Die «Regalien» für Charles III - 5 Schwerter, 2 Sporen, 3 Kronen: Was es für die Krönung braucht
Die Krönung von Charles III. folgt einem rund 900 Jahre alten Protokoll. Der mehrstündige Gottesdienst in der Westminster Abbey in London ist ein Ausflug ins Mittelalter – Salbung inklusive.
Die Krönungszeremonie ist ein Anlass, der genauso gut im Jahr 1123 hätte stattfinden können. Das zeigt schon ihr Anfang: Der Einzug in die Kirche von Westminster Abbey heisst offiziell «Prozession». Zu geistlicher Musik bringen Adlige, verdiente Personen der britischen Gesellschaft wie auch Prinzen als Pagen jene Dinge, die es nachher für die Krönung braucht.
Diese Objekte heissen wie im Mittelalter «Regalien». Sie sind gleichsam in Gold und Silber materialisierte «Hoheitsrechte» des Monarchen. Diese Kronjuwelen werden im Tower of London verwahrt.Neben Zeptern, Schwertern oder dem kostbaren Reichsapfel befinden sich darunter auch skurrilere Dinge wie Armspangen oder ein rätselhafter Stab (siehe Box).
Die Regalien von König Charles III
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Schwert der geistlichen Gerechtigkeit: Es symbolisiert die geistliche Macht, die Rolle des Königs als «Defender of the Faith» und weltlichem Oberhaupt der anglikanischen Kirchen.
Schwert der zeitlichen Gerechtigkeit: Es symbolisiert die politische und militärische Macht.
Curtana, das Schwert der Milde: Es hat ein stumpfes Ende und symbolisiert die Milde des Königs.
Staatsschwert: Es wird bei der Krönung oder Parlamentseröffnung vorangetragen.
Hochzeitsring von England: Zeigt die enge Verbindung von Monarchen und Untertanen. Lord Patel, ein Hindu, wird den Ring dem Erzbischof reichen, dieser gibt ihn dem König.
Armspangen: Sie symbolisieren Ehrlichkeit und Weisheit. Lord Kamall, ein Muslim, überreicht die Armspangen.
Schwert der Opfergabe: Es wird auf den Altar gelegt und dann dem König gegeben. Das heisst: Die Macht des Königs kommt von Gott.
Zepter mit Kreuz
Zepter der Gerechtigkeit und Gnade (Stab mit der Taube)
St.-Edwards-Stab: Dieser wurde 1661 neu geschaffen, weil Charles II. ihn unbedingt wollte. Wofür er da war, weiss man bis heute nicht.
Sporen: Stehen für Ritterlichkeit. Sie wurden 1661 neu und bewusst auf Mittelalter gemacht. Der Stachel hinten ist in der Form einer Tudor-Rose.
Reichsapfel: Er wiegt 1,2 Kilo und ist mit kostbaren Perlen und Edelsteinen verziert. mit einem Kreuz obendrauf. Der König bekommt damit die Aufgabe, die christliche Welt zu schützen.
St.-Edwards-Krone: Sie steht für den spirituellen Teil des Königtums. Der Monarch trägt diese Krone nur einmal im Leben – an der Krönung.
Imperiale Staatskrone / Imperial State Crown steht für die weltliche Macht des Königs.
Staatsrobe (rot): Sie hat eine Schleppe. Darüber trägt der König die Kette des Hosenband-St.-Georg’s-Ordens.
Auf dem Kopf trägt Charles III. eine Samtkappe mit Pelz, die Cap of maintenance. Sie ist ein Zeichen königlicher Autorität und wurde früher vom Papst vergeben. Der König trägt in rot gehaltene Kleidung bis zur Salbung.
Colobium sindonis: Weisses Hemd, das bis zu den Knöcheln geht. Anspielung an Alben geweihter Geistlicher.
Supertunika: Das ist eine Tunika, die darüber kommt.
Gürtel: Charles III wird damit gegürtet. Das Schwert der Opfergabe wird kurz daran befestigt.
Stola
Krönungsmantel oder Imperiale Robe: Die Robe von 1821 betont den Anspruch der englischen Könige auf kaiserliche Machtfülle. Sie sind keinem Herrscher auf Erden untertan (wie etwa dem Papst).
Der (rechte) Handschuh: Er symbolisiert Reinheit und Integrität. Botschaft: Der König soll mit sanfter Hand regieren.
