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Gesellschaft & Religion Che Guevara: Freiheitskämpfer oder Terrorist?

Wie hat sich das Bild des Kriegers im Laufe der Geschichte verändert? Wofür stehen Krieger heute? Der neuzeitliche Krieger Che Guevara wurde mit Baskenmütze, langen lockigen Haaren und spärlichem Bart zur Ikone. Ist er Freiheitskämpfer oder doch eher Terrorist? Herfried Münkler analysiert.

Das Bild des Kriegers

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Der Krieger: Wie hat sich das Bild des Kriegers im Laufe der Geschichte verändert? Wofür stehen diese Krieger heute?

Wir würde man Che Guevara aus heutiger Perspektive bezeichnen: als Terrorist oder als Freiheitskämpfer? Vermutlich nicht als Terrorist. Die Gefechtsführung, die er zusammen mit Fidel Castro in Kuba praktiziert hat – die er dann auch in seinen Schriften «Partisanenkrieg, eine Methode» und ähnlichem propagiert hat –, begründet sich eigentlich nicht auf der systematischen Erzeugung von Schrecken; wie man Terrorismus definieren sollte.

Ikone des bewaffneten Freiheitsversprechens

Hier geht es vielmehr um die physische Ausschaltung der – wie Che Guevara gesagt hätte – Kräfte der Reaktion, in einer Form des Partisanenkrieges. Er ist also eher ein Partisan. Einer, der nicht den Weg in die Regularität gegangen ist, weil nicht die Mechanisierung der Bewegung im Mittelpunkt stand, sondern die Motivation von innen heraus. In diesem Sinne tritt er eigentlich als die Ikone des bewaffneten Freiheitsversprechens auf.

Das berühmte Foto mit der Baskenmütze mit dem Stern oben drauf, mit dem in die Zukunft gerichteten Blick, den langen lockigen Haaren und dem etwas spärlichen Bart, das ist so etwas wie eine Variation der Christus-Ikone. Von einem, der nicht wehrlos ans Kreuz geht, um auf diese Weise die Menschheit zu retten, sondern der als Theoretiker zur Waffe gegriffen hatte.

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Che Guevara
aus 100 Sekunden Wissen vom 09.10.2012.
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Wenn man obendrein noch beachtet, dass er Asthma hatte, dass er seinem dafür wenig geeigneten Leib permanent Kampfbereitschaft abgerungen hat, dann symbolisiert er den romantisierten Krieger.

Che Guevara ist so etwas wie eine modernisierte Gestalt von Siegfried oder Achill, jedenfalls für die lateinamerikanischen Verhältnisse. Aber auch für die eigentlich mental schon abgerüsteten – des Heroischen aber noch bedürftigen – Europäer, die ihn zu dieser romantischen Figur gemacht haben.

Herfried Münkler

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Als Politologe lehrt Herfried Münkler an der Humboldt-Universität Berlin. Er veröffentlichte mehrere Bücher zur Theorie der «neuen Kriege». Zuletzt erschien «Der Große Krieg. Die Welt 1914 und 1918».

Zu Recht oder Unrecht?

Wann ein Kampf gerechtfertigt ist und wann nicht, darüber kann man diskutieren. Bei den alten Kriegern lag die Rechtfertigung nicht in der Begründung, dass eine bessere Welt erkämpft werden müsste oder in einem Freiheitsversprechen, sondern sie ergab sich aus der Symmetrie der gegeneinander im Duell Antretenden.

Die Rechtfertigung lag also im Verfahren, während sie bei Che Guevara im Ziel liegt: in der gewaltsamen Herstellung einer besseren Welt.

Erzählungen als Rechtfertigung

Wenn Krieger in irgendeiner Weise Akzeptanz finden wollen, wenn sie Vorbild-Charakter haben wollen, dann benötigen sie eine Rechtfertigungs-Erzählung: Diese muss das Bild des Gewalt-Anwenders, der Tötungsmaschine, entkräftigen und sie mit dem Versprechen umgeben, die Welt besser machen zu wollen.

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