Schon als Kind nehmen wir Bedrohungen ausserhalb des Hauses wahr. Wir entwickeln Phantasien und Träume hinsichtlich einer herausfordernden, bedrohlichen Welt. Dabei sind Heroen wie Prinz Eisenherz so etwas wie Krücken, mit denen wir gehen lernen, und die so etwas wie Identifikationsfiguren sind.
Was wir von uns selbst denken wollen
In unseren Vorstellungen möchten wir ein Stück weit wie er sein, in einem offenen, fairen Kampf obsiegen – und uns nicht aus dem Hinterhalt durchsetzen. Das ist das narrative Angebot der Geschichten um Prinz Eisenherz: Es zeigt das, was man gerne auch von sich selber denken möchte.
Prinz Eisenherz ist ein Sohn des Königs von Thule. Er kommt an Artus Hof, auf die Burg Camelot, und wird erst Knappe und später Ritter der Tafelrunde. Er steht für Aufstiegswille, Mut, Risikobereitschaft und Härte.
Eine Identifikationsfläche für jeden
Er ist so etwas wie ein Archetypus des Kriegers, in dem Sinne, dass junge Menschen sich an dem Bild des Helden orientieren. Das ist der Gedanke des Archetypischen: Es gibt keine bestimmte Besonderheit und Einmaligkeit, der Archetyp ist anschlussfähig für ganz unterschiedliche Ausgestaltungen.
Es die Kunst, eine Figur so zu erzählen, dass sie archetypisch anschlussfähig ist und nicht in einer ganz besonderen Situation aufgeht. Das kann man sehen an Figuren wie Prinz Eisenherz, er hat ja obendrein noch einen sprechenden Namen, aber sicherlich auch an Achill oder Siegfried.
Krieger in postheroischen Zeiten
Solche Figuren haben etwas Ansprechendes, auch in unserer postheroischen Zeit.
Das Bedürfnis etwas Besonderes zu sein oder zu werden ist nach wie vor da. Und das scheint im Rahmen der Adoleszenz offensichtlich häufig nicht befriedigt zu werden. Das sieht man daran, dass junge Menschen im Alter von 14 oder 15 Jahren abhauen, um in Kriegsgebieten ihren Phantasien zu begegnen. Da werden sie natürlich in der Regel bitterlich enttäuscht.