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Wenn der Scanner summt
Aus Kontext vom 12.11.2019. Bild: Walter Bieri
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Digitalisierung der NZZ Terabytes statt Tonnen von Papier

Die Zentralbibliothek Zürich scannt alle Ausgaben der «Neuen Zürcher Zeitung» seit 1780 und macht sie maschinenlesbar. Ab Ende 2021 sollen die 1.9 Millionen Zeitungsseiten für alle frei verfügbar sein.

Ein Stockwerk unter dem grossen Lesesaal der Zentralbibliothek Zürich (ZB) liegt das Digitalisierungszentrum. «Hier steht ein Maschinenpark im Wert von rund einer Million Franken», sagt der Leiter des Zentrums, Peter Moerkerk.

In der Hand hält er einen Datenträger so gross wie eine Streichholzschachtel. Darauf finden sich die NZZ-Ausgaben von 1780 bis 1857. Das sind 67'000 von insgesamt 600'000 NZZ-Seiten, die die ZB bisher digitalisiert hat.

Jesko Reiling ist für die Planung und Koordination der Abläufe der NZZ-Digitalisierung zuständig. Die Zeitungsjahrgänge bis 1950 habe die ZB bereits letztes Jahr für ein Forschungsprojekt digitalisiert, erklärt Reiling. «Alle anderen NZZ-Jahrgänge, rund 1.3 Millionen Seiten, haben wir noch nicht gescannt.» Diese Arbeit beginnt jetzt.

Roboterarbeit und Handarbeit

Die historischen Bände bis 1857 digitalisierte die ZB selbst, die anderen Jahrgänge wurden und werden extern verarbeitet, von einer Firma in Morges (VD), zum Teil durch einen Roboter, zum Teil von Hand.

Eine Frau scannt einen alten Druck ein.
Legende: Im «Maschinenpark» des Digitalisierungszentrums der ZB steht für jedes Objekt – Handschriften, Grafiken, Kartenmaterial – ein geeigneter Scanner zur Verfügung. Peter Moerkerk

«Der Roboter schafft pro Minute etwa 100 Seiten», erklärt Peter Moerkerk. Die wertvollen Bestände der Bibliothek werden per Hand gescannt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ZB schaffen drei- bis vierhundert Seiten – pro Stunde.

Veränderte Nutzungsgewohnheiten

Warum digitalisieren Bibliotheken ihre Bestände? Das liege daran, wie man heute Daten suche, sagt Peter Moerkerk. «Es wird heute nicht mehr finanziert, dass sich Forscher drei Monate in Zürich aufhalten, um durch alte NZZ-Ausgaben zu blättern», sagt Peter Moerkek. «Und es ist ein unheimlicher Unterschied in der Geschwindigkeit, wenn man Begriffe über Millionen von Seiten suchen kann.»

Jesko Reiling fügt hinzu, dass die ZB ja auch alte Drucke und Handschriften scannt: «Hier ist die Digitalisierung natürlich Teil des bibliothekarischen Auftrags der Sicherung und Bewahrung der Bestände. Dadurch macht man die Kulturgüter dauerhaft verfügbar.»

Eine Million Franken teuer

Das NZZ-Digitalisierungsprojekt kostet eine Million Franken. Die grössten Kosten fallen nach dem Scannen bei der Segmentierung an. Die Seiten werden strukturiert sowie für die automatische Volltextsuche vorbereitet. «Die gescannten Bilder werden so für die Nutzerinnen und Nutzer durchsuchbar», sagt Jesko Reiling.

Die Kosten der Digitalisierung der NZZ-Bestände teilen sich der Lotteriefonds des Kantons Zürich (500'000 CHF), die Zentralbibliothek und die Schweizerische Nationalbibliothek in Bern (je 200'000 CHF) und die UBS Kulturstiftung (100'000 CHF) auf.

Eine Frau scannt ein altes Dokument ein.
Legende: Wertvolle Originale werden per Hand gescannt. Schneller geht es allerdings mit einem Roboter. Peter Moerkerk

Die NZZ stellt ihr gesamtes Archiv kostenfrei zur Verfügung. Nur die Ausgaben der letzten 25 Jahre bleiben hinter der Bezahlschranke der Zeitung.

Ein günstiger Deal für das Medienhaus: Die öffentliche Hand übernimmt den Grossteil der Kosten, die NZZ sieht ihre Ausgaben gesichert und online verfügbar.

Vom Sterben der Zeitungsarchive

Die Kehrseite der Digitalisierung ist, dass Medienunternehmen ihre eigenen Archiv- und Dokumentationsabteilungen abbauen oder – wie die NZZ – sogar schliessen.

Das digitale Archiv der NZZ existiert nur noch bis Ende 2019. Die Stellen der Mediendokumentation werden abgebaut, zwei langjährigen Angestellten der Archivabteilung wurde gekündigt. Die Digitalisierung bietet neue Möglichkeiten der Recherche. Sie kostet aber auch Opfer.

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