Staatsrobe
Die Kronjuwelen tragen aber keinen Funken Mittelalter mehr in sich. Sie gehen auf das Jahr 1661 zurück. Davor hatte Oliver Cromwell die Macht ergriffen und fast alle Kronjuwelen einschmelzen lassen.
Die britische Monarchie ist die letzte, die heute noch «Regalien» verwendet. 70 Jahre nach der Krönung von Elisabeth II wurden die Kronjuwelen geputzt und angepasst: etwa die alte Krone von Queen Mary für den Kopf von Queen Camilla und die Robe seines Grossvaters George VI. für König Charles III.
Die Regalien von Königin Camilla
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Stab mit der Taube: Er ist aus Gold und Elfenbein, was zu Kontroversen führte. Eine Taube (Heiliger Geist) sitzt oben darauf; ihre Flügel sind geschlossen und nicht wie beim Zepter des Monarchen ausgespannt.
Ring
Queen Marys Krone: Sie stammt von 1911. Der umstrittene Koh-i-Noor Diamant aus Indien wurde entfernt und durch den Cullinan-Diamant aus Südafrika ersetzt.
Staatsroben: Beim Einzug trägt Königin Camilla die rote Staatsrobe, die Königin Elisabeth II bei ihrer Krönung 1953 trug. In der St. Edward’s Kapelle wechselt sie in eine violette Staatsrobe, neu produziert von der Royal School of Needlework. Die Pflanzen und Insekten darauf zeigen die Liebe zur Natur, die König und Königin teilen.
Liturgische Regalien:
Ampulla: Salbölbehälter in Form eines Adlers, aus dessen Schnabel das Öl auf den Salblöffel gegossen wird.
Salblöffel: Zusammen mit dem Salbungsstuhl älteste britische Regalie, stammt noch aus dem Mittelalter.
Der Neue trägt Gebrauchtes
Der Monarch wird im Gottesdienst mehrfach umgekleidet, gesalbt und neu eingekleidet. Das zeigt seine Transformation zum gesalbten und von der Kirche eingesetzten Herrscher.
Charles III. wählte aus Nachhaltigkeitsgedanken Krönungsroben, die schon frühere Monarchen trugen, wie der Palast schreibt. Auch golddurchwirkte Roben gehören zum Kronschatz.
Das Empire lässt grüssen
Der Reichsapfel mit dem Kreuz obenauf erinnert mit 365 Diamanten und Perlen an den Eid des Königs, jeden Tag im Jahr die Kirche zu schützen. Ebenso tragen seine zwei Zepter Kreuze. Sie repräsentieren die Macht des Königs.
Ein Zepter enthält ein Stück vom einst grössten Diamanten der Welt, dem Stern von Afrika. Nicht nur durch diesen, sondern durch alle Kronjuwelen funkelt die koloniale Vergangenheit des British Empire.
Göttliches Gütesiegel
Die meisten Regalien werden während der Zeremonie nach vorne in die Vierung der Kirche gebracht, dem «coronation theatre». Dazu gehören fünf Schwerter für einen ritterlichen, tugendhaften, gerechten, starken und frommen König.
Live-Übertragung der Krönung
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SRF 1 überträgt Paraden und Krönungsgottesdienst live am Samstag, 6.5. ab 10:30 Uhr in einer G&G-Royal-Sondersendung.
Die Bilder kommen von der BBC, die das historische Ereignis auch hervorragend online dokumentiert.
Die Regalien nimmt der anglikanische Erzbischof von Canterbury entgegen, reicht sie dem Monarchen an, legt sie wieder auf den Altar. So wird immer wieder deutlich gemacht, woher die Macht kommt und auch wieder hingeht: zu Gott.
Die Krone kommt am Schluss
Dem Ritual setzt der Erzbischof von Canterbury dann wortwörtlich die Krone auf. Und zwar die über zwei Kilo schwere St. Edward’s Crown. Sie trägt der König nur einmal im Leben, bei seiner Krönung. Erst danach nimmt der König den Thron ein.
Nach der Krönung der Queen Consort erhalten beide die Kommunion. Dann ziehen sie sich in die St. Edwards Kapelle zurück, wo sie nochmals umgekleidet werden.
Der König wechselt die Krone. Und heraus tritt er nun mit der Imperial State Crown, der wichtigsten aller Kronjuwelen. Sie wird er auch zur Parlamentseröffnung tragen. Das Gute daran: Sie wiegt nur ein Kilo.
Nun ist das meiste überstanden – und endlich singt die ganze Gemeinde «God save the King».
Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Talk, 05.05.2023, 09:03 Uhr
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