Ein Seriendreh ist wie ein Marathon – und erfordert langen Atem. Beim Dreh von «Davos 1917» musste sich der Regisseur Jan-Eric Mack und sein Team einer Vielzahl unterschiedlicher Herausforderungen stellen.
SRF: Was passierte zwischen der Weiterentwicklung der Drehbücher und den ersten Drehs?
Jan-Eric Mack: Die wichtigste Aufgabe der Regie war es, auf der Grundlage der Drehbücher eine eigenständige Vision zu entwickeln. Dabei galt es, die wesentlichen Entscheidungen zu treffen: etwa die Besetzung der Hauptrollen und des gesamten Ensembles, aber auch die Definition der visuellen Welt in enger Absprache mit Kamera, Szenenbild, Kostüm und Make-up. Dazu mussten länderübergreifend die passenden Locations gefunden oder gebaut werden.
In welcher Welt spielt «Davos 1917»?
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts befindet sich die Welt in grosser Erregung: Einstein entdeckt die Relativitätstheorie, Freud entwickelt die Psychoanalyse, Marie Curie erhält als erste Frau den Nobelpreis. Die schnell voranschreitende Industrialisierung beflügelt und verängstigt die Menschen zugleich: auf der einen Seite ein unerschütterlicher Fortschrittsglaube, auf der anderen Seite tiefe Verunsicherung aufgrund des sozialen Wandels.
Es entstand ein Art Western mitten in den Alpen.
In Kombination mit der in Europa vorherrschenden imperialistischen Machtpolitik, die zu verschiedenen Bündnissen und Spannungen führt, entsteht ein Vakuum. Ein Funke reicht und löst den Ersten Weltkrieg aus. Mittendrin die Schweiz, die sich auf ihre Neutralität beruft und bis zum Schluss unversehrt bleibt. Aber wie neutral ist die politische Schweiz wirklich? Und welche Konflikte werden auf vermeintlich neutralem Boden ausgetragen?
Was macht den Ort Davos für Sie als Regisseur so interessant?
Der alpine Tourismus und die Höhenkur lockten schon damals eine internationale Klientel in die Bündner Berge und aus einem armen Bauerndorf wurde in kurzer Zeit eine mondäne Kleinstadt. Indem wir unser Kurhaus zum Epizentrum der europäischen Staatspolitik erklären, erzählen wir die Welt unter dem Brennglas.
Neben dem Sanatorium ist die umliegende Bergwelt unsere Arena: eine vermeintliche Postkartenidylle, wenn man sie von den Terrassen aus betrachtet. Eine Naturgewalt, wenn man ihren Tücken ausgesetzt ist. Daraus entstand ein Art Western mitten in den Alpen.
Was waren die Herausforderungen beim Dreh von «Davos 1917»?
Eine Serie zu drehen, ist generell mit einem Marathon vergleichbar: Es braucht einen sehr langen Atem. Das historische Setting erfordert zudem eine intensive Recherche und präzise Vorbereitung. Bis ins kleinste Detail kreieren wir eine ganze Welt.
Speziell herausfordernd bei «Davos 1917» waren die Drehbedingungen an unseren Aussenmotiven, wo Cast und Crew im Schnee und bei enormer Kälte funktionieren mussten.
Was möchten Sie mit «Davos 1917» zeigen?
«Davos 1917» handelt von Menschen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, die in einer Zeit epochaler Veränderungen ihren Platz in der Welt suchen. Obwohl die Geschichte vor über 100 Jahren spielt, ist uns wichtig, die Figuren als Menschen zu zeigen, mit denen wir uns identifizieren können: die wir im Ansatz aus unserem Alltag kennen, lieben oder meiden wollen.