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«The Room Next Door» im Kino Pedro Almodóvar bringt den Tod auf die Leinwand

Almodóvars Drama über das Sterben mit Tilda Swinton und Julianne Moore ist ein ergreifendes, lebendiges Alterswerk.

Almodóvars erster englischer Langspielfilm ist ein Drama, das einfährt. Die Hollywoodstars und Oscarpreisträgerinnen Tilda Swinton und Julianne Moore spielen darin die ehemals besten Freundinnen Martha und Ingrid. Die Lebensumstände haben sie getrennt, die eine ist Kriegsreporterin geworden, die andere Bestsellerautorin. Als sie sich nach Jahren wiedersehen, ist eine von ihnen todkrank.

Drei Personen posieren auf einem roten Teppich vor einem Hintergrund.
Legende: «The Room Next Door» feierte dieses Jahr an den Filmfestspielen in Venedig Premiere – in Anwesenheit von Julianne Moore, Pedro Almodóvar und Tilda Swinton. IMAGO / Europa Press

Liebeserklärung an Frauen in kühlerem Ton

Die beiden Frauen reihen sich ein in die starken, komplexen und unabhängigen Frauenfiguren, die Pedro Almodóvars Universum prägen. Es sind meist Frauen, die in einer Krise stecken, am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Sie sind Hauptdarstellerinnen in sinnlichen Melodramen, die – trotz schwerer Themen wie oftmals dem Tod – Lebensfreude versprühen. Bunt, schrill und leidenschaftlich.

Mann mit weissem Haar und Sonnenbrille, pastellblauer Anzug.
Legende: Starregisseur Pedro Almodóvar macht auf cool – zumindest was die Bildsprache seiner neuen englischsprachigen Filme angeht. IMAGO / Europa Press

Doch mit dem ersten englischsprachigen Langfilm sei eine neue, kühlere Ära angebrochen, sagt der spanische Journalist David Martos, der Almodóvars Karriere seit Jahren verfolgt: «Man kann einen gewissen Ton erkennen, der zum amerikanischen Film noir gehört. Und es ist wirklich ein nüchternes, dunkles, elegantes und sehr amerikanisches Werk geworden.»

Der Regisseur selbst sagt über den Ton im Film: «Ich wollte einfach kontroverser, strenger, emotionaler, aber überhaupt nicht melodramatisch sein.»

Das Sterben im Leben akzeptieren

Das ist ihm gelungen, obwohl die Geschichte düster ist: Martha hat Krebs im Endstadium und möchte ihrem Leben autonom ein Ende setzen. «Der Krebs kann mich nicht kriegen, wenn ich ihm zuvorkomme», sagt sie. Doch sie möchte nicht alleine sein und bittet ihre Freundin Ingrid um den anspruchsvollen Gefallen, sie beim Sterben zu begleiten. Nicht an ihrem Bett, sondern im Raum nebenan.

Zwei Personen sitzen auf einem Sofa und unterhalten sich.
Legende: Martha (Tilda Swinton, rechts) weiss, dass sie ihre alte Freundin Ingrid (Julianne Moore) um etwas sehr Schwieriges bittet. Filmfestival Venedig

Ingrid willigt ein. Und muss sich nun ihrer eigenen Angst vor dem Tod stellen und sich auch mit dem Leben auseinandersetzen. Es geht um die Akzeptanz des Sterbens – auch für den 74-jährigen Almodóvar: «Ich denke, dass jeder vergangene Tag ein Tag weniger ist, den ich noch zu leben habe. Ich würde viel lieber denken, dass es ein Tag mehr ist, den ich erlebt habe.» 

Vorbereitung auf den Tod

Die Geschichte erzählt aber nicht nur von Schmerz, sondern auch vom Leben, von zärtlicher Freundschaft, Empathie und Eigenständigkeit. Das fasziniert die 63-jährige Tilda Swinton, die selber keine Angst hat vor dem Tod: «Dieser Film handelt von Selbstbestimmung, von jemandem, der beschliesst, das Leben und das Sterben in die eigenen Hände zu nehmen und beides so gut wie möglich selber zu gestalten.»

Mit «The Room Next Door» ist Pedro Almodóvar ein ergreifendes Alterswerk gelungen. Es hat mit seinen brillanten Darstellerinnen beste Chancen, einen Preis zu gewinnen –schliesslich wurde Tilda Swinton bereits für einen Golden Globe als beste Schauspielerin nominiert. Und für den Regisseur ist es eine Möglichkeit, sich mit seinem Lebensthema Tod zu arrangieren.

Kinostart am 12.12.2024.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktualität, 13.12.2024, 8:06 Uhr

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