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Skandal um Oscar-Favoritin «Emilia Pérez»: Beerdigen Gascóns Tweets alle 13 Oscar-Chancen?

Ein Oscar-Gewinn für «Emilia Pérez» schien zum Greifen nah – alte Tweets der Hauptdarstellerin mischen die Karten neu.

Was ist passiert? «Emilia Pérez»-Star Karla Sofía Gascón wird wegen einer Reihe von Social-Media-Posts auf X kritisiert. Die Schauspielerin äusserte in den Posts offenbar unter anderem kontroverse Ansichten zu Muslimen, den George Floyd-Protesten und die Vielfalt bei den Oscars. Die US-Zeitschrift «Variety» berichtete. Gascóns Posts, von denen viele mittlerweile gelöscht wurden, stammen grösstenteils aus den Jahren 2020 und 2021.

Frau in schwarzem Kleid auf rotem Teppich.
Legende: Aus der Traum einer Oscar-Trophäe? Karla Sofía Gascón steht unter anderem Rassismus und Islamfeindlichkeit vorgeworfen. IMAGO/aal.photo

Um welche Posts geht es? In einem der kritisierten Beiträge von Gascón heisst es übersetzt: «Entschuldigen Sie, ist das nur mein Eindruck oder gibt es in Spanien mehr Muslime? Jedes Mal, wenn ich meine Tochter von der Schule abhole, sehe ich mehr Frauen mit bedecktem Haar und Röcken bis zu den Absätzen. Nächstes Jahr müssen wir statt Englisch Arabisch unterrichten.» Zum Tod George Floyds, und den Protesten, die in den USA darauf folgten, postete sie: «Ich glaube wirklich, dass sich nur sehr wenige Menschen jemals um George Floyd, einen drogenabhängigen Betrüger, gekümmert haben, aber sein Tod hat einmal mehr gezeigt, dass es immer noch Menschen gibt, die Schwarze für Affen ohne Rechte und Polizisten für Mörder halten.»

Warum finden die Tweets gerade jetzt Beachtung? Die Schauspielerin hatte am 21. Januar in einem Interview Online-Aktivitäten kritisiert, die scheinbar kampagnenartig gegen sie und «Emilia Pérez» gerichtet waren. Seit ihrer Oscar-Nominierung erreichten die Spanierin offenbar zahlreiche Hassbotschaften und Drohungen. Die 52-Jährige ist die erste trans Frau, die für einen Oscar als beste Hauptdarstellerin nominiert ist, ihre Nominierung wurde fast zeitgleich mit der Rückkehr von Donald Trump ins Weisse Haus bekannt. «Es gehört bei den Oscars zwar traditionell dazu, dass gehypte Filme irgendwann einen Backlash erfahren, und dass dreckige Wäsche in der Öffentlichkeit gewaschen wird. Bei Gascón liegt der Fall insofern etwas anders, als sie die Regeln strapaziert, nach denen dieses Spiel gespielt wird», ordnet SRF-Filmredaktor Georges Wyrsch ein.

Was sagt Karla Sofía Gascón zur Debatte um ihre Person? «Sie haben bereits gewonnen, sie haben ihr Ziel erreicht, meine Existenz mit Lügen oder aus dem Zusammenhang gerissenen Dingen zu beschmutzen», heisst es von Gascón auf Instagram. Jeder, der sie kenne, wüsste, dass sie keine Rassistin sei. Weiter schreibt sie: «Ich habe immer für eine gerechtere Gesellschaft und für eine Welt der Freiheit, des Friedens und der Liebe gekämpft.»

Was bedeutet die Kontroverse um Gascón für die Oscar-Chancen? «Emilia Pérez» gilt seit Cannes 2024 als Favorit für die Oscars 2025 – und wurde prompt 13 Mal nominiert. Mehr Nominierungen für einen nicht englischsprachigen Film gab es bislang nicht. «Wer einen Oscar gewinnen will, muss Teil einer erfolgreichen Kampagne sein. Egal nun, ob man Gascóns Aussagen zustimmt und ihre Entschuldigungen als glaubwürdig einstuft – diese Kampagne ist nun angeschlagen», so Georges Wyrsch. Fatal sei dabei, dass weder ihr Status als trans Frau noch ihre schauspielerische Leistung im Zentrum stehen. Die Kontroverse werde auch auf die allgemeinen Chancen von «Emilia Pérez» abfärben. Hier sei aber wichtiger, dass der Hype um den Film bereits abzuflachen begann: Führende Medien hatten dem Film vorgeworfen, rückständig in Bezug auf die Darstellung von Transsexualität zu sein und die mexikanische Drogenproblematik klischiert darzustellen.

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SRF 1, Gesichter und Geschichten, 27.1.2025, 18:34 Uhr

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