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Fünf Jahre seit Corona Peter Schneider: «Zoom-Apéros finde ich nach wie vor sehr cool»

Der Psychoanalytiker Peter Schneider begrüsst in seiner Praxis in der Stadt Zürich Patienten, meist reicht er ihnen zur Begrüssung die Hand – eine Geste, die während der Pandemie nicht mehr üblich war. Der erste Corona-Fall der Schweiz ist mittlerweile fünf Jahre her. Es folgte eine Krisenzeit, die mit einem Lockdown und weitreichenden Veränderungen unser Leben bis heute umkrempelte.

Peter Schneider

Psychoanalytiker

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Peter Schneider ist 1957 in Deutschland geboren. Er studierte Philosophie, Germanistik und Psychologie. Heute lebt er in Zürich und arbeitet als Psychoanalytiker in einer eigenen Praxis.

Schneider ist Privatdozent für klinische Psychologie an der Universität Zürich sowie an der internationalen Universität für Psychoanalyse in Berlin. Ausserdem betätigt er sich als Satiriker und Kolumnist und ist Autor verschiedener Bücher.

SRF: Wie oft schütteln Sie noch Hände?

Peter Schneider: Relativ wenig. In der Praxis ist das eine Zeit lang ausgestorben gewesen. Bei Leuten, die erst kürzlich neu hinzugekommen sind, schüttele ich schon die Hände. Manchmal wäre es dann sehr verkrampft, wenn man die Hände hinter dem Rücken verstecken würde. Aber insgesamt ist es weniger geworden.

Welche Veränderungen hat Corona für Sie gebracht?

Ich habe Vorlesungen per Zoom gemacht, was auch sehr schön war. Man konnte während der Vorlesung rauchen. Früher musste man dafür immer rausgehen.

Die Einsamkeit ist dageblieben.

Beim ersten Lockdown haben eine Freundin und ich angefangen, Apéros per Zoom zu machen. Das war sehr gemütlich.

Hat Sie während der Pandemie auch etwas genervt?

Dass der Widerstand gegen den Lockdown mit viel Heuchelei verbunden war. Etwa wenn man gesagt hat, dass wir unsere alten Angehörigen jetzt nicht mehr in die Arme nehmen können. Doch die Menschen haben nach dem Lockdown keine grossen Schlangen vor den Alters- und Pflegeheimen gebildet, um jetzt endlich ihre Angehörigen zu umarmen. Die Einsamkeit ist dageblieben.

«Lügenpresse», «Impfgegner», «Massnahmenkritiker»: Der Ton wurde während Corona zum Teil hart und rau. Liegt das am Virus?

Das hat die Verschwörungstheoretiker und -theoretikerinnen natürlich gestärkt. Aber wenn es nicht Corona gewesen wäre, hätte es auch etwas anderes sein können. Das sieht man ja jetzt.

Was steht in 50 Jahren in den Geschichtsbüchern zu Corona?

Es wird eine unter anderen Epidemien und Pandemien sein, wie die Spanische Grippe, die relativ viele Todesfälle verursacht hat. Ansonsten wird das wahrscheinlich nicht wie die Pest in die Geschichtsbücher eingehen.

Sie sagen, Corona habe zwar kurzzeitig einiges geändert, in vielen Bereichen sei man aber wieder zum Status Quo zurückgekehrt. Oder ist doch etwas geblieben?

Diese Zoom-Apéros finde ich nach wie vor sehr cool. Auch, dass man sich nicht mehr wie wild die Hände schüttelt, ist wahrscheinlich nicht schlecht. Denn ich habe seither keine Erkältung mehr gehabt.

Zu Hause kann es auch ganz schön sein.

Zudem ist auch die Erkenntnis gestärkt worden, dass man nicht auf jeder Hundsverlochete sein muss, sondern dass es zu Hause auch ganz schön sein kann.

Das Gespräch führte Noëmi Ackermann.

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Radio SRF 4 News, Echo der Zeit, 24.2.2025, 18:00 Uhr ; 

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