Sie sind fast so bekannt wie der Papst selbst, die Soldaten der Päpstlichen Schweizergarde in ihren blau-gelb-rot gestreiften Uniformen. Jede und jeder Romreisende kennt sie. «Es ist schon speziell, wenn einen alle so anschauen. Man fühlt sich ein bisschen wie ein Rockstar», bekennt Eliah Cinotti aus Biel denn auch.
Cinotti ist einer von 135 Soldaten und Offizieren, die zurzeit in Rom ihren Dienst verrichten. Für einen Sold von 1200 Euro. Kost und Logis inbegriffen.
Was treibt die jungen Männer an?
Pierre Pistoletti, Westschweizer Journalist und Filmemacher, wollte wissen, was junge Schweizer heutzutage dazu bewegt, sich für zwei Jahre in den Dienst des Vatikans zu stellen. Daraus hat er den Dokumentarfilm «Die Schutzengel von Papst Franziskus» gemacht. Pistoletti verbrachte viel Zeit mit den jungen Männern, das war ihm wichtig.
«Es sind junge Männer, für die der Glaube im Zentrum steht», erzählt Pistoletti. «Sie müssen körperlich fit sein, erhalten eine Ausbildung in Personenschutz und dürfen zwei Jahre in einer der schönsten Städte der Welt verbringen. Das ist nicht unattraktiv.»
Christoph Graf ist Kommandant der Päpstlichen Schweizergarde. Ihm sei es ein Anliegen, den Dienst in Rom einer neuen Generation schmackhaft zu machen. Denn die Garde hat ein Nachwuchsproblem. Das Ansehen der römisch-katholischen Kirche ist nach all den Missbrauchsskandalen nicht das Beste. Das merkt auch die Garde.
Als 147 Gardisten umkamen
Die Schweizergarde ist ein Überbleibsel aus der Zeit der Reisläuferei, als Schweizer Soldaten in ganz Europa begehrte Söldner waren. 1505 holte Papst Julius II. 200 von ihnen nach Rom. Sein Nachfolger Clemens VII. tat ihnen allerdings keinen Gefallen, als er sich mit Frankreich, England und den umliegenden Fürstentümern verbündete und damit den Zorn des Kaisers von Habsburg Karls V. auf sich zog.
Dieser fiel am 6. Mai 1527 in die Stadt Rom ein. Bei der Verteidigung kamen 147 Schweizergardisten ums Leben, die restlichen verschanzten sich zusammen mit Papst Clemens VII. in der unweit des Petersdoms gelegenen Engelsburg. Von dort aus konnte sich dieser in Sicherheit bringen.
Das Leben des Papstes wurde gerettet. Seither werden jedes Jahr am 6. Mai die neuen Gardisten vereidigt. Sie schwören Tapferkeit und Treue bis zum Einsatz des eigenen Lebens.
Ohne Glaube ist es schwer
Seit den beiden Attentaten auf Papst Johannes Paul II. von 1981 und 1982 ist die Ausbildung der Gardisten erheblich professionalisiert worden. Heute verfügt die Truppe über Pistolen, Maschinenpistolen und Taser, deren Handhabe die Rekruten seit den Attentaten von Paris von 2015 in enger Zusammenarbeit mit der Tessiner Kantonspolizei trainieren. Die Offiziere, die den Papst auf Dienstreisen begleiten, arbeiten mit der italienischen Armee und den Carabinieri zusammen.
Dienstwillige müssen die Schweizer Staatsbürgerschaft besitzen, die Rekrutenschule abgeschlossen haben und katholischen Glaubens sein. Der Glaube verbinde sie alle, meint Hellebardier Michel Stasczewicz aus Lausanne: «Ohne Glaube ist es sehr schwer, hier Dienst zu tun.»
Die Gardisten schieben oft und lange Wache. «Wir stehen manchmal sechs oder acht Stunden herum, müssen auf der Hut und konzentriert sein», sagt Michel Stasczewicz. «Da hilft es, Gebete, Gedanken, ein Zeichen gen Himmel zu schicken.»