Einen ganzen Kontinent aus der Modeperspektive in ein Buch zu packen, ist ein uferloses Unterfangen. Doch der ghanaische Modedesigner und Modeforscher Ken Kweku Nimo hat aufwendig recherchiert.
Herausgekommen ist ein rasanter Ritt durch die Kulturgeschichte Afrikas. In «Afrika in Mode» beleuchtet der Modeforscher nicht nur die Textilgeschichte, sondern auch Handwerk und Traditionen. Und natürlich die Geschichte der Kolonialisierung.
Dabei streift der Autor von West- bis Ostafrika, und vom Norden Afrikas bis in seinen Süden.
Luxus, Handwerk & textiles Erbe
Im ersten Teil von «Afrika in Mode» blickt Ken Kweku Nimo zurück auf die Geschichte. Er zeigt etwa auf, wie der Transsahara-Handel vom 9. bis 16. Jahrhundert zur Basis der Textilproduktion wurde.
Nebst Handelswaren verbreiteten sich durch die Karawanen auch Luxusgüter wie Brokatstoffe, Seiden oder Baumwolle. Lokale Hersteller bekamen Zugang zu neuen Märkten und neuen Handwerkstechniken.
Ab dem späten 16. Jahrhundert schwächte der transatlantische Handel die einheimische Handwerksindustrie. Billigprodukte kamen auf den Kontinent.
Der transatlantische Handel etablierte zudem den Sklavenhandel mit Europa und Amerika. Der europäische Kolonialismus hat nebst vielem anderem auch den Kleidungsstil in Afrika verändert. Christliche Missionare brachten ihre Kleidungsnormen mit.
Wegbereiterinnen afrikanischer Mode
Im Laufe der Zeit haben sich viele afrikanische Länder wieder auf ihre Traditionen besonnen. Auch in der Textilkunst und im Schneiderhandwerk.
Im zweiten Teil seines Buchs stellt Ken Kweku Nimo wegweisende Designerinnen und Designer vor, die auf der Grundlage des textilen Erbes ihrer Heimatländer Mode entwerfen.
Die Nigerianerin Victoria Folashade Thomas-Fahm beispielsweise studierte in den 1960er-Jahren Mode in London, ging zurück nach Nigeria und modernisierte traditionelle Kleidungsstücke. Sie brachte den Reissverschluss als praktisches Utensil mit.
Für die wachsende Arbeiterschicht entwarf sie Kleidung im westlichem Stil, aus traditionellen Textilien wie Adire oder Akwete. Laut Ken Kweku Nimo war sie «die Vorreiterin, um die Identität einer Nation durch die Mode zurückzugewinnen».
Afrikanische Mode in der Popkultur
Die Popkultur war wesentlich daran beteiligt, Mode aus Afrika bekannt zu machen. Beyoncé posierte für ihr visuelles Album «Black Is King» von 2020 in den Kreationen verschiedener afrikanischer Designerinnen und Designer.
Die mehrfach Oscar-prämierte Kostümbildnerin Ruth E. Carter liess im Jahr 2021 traditionelle Ankara-Drucke, Stickereien und Messingfiguren in die Kostüme des Films «Coming 2 America» (deutsch: «Der Prinz aus Zamunda 2») einfliessen.
Zwischen Brauchtum und Zukunft
Bis heute bauen die Kollektionen afrikanischer Designerinnen und Designer vor allem auf Nachhaltigkeit und den Erhalt der Traditionen ihres Kontinents.
Zugleich treiben viele Kreative auch Innovationen voran, wie die ägyptische Marke «Rebel Fanny», die Taschen aus recycelten Plastikfäden herstellt. Geschichtsbewusst und doch modern: Das macht afrikanische Mode zeitlos.