Die Protagonistin der SRF-Serie «Davos 1917», Johanna Gabathuler, ist eine komplexe und vielschichtige Figur. Doch die Luzernerin Dominique Devenport konnte sich sofort mit der mutigen Krankenschwester identifizieren. Besonders herausfordernd für die Schauspielerin war etwas anderes.
SRF: Was hat Sie dazu bewogen, die Rolle der Krankenschwester Johanna Gabathuler zu spielen?
Dominique Devenport: Mich haben die Drehbücher von Anfang an begeistert, ich fand die Geschichte toll. Frauen als Spioninnen im historischen Kontext – das war ein neuer Stoff für mich. Manchmal kriegt man schon beim ersten Durchlesen eines Drehbuchs ein Gefühl, das einem sagt: «Das wäre etwas für mich! Diese Rolle verstehe ich, das ist meine Rolle.»
Für mich ist Johanna Gabathuler eine starke und mutige Frau mit einer gewissen Wildheit.
Ich bin überzeugt, dass dieses Gefühl immer richtig ist. Natürlich muss man sich dann noch in mehreren Castingrunden beweisen. Umso schöner, hat es geklappt! Ich war von Anfang an verliebt in die Geschichte von Johanna und ihre spannende Entwicklung.
Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?
Nebst der normalen Rollenarbeit und der Verinnerlichung der Geschichte habe ich viel über den Ersten Weltkrieg gelesen, spezifisch zum Thema Frauen im Ersten Weltkrieg. Zudem musste ich mich mit der medizinischen Welt auseinandersetzen, das hat mir sehr viel Spass gemacht. Zum Glück hatten wir am Set auch immer ärztliche Beraterinnen und Berater, die uns nochmal erklären konnten, was wir genau machen.
Was wussten Sie vor den Dreharbeiten über die Schweiz und ihre Rolle im Ersten Weltkrieg?
Nicht viel, um ehrlich zu sein. Ich wusste etwa, dass in der neutralen Schweiz Kriegsmaterial fürs Ausland hergestellt wurde. Ich hatte mir aber bisher nie vertiefte Gedanken darüber gemacht, welche Auswirkungen der Erste Weltkrieg auf die Schweiz und ihre Bevölkerung hatte.
Wie würden Sie Johanna, die Hauptfigur von «Davos 1917», charakterisieren?
Für mich ist Johanna Gabathuler eine starke und mutige Frau mit einer gewissen Wildheit. Diese kam aber lange nur begrenzt zum Ausdruck, weil Johanna in den Bergen abgeschottet vom Rest der Welt aufgewachsen ist. Das Kurhaus und der Krieg ermöglichen ihr dann, etwas von der Welt zu sehen und sich zu entfalten. Sie hat hohe Werte und als Krankenschwester an der Front ein gewisses Weltverbesserungssyndrom.
Was waren die grössten Herausforderungen beim Dreh?
Die Kälte. Wir haben teilweise bei minus 20 Grad gedreht, im Schnee und mit Wind, die Kälte war eine konstante körperliche Herausforderung. Auf der anderen Seite hatten wir das Schneeproblem: Es hat geschneit, wenn wir keinen Schnee gebraucht hätten. Und sobald lange Aussenszenen anstanden, wurde es wärmer und der Schnee spärlicher – ein Rennen gegen die Zeit.
Spielerisch gesehen war eine unserer grössten Herausforderungen, herauszufinden, wie wir diese unglaublich komplexe Geschichte erzählen und die Zuschauerinnen und Zuschauer gleichzeitig emotional an Johanna dranbleiben. Das klingt banal, aber bei so viel Story war das oft gar nicht so einfach. Wir mussten häufig einen Schritt zurücktreten und uns fragen: «Wo sind wir überhaupt und was passiert gerade?».