Der Waschsalon «Bubbles of Happiness» im Zürcher Niederdorf wirkt einladend: Die hellen Wände sind mit Neonschriften verziert, alles ist modern und «clean».
Gegründet wurde der Waschsalon von der Stiftung der Evangelischen Gesellschaft des Kantons Zürichs. Hier können Menschen in verschiedensten Lebenslagen günstig Wäsche waschen. Die Stiftung hat verschiedene Orte geschaffen, die sich an Menschen in schwierigen Lebenssituationen richten. «Dafür gibt es in der Schweiz ein gutes Netzwerk. Aber Möglichkeiten, Kleidung zu waschen, gab es relativ wenige», erklärt der Geschäftsführer der Stiftung Michael Wilke.
Der Waschsalon sei aus diesem Gedanken heraus entstanden – zunächst ohne wirkliches Konzept. Im Gespräch mit den Kundinnen und Kunden wurde dann klar, dass nicht nur Wäschewaschen ein Bedürfnis ist.
Deshalb wurde die Personaldusche für alle geöffnet. Die Dusche kann für eine halbe Stunde benutzt werden. «Menschen, die auf der Strasse leben, haben selten die Möglichkeit, Privatheit zu erleben», sagt Michael Wilke. Im Waschsalon könne man sich Zeit nehmen für die eigene Körperpflege.
Es gibt auch einen Raum mit grossen Schliessfächern. Hier können Menschen ohne Zuhause ihr Hab und Gut einschliessen, damit sie nicht immer alles mittragen müssten. Viele lagern hier auch Gegenstände, die einen emotionalen Wert haben, etwa Fotos.
«Viele Menschen haben Angst, dass ihnen etwas gestohlen wird, dass sie es verlieren oder dass es nass wird», sagt der Projektleiter.
Mit Solidarität gewaschen
Wilke betont, dass sie sich nicht als Sozial- oder Hilfswerk sehen. «Wir verstehen uns als Dienstleistung». Deshalb bezahlen auch alle für die Leistungen, die sie beziehen: «Wir möchten die Menschen auf Augenhöhe als Kundin und Kunde behandeln». Für die Menschen, die kein Geld zur Verfügung haben, gibt es ein Jeton-System.
Fast jeden Tag gäbe es Menschen, die für eine zusätzliche Wäsche bezahlen. Ein Mensch, der sich keine Wäsche leisten kann, kann dann mit dem Jeton bezahlen. «Das ist auch etwas anderes als dazustehen und darum bitten oder betteln zu müssen», meint Michael Wilke. Für ihn hat es mit Würde zu tun, dass alle auf irgendeine Art bezahlen müssen.
Treffpunkt für alle
Dadurch, dass der Waschsalon zunächst einfach als Dienstleistungs-Betrieb daherkommt, wird er zu einem Begegnungsort. Die Sozialarbeiterinnen Tamara Bregenzer und Ariane Fischer schätzen diesen Aspekt sehr.
«Es gibt oft sehr schöne Momente. Wenn zum Beispiel ein Tourist Zürich entdecken will und eine Person ohne Zuhause nach coolen Plätzen fragt. Das sind solche Momente, die grossartig sind», sagt Tamara Bregenzer. Im Waschsalon gibt es aber nicht nur solch verbindende Momente. Die beiden Sozialarbeiterinnen erzählen, dass sie auch schon in «brenzlige Situationen» gekommen sind.
«Man lernt, sich abzugrenzen. Aber man muss trotzdem noch Anteil nehmen können. Das ist eine Herausforderung», meint Teamleiterin Ariane Fischer. Deshalb sei es wichtig, dass die Mitarbeitenden ausgebildet sind, erklärt Michael Wilke. Sie helfen den Kundinnen zum Beispiel bei der Wohnungs- oder Arbeitssuche.
Oftmals reicht es aber völlig aus, ein offenes Ohr zu bieten. Eine vermeintlich einfache Geste – mit waschechter Wirkung.