu beim Zürcher Tatort, aber keineswegs neu im Geschäft: Pütz hat zuvor an rund 20 Folgen für den «Bestatter» mitgeschrieben. Heberlein brachte als Autorin und Regisseurin 2020 ihren ersten Spielfilm «Sami, Joe und ich» in die Kinos.

Endlich zusammengewachsen

Was am neuen Drehbuch sofort auffällt, ist das Zusammenspiel der Ermittlerinnen Grandjean und Ott: In früheren Folgen wirkten die beiden Polizistinnen in ihrer «Knallhart»-Attitüde bisweilen leicht überzeichnet. Manchmal schienen sie nur deshalb ein Duo zu sein, um einander den Stand der Ermittlungen zu erklären. Wie zu trübsten Derrick-Zeiten.

Zwei Frauen stehen in einem Zimmer und betrachten etwas ausserhalb des Bildes
Legende: Ihre Ermittlungen führen sie bis in ein Kinderheim: Die Dynamik zwischen Tessa Ott und Isabelle Grandjean überzeugt in «Seilschaften» weit mehr als in vorhergehenden Zürcher «Tatort»-Folgen. SRF/Samuel Schalch

Das hat sich zum Positiven verändert: In «Seilschaft» sind Grandjean und Ott in ihren Persönlichkeiten gut aufeinander abgestimmt, und ihre Reaktionen auf das grausige Geschehen wirken glaubwürdig.

Die Figurenbibel als Leitfaden

Zum Ausgangspunkt ihrer Schreibarbeit halten die Autorinnen gemeinsam fest: «Grandjean und Ott haben ihre jeweils individuelle Sichtweise auf die Welt, die in der Figurenbibel des Tatort Zürichs festgelegt ist. Ihre Charaktere sind von den unterschiedlichsten Erlebnissen geprägt. Wir haben versucht, diese Hintergrundgeschichten in die Handlung einfliessen zu lassen.»

Zürcher Tatort: «Seilschaften»

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SRF zeigt die Tatort-Premiere am Sonntag, dem 30. April, ab 20:05 auf SRF 1. «Seilschaften» steht ab dem Zeitpunkt auch auf Play SRF und dem Streaming-Dienst Play Suisse zur Verfügung.

Die Chemie des Duos würde sich stets entwickeln, betonen die Autorinnen: «Unsere Ermittlerinnen brauchen natürlich etwas Zeit, bis sie ein gut eingespieltes Team werden. Eine neue Paarbeziehung ist ja immer einer unvorhersehbaren und vielleicht auch dramatischen Dynamik ausgesetzt – wie im echten Leben.» Diese Ansätze bewähren sich.

Blutvergiessen mit persönlicher Note

Was lässt sich über den aktuellen Fall sagen, ohne zu viel zu verraten? Wer auch immer die Menschen in der Karitativbranche umbringt, beseitigt dabei nicht nur unliebsame Personen: Die Morde sind aufwändig geplante Hinrichtungen.

Audio
Tatort-Kritik von SRF3-Serienkenner Mani Neubacher
aus Audio Aktuell SRF 3 vom 28.04.2023. Bild: SRF/Sava Hlavacek
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 39 Sekunden.

In einer aufschlussreichen Szene lässt sich Tessa Ott von ihrem Lebenspartner in einem privaten Moment bestätigen, dass man sich für ein persönliches Geschenk mehr Zeit nimmt als für ein offizielles Präsent. Sie folgert daraus, dass in diesem Fall ein persönliches Motiv vorliegen muss – Rache.

Leichen als Zeichen

Die Opfer werden mit sadistischem Kalkül getötet, aber mehr noch: Der Mörder hinterlässt seine Leichen in entwürdigenden Positionen. Pütz und Heberlein lassen allerdings den Vorwurf nicht gelten, dieser Fokus auf bewusst brutal inszenierte Morde würde der Folge einen Dreh ins Reisserische versetzen.

Sie halten fest: «Im ‹Tatort› wird physische Gewalt meist nicht explizit gezeigt. Im Fokus stehen die psychologischen Hintergründe. Im vorliegenden Fall korrespondiert die Gewalt mit den Kommissarinnen, respektive mit der Gesellschaft. Man kann diese Gewalt drastisch finden. Noch drastischer sind allerdings die Motive, die dahinterstecken.»

Welche dieser Motive das sind, soll an dieser Stelle allerdings nicht verraten werden. Es wäre ein grosser Spoiler.

SRF 1, Gesichter & Geschichten, 26.04.2023, 18:35 Uhr

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