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Faktencheck zur Papstwahl Wie realistisch ist das Konklave im Streaming-Hit «Conclave»?

Nach der Beerdigung des Papstes rückt die Wahl seines Nachfolgers in den Fokus. Der Film «Conclave» handelt vom stillen Spektakel – und wird rege gestreamt. Doch was stimmt im Film – und was ist frei erfunden?

Er taucht aus dem Nichts auf und keiner wusste von ihm: Doch Kardinal Vincent Benitez wird in «Conclave» eine zentrale Rolle spielen. Zum Kardinal ernannt hat ihn im Film der verstorbene Papst. Doch im Geheimen, damit Benitez in Ländern wie dem Irak oder Afghanistan wirken kann.

Ist diese Kardinalsernennung rechtens?

Ernennung «in pectore», heisst das im Film. Dieses Verfahren gibt es. Doch das Kirchenrecht verlangt, dass der Name öffentlich gemacht wird, etwa im Testament des Papstes. Ob die Ernennungsurkunde reichen würde, ist umstritten.

Benitez hätte also im echten Vatikan eventuell nicht die Rechte eines Kardinals und könnte nicht am Konklave teilnehmen. Zum Papst gewählt werden könnte er – das kann jeder unverheiratete, römisch-katholisch getaufte Mann.

Kontakte mit fatalen Folgen

Im Film stellen sich Fragen: Wurde der Papst umgebracht? Hat einer der Papabili (Bezeichnung für Kardinäle, denen bei einer Papstwahl Chancen gegeben wird) Dreck am Stecken? Um dies herauszufinden, schickt Kardinal Thomas Lawrence im Film seinen Sekretär auf Spurensuche.

Kurz erklärt: So läuft das echte Konklave ab

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Versammlung von Kardinälen in roter Kleidung in einem prunkvollen Saal.
Legende: Konklave zur Wahl des Papstes am 18.4.2005 in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan. IMAGO/epd

Papst stirbt oder tritt zurück: Die Kardinäle unter 80 Jahren werden nach Rom gerufen.

Vorbereitungen: Die Sixtinische Kapelle wird abhörsicher gemacht, die Kardinäle schwören Verschwiegenheit.

Einschluss: Mit dem Ruf «Extra omnes!» beginnt die abgeschirmte Phase des Konklaves.

Wahlgänge: Täglich finden bis zu vier Wahlgänge statt. Gewählt wird geheim, ein Kandidat braucht zwei Drittel der Stimmen.

Rauchsignale: Nach jeder Abstimmung werden die Stimmzettel verbrannt. Schwarzer Rauch bedeutet: kein Ergebnis. Weisser Rauch zeigt: ein neuer Papst ist gewählt.

Annahme der Wahl: Der Gewählte nimmt an und wählt seinen Papstnamen.

Verkündung: Der neue Papst wird auf dem Balkon des Petersdoms mit den Worten «Habemus Papam!» vorgestellt.

Das erste Konklave bei einer Papstwahl fand im Jahr 1241 statt. Papst Gregor X. legte das Konklave-Verfahren als gültige Papstwahlform fest.

Doch im Konklave sind jegliche Kontakte zur Aussenwelt untersagt. Die Strafe: Exkommunikation, also Ausschluss aus der römisch-katholischen Kirche. Wer würde das schon riskieren?

Um zu garantieren, dass nichts aus der Aussenwelt die Entscheidung beeinflusst und nichts aus dem Konklave nach draussen dringt, sind jegliche Medien und Handys verboten.

Wer leitet das Konklave?

Ein Konklave leiten: keine einfache Aufgabe. Aber eine mit viel Einflussmöglichkeiten. Das zeigt der Film. Vor allem, wenn die verschiedenen Fraktionen der Kirche so zerstritten sind. Glücklich ist Kardinal Lawrence nicht gerade, dass genau er das Konklave leiten muss. Doch der Papst habe es so bestimmt. Das stimmt nur halb.

Versammlung von kirchlichen Würdenträgern in roten Gewändern.
Legende: Kardinal Thomas Lawrence, gespielt von Ralph Fiennes, leitet in der Fiktion «Conclave» das Konklave. In der Realität würde die Leitung wohl anders zustande kommen. Ascot ELite Entertainment Group

Das Kirchenrecht sieht vor, dass der Kardinaldekan das Konklave leitet, sofern er unter 80 ist. Dieser wird gewählt aus dem Kreis und von den Kardinalbischöfen, der Elite der Kardinäle. Diese wiederum ernennt der Papst. Der Papst kann also Einfluss nehmen auf den Kreis der Kandidaten, ernennen kann er den Kardinaldekan jedoch nicht.

Samt oder Seide

Immer wieder werden sie zurechtgerückt, an- und ausgezogen, in Verzweiflung zerknittert: Die Scheitelkäppchen, oder Pileoli, spielen eine zentrale Rolle im Film. Samten glänzen sie, in Realität sind sie aus Seide.

Mit den Kleidern nimmt es der Film eigentlich sehr genau, schliesslich gehören sie zum Pomp des Zeremoniells. Doch in einer Szene tragen die Kardinäle Messgewänder, obwohl sie keinen Gottesdienst feiern.

Männer in roten Roben sitzen an Tischen.
Legende: «Conclave» beweist viel Liebe zum Detail – meistens jedenfalls: Das zeigt sich besonders bei den Gewändern, die die Kardinäle tragen. Ascot Elite Entertainment Group

Oder sie rauchen im Freien in ebendiesen Messgewändern, obwohl diese in der Sakristei an- und ausgezogen werden. Auch der Papst trägt nicht das Richtige: Er wäre kaum im Pyjama aufgebahrt.

Von Störsendern und Fraktionen

Eine Ungenauigkeit gibt es auch beim Wahlverfahren: Hier lesen die ersten zwei Kardinäle den Namen still, der dritte liest ihn laut vor. Und auch die Standorte stimmen nicht so ganz: Das Gästehaus Santa Marta ist in der Realität viel näher an der sixtinischen Kapelle als im Film.

Daneben zeigt der Film aber auch vieles, das stimmt. Von den Störsendern in der sixtinischen Kapelle über abgeschottete Zimmer bis hin zu den verschiedenen Fraktionen der Kirche, die auch diesmal versuchen werden, die Wahl hinter den Kulissen zu ihren Gunsten zu beeinflussen.

Transparenzhinweis

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Eine frühere Version des Artikels enthielt eine ungenaue Darstellung zur Kardinalsernennung «in pectore». Korrekterweise ist es umstritten, ob die Ernennungsurkunde für das Verfahren ausreicht. Ob ein auf diese Weise ernannter Kardinal Kardinalsrechte besitzt, ist ebenso umstritten.

SRF 1, Echo der Zeit, 25.4.2025, 18:00 Uhr

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