Einige hunderttausend Bücher aus Deutschschweizer Beständen will Google in den nächsten zwei Jahren auf den Scanner legen. Die Bände kommen aus der Zentralbibliothek Zürich, der Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern und der Universitätsbibliothek Bern. Diese drei Bibliotheken gewähren dem Internetgiganten Zugang zu ihren Bücherregalen.
Man habe das Books-Projekt schon lange verfolgt, sagt Christian Lüthi, Vizedirektor der Universitätsbibliothek Bern. Er habe sich gefreut, als Google anfragte: «Das ist ein Imagegewinn und eine grosse Chance, dass wir zu den ausgewählten Bibliotheken gehören.» Diese müssen die Bücher bereitstellen, alles andere bezahlt Google. Zusätzlich erhalten sie von jedem gescannten Buch eine digitale Kopie für den eigenen Gebrauch.
Dass Bücher eingescannt werden, ist nicht neu. Die Digitalisierung verändert auch die Bibliotheken. Seit Jahren treiben sie deshalb eigene Programme voran, um ihre Bestände online verfügbar zu machen. Mit Google als Partner gehe diese Arbeit aber viel schneller voran, sagt Lüthi: «Mit unseren Mitteln können wir einige hundert Bände pro Jahr digitalisieren. Jetzt kriegen wir innerhalb von zwei Jahren hunderttausend Bände hin.»
Zeitungen von vorgestern, neu aufbereitet
Er erhofft sich davon, schlummernde historische gedruckte Bestände näher an die Kundschaft heranzubringen, indem sie online und als Volltext erschlossen werden. Aus den Schweizer Beständen werden Bücher und Texte aus dem 18. und 19. Jahrhundert eingelesen. Diese Werke sind urheberrechtlich nicht mehr geschützt.
Das ist nicht immer so, wenn Google scannt. Für das Books-Projekt werden auch urheberrechtlich geschützte Arbeiten digitalisiert und dann in Auszügen im Internet zugänglich gemacht. Dafür erntete der Konzern schon viel Kritik. Google wolle das Wissen der Welt organisieren und zugänglich machen. Das sei die Mission des Projekts und treibe den Konzern an, heisst es.
Beim Projekt profitieren alle Beteiligten
Daniel Tschirren von der Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern hat noch eine andere Vermutung, weshalb Google viel Geld in sein Bücher-Projekt steckt. Er glaubt, dass sich Google damit Wissen im Umgang mit grossen Datenmengen aneignet: «Wir vermuten, dass Google ein materielles Interesse daran hat, Texte mithilfe von künstlicher Intelligenz zu erkennen und auszuwerten. Das Ziel wird sein, dass der Computer Fragen beantworten kann, die sich ein Mensch sonst mit grossem Aufwand selber beantworten müsste.»
Die Bibliotheken kamen zum Schluss, dass ihnen die Zusammenarbeit mit Google mehr Vor- als Nachteile bringt. Das Projekt bringt also allen Beteiligten Nutzen: Die Bibliotheken können ihre Digitalisierung vorantreiben und Google kommt an Daten, die der Konzern letztlich auch kommerzialisieren kann.