Was ist passiert? Die Schweiz hat 1.5 Milliarden Franken für den Wiederaufbau der Ukraine nach dem Krieg versprochen. Dieses Geld muss zwingend aus dem Budget der Deza kommen. Die Summe wird also anderswo gebraucht – und fällt nun bei der Kulturproduktion weg. Man müsse Prioritäten setzen, sagt Patricia Danzi, Direktorin der Deza.
Was wurde an den Sparmassnahmen kritisiert? Der mexikanische Oscar-Preisträger Alfonso Cuarón nutzte die Festivalbühne am Locarno Film Festival für einen Appell an die Schweizer Regierung: «Ich bitte die Schweiz, auf die Kürzungen zu verzichten. Diese Kulturförderung ist wichtig für die Welt des Films, und sie unterscheidet die Schweiz von anderen Ländern», sagte Cuarón.
Was sagt der Bundesrat? Cuaróns Appell stösst beim Bundesrat auf taube Ohren. «Weil im Bundesbudget das Geld fehlt, hat der Bundesrat entschieden, bei der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit beim Budget für die Kultur zu kürzen», so Ignazio Cassis. Dies sei auch eine strategische Entscheidung.
Welche Summe soll eingespart werden? Laut Medienmitteilung reduziert die Deza ihre Förderung von Partnerschaften mit Kulturakteurinnen und Kulturakteuren in der Schweiz ab 2025 um 45 Prozent von jährlich 3.7 Millionen auf 2 Millionen Franken pro Jahr bis 2028.
Warum unterstützt die Deza Kulturproduktionen? Um das gegenseitige Verständnis zu fördern. Die Probleme und Lebensumstände von Ländern in Asien, Südamerika oder Afrika zu zeigen, die die Deza unterstützt: Das lässt sich effizient über Kulturproduktionen vermitteln. Deshalb gibt's auch Deza-Gelder für Veranstaltungen wie das Zürcher Theater Spektakel. Vor allem aber hat sich die Zusammenarbeit mit den Film- und Kulturschaffenden dieser Länder etabliert.
Wie sieht so ein «Deza-Deal» konkret aus? Am Filmfestival Locarno etwa gibt es ein Austauschprogramm namens «Open Doors». Es holte Filmemacherinnen und -macher in die Schweiz und half ihnen bei der Produktion und Finanzierung. Das Programm wird Locarno nun massiv kürzen müssen. Es könnten weniger Leute nach Locarno eingeladen, aber auch weniger Gelder für solche Produktionen gesprochen werden.
Was sagt die Deza? Direktorin Patricia Danzi liess verlauten, man könne «nicht Geld zaubern und Unterstützung auch nicht heraufbeschwören.» Wenn weniger Geld da sei, gelte es, Prioritäten zu setzen. Man mache das «jeweils so gut, wie wir es für möglich halten. Aber es ist so, dass gewisse Organisatoren gewisse Fördergelder von uns nicht mehr bekommen».
Wen trifft diese Priorisierung? Die Entwicklungszusammenarbeit im kulturellen Bereich muss insgesamt gekürzt werden. Das betrifft nicht nur die Produktionen von Filmen in gewissen Ländern, sondern auch die Kinoauswertung in der Schweiz und das Kulturbüro «artlink». Ein Filmverleih wie Trigon Film ist auf das sogenannte «World Cinema» spezialisiert. Er wird in Zukunft etwas weniger Geld zur Verfügung haben. Dagegen regt sich jetzt der Widerstand im Kulturbereich.
Wie sieht der Widerstand aus? Die betroffenen Institutionen, darunter «Visions du Réel», das Zürcher Theater Spektakel und die Internationalen Kurzfilmtage Winterthur, haben sich im Vorfeld organisiert und zusammengestellt, was sie über diese Programme alles geleistet haben und haben letzte Woche in Locarno darüber informiert. Geplant ist eine Petition, um die Kürzungen auf dem politischen Weg aufzufangen.