Er taucht aus dem Nichts auf und keiner wusste von ihm: Doch Kardinal Vincent Benitez wird in «Conclave» eine zentrale Rolle spielen. Zum Kardinal ernannt hat ihn im Film der verstorbene Papst. Doch im Geheimen, damit Benitez in Ländern wie dem Irak oder Afghanistan wirken kann.
Ist diese Kardinalsernennung rechtens?
Ernennung «in pectore», heisst das im Film. Dieses Verfahren gibt es. Doch das Kirchenrecht verlangt, dass der Name öffentlich gemacht wird, etwa im Testament des Papstes. Ob die Ernennungsurkunde reichen würde, ist umstritten.
Benitez hätte also im echten Vatikan eventuell nicht die Rechte eines Kardinals und könnte nicht am Konklave teilnehmen. Zum Papst gewählt werden könnte er – das kann jeder unverheiratete, römisch-katholisch getaufte Mann.
Kontakte mit fatalen Folgen
Im Film stellen sich Fragen: Wurde der Papst umgebracht? Hat einer der Papabili (Bezeichnung für Kardinäle, denen bei einer Papstwahl Chancen gegeben wird) Dreck am Stecken? Um dies herauszufinden, schickt Kardinal Thomas Lawrence im Film seinen Sekretär auf Spurensuche.
Doch im Konklave sind jegliche Kontakte zur Aussenwelt untersagt. Die Strafe: Exkommunikation, also Ausschluss aus der römisch-katholischen Kirche. Wer würde das schon riskieren?
Um zu garantieren, dass nichts aus der Aussenwelt die Entscheidung beeinflusst und nichts aus dem Konklave nach draussen dringt, sind jegliche Medien und Handys verboten.
Wer leitet das Konklave?
Ein Konklave leiten: keine einfache Aufgabe. Aber eine mit viel Einflussmöglichkeiten. Das zeigt der Film. Vor allem, wenn die verschiedenen Fraktionen der Kirche so zerstritten sind. Glücklich ist Kardinal Lawrence nicht gerade, dass genau er das Konklave leiten muss. Doch der Papst habe es so bestimmt. Das stimmt nur halb.
Das Kirchenrecht sieht vor, dass der Kardinaldekan das Konklave leitet, sofern er unter 80 ist. Dieser wird gewählt aus dem Kreis und von den Kardinalbischöfen, der Elite der Kardinäle. Diese wiederum ernennt der Papst. Der Papst kann also Einfluss nehmen auf den Kreis der Kandidaten, ernennen kann er den Kardinaldekan jedoch nicht.
Samt oder Seide
Immer wieder werden sie zurechtgerückt, an- und ausgezogen, in Verzweiflung zerknittert: Die Scheitelkäppchen, oder Pileoli, spielen eine zentrale Rolle im Film. Samten glänzen sie, in Realität sind sie aus Seide.
Mit den Kleidern nimmt es der Film eigentlich sehr genau, schliesslich gehören sie zum Pomp des Zeremoniells. Doch in einer Szene tragen die Kardinäle Messgewänder, obwohl sie keinen Gottesdienst feiern.
Oder sie rauchen im Freien in ebendiesen Messgewändern, obwohl diese in der Sakristei an- und ausgezogen werden. Auch der Papst trägt nicht das Richtige: Er wäre kaum im Pyjama aufgebahrt.
Von Störsendern und Fraktionen
Eine Ungenauigkeit gibt es auch beim Wahlverfahren: Hier lesen die ersten zwei Kardinäle den Namen still, der dritte liest ihn laut vor. Und auch die Standorte stimmen nicht so ganz: Das Gästehaus Santa Marta ist in der Realität viel näher an der sixtinischen Kapelle als im Film.
Daneben zeigt der Film aber auch vieles, das stimmt. Von den Störsendern in der sixtinischen Kapelle über abgeschottete Zimmer bis hin zu den verschiedenen Fraktionen der Kirche, die auch diesmal versuchen werden, die Wahl hinter den Kulissen zu ihren Gunsten zu beeinflussen.