Das dramatische Ende der Grossbank Credit Suisse beschäftigt auch viele Schweizer Kulturhäuser. Die Bank steckt jährlich Millionen von Franken in Sponsoring-Aktivitäten im Kulturbereich. So unterstützt die CS unter anderem das Zürcher Opernhaus, das Lucerne Festival, das Zürcher Kunsthaus und das Zürich Filmfestival mit jährlichen Beiträgen.
Mit dem Aus der CS falle einer der grössten Player im Kultur-Sponsoring aus, sagt Philippe Sablonier, Geschäftsführer des Verbands Pro Kultur Zürich. Ob jene Kulturinstitutionen, die heute von der CS unterstützt würden, in Zukunft auch von der UBS Geld im selben Umfang erhalten, sei ungewiss.
Auch der Ökonom Christian Lang von der Universität St. Gallen rechnet damit, dass die Verträge mit der Fusion übernommen werden – zumindest vorerst. «Man kann davon ausgehen, dass die Verpflichtungen im ersten Moment übernommen werden. Aber mittelfristig wird es da eine neue Ausrichtung geben.»
Die grosse Frage, die sich dann stelle, laute: «Will die UBS Sponsorings übernehmen, die mit der Credit Suisse assoziiert sind?»
Zürich Filmfestival hofft auf weitere Zusammenarbeit
Besonders betroffen wäre das Zürich Filmfestival, das zu 90 Prozent privat finanziert ist. «Die Credit Suisse ist Partnerin der ersten Stunde», sagt Jennifer Somm, Geschäftsführerin des ZFF. Die CS habe mitgeholfen, das Filmfestival in Zürich zum besucherstärksten der Schweiz zu machen.
Derzeit sei die Zukunft der Partnerschaft noch ungewiss, sagt Somm. «Wir sind im engen Austausch mit den Verantwortlichen der CS und hoffen, dass der Vertrag auch in der neuen Konstellation aufrechterhalten bleiben kann.»
Hoffen beim Kunsthaus Zürich
Dies hofft auch das Zürcher Kunsthaus. Seit einigen Monaten sei man mit der Credit Suisse in Verhandlungen über die Verlängerung des Sponsoring-Vertrags, sagt Mediensprecher Björn Quellenberg.
Er zeigt sich optimistisch: «Stand heute gehen wir davon aus, dass die neue Eigentümerin diesen vertraglich vereinbarten Verpflichtungen nachkommt und erfüllt.»
Konkurrentin im Sponsoring fällt weg
Kurzfristig rechnet auch der Verband der Zürcher Kulturinstitutionen damit, dass die laufenden Verträge mit den Kulturhäusern eingehalten werden. Doch mittelfristig ist Philippe Sablonier vom Verband Pro Kultur Zürich weniger optimistisch. Nicht zuletzt, weil mit dem Aus der CS auch eine wichtige Konkurrentin der UBS im Kultur-Sponsoring wegfalle.
Auch berichteten diverse Kulturhäuser, dass es seit der Corona-Pandemie schwieriger sei, private Sponsorengelder für Veranstaltungen zu gewinnen, berichtet Sablonier. «Die Übernahme der CS verschärft dieses Problem noch weiter.»
Der Verband nimmt auch die Politik in die Pflicht: «Sollte es ums Überleben einzelner Kulturhäuser gehen, dann wäre es wichtig, dass der Staat unterstütze», sagt Sablonier.
Nur 10 Prozent Sponsorengelder
Immerhin: Ganz so abhängig wie der Sport ist die Kultur nicht von Sponsorengeldern. Diese machen rund 10 Prozent aus, so eine Einschätzung des Marketingexperten Hans-Willy Brockes. «In der klassischen Kultur macht das Sponsoring in den Etats nur einen sehr kleinen Anteil aus.»
Viel wichtiger seien die Gelder der öffentlichen Hand, von Mäzeninnen und Stiftungen. Er sieht darum die Kulturinstitutionen aufgrund der CS-Übernahme nicht gefährdet. Das werde in den Medien zu stark dramatisiert.