Film
«Eary Birds» von Michael Steiner: Aggressiv und schnell wie ein Kokainrausch
Action pur, made in Switzerland, das ist «Early Birds» von Regisseur Michael Steiner. Nach einem tödlichen Shoot-Out zwischen Drogendealern kommen die Prostituierte Annika und die Kleinkriminelle Caro in den Besitz von jeder Menge Kohle und Koks. Beides wollen sie behalten. Das ist eine miese Idee. Ein Gangster und ein korrupter Cop machen Jagd auf sie. 97 Minuten lang, bis der Film vorbei ist. «Early Birds» ist schnell und schnörkelos und will nichts anderes sein als Entertainment. Das funktioniert. Auch dank der grandiosen Hauptdarstellerinnen Nilam Farooq und Silvana Synovia. Ein Filmtipp von Enno Reins.
Ausstellung
Warum wir sprechen, wie wir sprechen: Das Kunstmuseum Zürich über Schweizer Sprachräume
Das Landesmuseum Zürich lädt ein zu einer sinnlichen Reise durch das Sprachenland Schweiz, das sich täglich mit vier Sprachen arrangieren muss. In diesen Sprachen kommunizieren auch der Bundesrat und die Bundesverwaltung nach aussen. Dass dies nicht nur ein kultureller Mehrwert, sondern auch eine Herausforderung ist, zeigt sich von selbst: Sogar die Milchpackung muss in vier Landessprachen beschriftet werden. In der Ausstellung erfahren wir, wie hierzulande um Sprache gestritten und die Diversität des Sprachenlands Schweiz umgesetzt wird. Ein Kulturtipp von Andrea Meier.
Literatur
Abtauchen mit Julie Otsuka in «Solange wir schwimmen»
Das neue Buch der US-amerikanischen Autorin Julie Otsuka «Solange wir schwimmen» beginnt in einem Hallenbad. Dort trifft eine bunte Gruppe von Menschen aufeinander, die etwas eint: ihre Liebe zum Schwimmen. Eine davon ist Alice, die unter einer Demenz leidet. Solange sie schwimmt, ist alles gut. Aber irgendwann kann sie nicht mehr schwimmen und muss in ein Heim. Im Kern erzählt Otsuka feinfühlig und aus unterschiedlichen Perspektiven von einer Mutter-Tochter-Beziehung. Ich musste mindestens so viel lachen wie weinen. Ein Lesetipp von Lea Dora Illmer.
Musik
Sufjan Stevens' «Javelin»: Ein musikalisches Trostpflaster zum Abschied
Sufjan Stevens aus Detroit hat die Gabe, ultrapersönliches leicht und zugänglich zu machen. Sein Leben und seine Karriere kulminieren nun im todtraurigen Meisterwerk «Javelin». Am Tag der Veröffentlichung (06.10.2023) gibt Stevens nämlich einen ganz seltenen Einblick in sein Privatleben: Er widmet das Album seinem im April verstorbenen Partner. Was sich als kaleidoskopartige Herzschmerz-Platte angekündigt hatte, wird mit einem Schlag zum wuchtigen Zeugnis des totalen Verlusts, eine ausufernde Collage, die sich aber anfühlt wie ein stilles, vertrautes Trostpflaster; ein Märchen, das uns hilft, die Turbulenzen des Lebens zu bewältigen. Ein Musiktipp von Andreas Rohrer.
Bühne
Transgender auf der neuen St. Galler Opernbühne
Das Theater St. Gallen eröffnet am 22.10. sein frisch renoviertes grosses Haus, den Paillard-Bau. Und zwar mit der Uraufführung einer neuen, aussergewöhnlichen Oper des Erfolgskomponisten Tobias Picker: «Lili Elbe» erzählt die Lebens- und Liebesgeschichte der gleichnamigen dänischen Malerin; eine der ersten Frauen mit trans Hintergrund, die vor fast 100 Jahren geschlechtsangleichende Operationen vornehmen liess. Die Heldenbaritonistin Lucia Lucas singt nicht nur die Titelpartie, sie gab auch als Dramaturgin Impulse für das Stück. Es sei die wichtigste Rolle ihrer bisherigen Karriere, sagt sie. Ein Konzerttipp von Moritz Weber.