Bischof Markus Büchel blieb etwas im Schatten seines strahlkräftigen Vorgängers Ivo Führer: Der hatte Modernisierungen im Bistum St. Gallen mit Verve forciert. Der Bauernsohn Bischof Büchel war weniger programmatisch, aber ein beherzter Seelsorger.
Kirchenreformen wollte auch Markus Büchel. Die Versöhnung mit den Reformierten lag ihm am Herzen. Er setzte sich früher als andere für die Inklusion homosexueller Menschen ein. Er förderte sogenannte «Laien», also nicht geweihte Theologinnen und Theologen, in Seelsorge und Kirchenleitung. Aber: Das alles durfte nur in Einklang mit Rom geschehen.
Rote Linie aus Rom
Demokratie und Gleichstellung im Bistum durften auch unter Bischof Büchel nie über die rote Linie gehen, welche Rom zieht. Damit enttäuschte Büchel am Schluss viele Progressive.
Bischof Markus war schlicht keiner, der nach Rom zieht und Rabatz macht. Wenn sein Amtskollege Bischof Felix Gmür dies tat, stellte er sich jedoch gern hinter Gmür. Die beiden zogen in der Bischofskonferenz meistens an einem Strang. Das tat der Kirche gut.
Priesterinnen weihen: «nicht möglich»
Manche werfen Büchel vor, sich etwas ängstlich hinter den Weisungen des Vatikans versteckt zu haben. «Mir sind die Hände gebunden», – ein Satz, den die Basis nicht mehr hören mag, erst recht, wenn es um Menschenrechte in der Kirche geht.
Zwar ist es im Bistum heute selbstverständlich, dass Frauen «predigen» oder Nicht-Priester taufen und trauen. Allerdings braucht es dafür immer eine Einzelgenehmigung des Bischofs.
Schweizer Normalität ist «irregulär»
Wenn hierzulande Frauen liturgisch gewandet am Altar stehen, dann ist das Schweizer «Normalität». Für Rom aber bleibt es ein «irregulärer Zustand». Genau das ist für mündige Schweizer Katholikinnen und Katholiken ein unerträglicher Zustand. Sie haben gleichsam keine kirchliche Rechtssicherheit bei dem, was sie alltäglich tun.
So kommt es, dass auch viele engagierte Kirchenmenschen aus der römisch-katholischen Kirche austreten oder dies erwägen. Die «Missbrauchskrise» und deren unprofessionelles Händeln durch die Kirchenführung brachte das Fass zum Überlaufen.
Büchels glaubwürdiger Umgang mit Übergriffen
Es ist nur ein einziger Fall aktenkundig, in dem Bischof Büchel als Vorgesetzter gefehlt hat. Er hätte einen bereits verzeigten Priester kirchlich disziplinieren müssen, anstatt den Fall zu den Akten zu legen.
Markus Büchel gesteht das offen ein, was ihm positiv angerechnet wird.
Büchel unterscheidet sich in Handeln und Habitus wohltuend von anderen bischöflichen Eminenzen, die ihre Mitschuld nach wie vor abstreiten, wie etwa in Köln, oder Fälle von sexualisierter Gewalt bagatellisieren, wie aktuell ein Chorherr von St. Maurice VS.
Liebenswürdig und am Ende kraftlos
Die Aufarbeitung der Vergangenheit habe ihn schwer belastet, sagt er heute, und: dass er zu wenig Bischof sein konnte, also Seelsorger und Prediger.
Markus Büchel begegnet Menschen gern. Auch Medienmenschen gegenüber ist er offen, gesprächsbereit und herzlich. Jetzt, mit 75 Jahren, sei er froh, wenn der Papst seinen Rücktritt rasch annehme.
Fast 20 Bischofsjahre seien genug, er fühle sich müde und «ausgelaugt».